19.03.2021 Die Kaiserschnittrate ist erstmals seit 2011 gestiegen
News KrankenhausFast jedes dritte Neugeborene wurde 2019 per Kaiserschnitt entbunden, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Verdopplung seit 1991
Fast jedes dritte Neugeborene wurde 2019 per Kaiserschnitt entbunden. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Von zirka 742.500 Kindern kamen demnach etwa 221.500 durch einen chirurgischen Eingriff auf die Welt. Die Kaiserschnittrate lag mit 29,6 Prozent noch etwas höher als 2018 (29,1 Prozent). Seit 1991 hat sich der Anteil operativ durchgeführter Geburten, der damals bei 15,3 Prozent lag, nahezu verdoppelt. Dabei werden die Gründe für die Entwicklung der Kaiserschnittgeburten in der medizinischen Fachwelt intensiv diskutiert.
Seit 1991 stieg die Kaiserschnittrate lange kontinuierlich an bis zu einem Höchststand von 32,2 Prozent im Jahr 2011. Seither war sie bis zum Jahr 2018 zurückgegangen. Da die steigende Rate der sogenannten „Sectio Caesarea“ in Deutschland für die Kinder nicht zu besseren Ergebnissen führt, befürworten viele Experten aus dem Bereich Geburtshilfe eine Senkung der Kaiserschnittrate. Erst im Juni 2020 hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) die erste S3-Leilinie zum Thema vorgelegt, die die Gründe für einen geplanten Kaiserschnitt und mögliche Alternativen wissenschaftlich diskutiert.
Hohe Sectiorate ohne Vorteile für Mutter und Kind
Die Leitlinie nennt keine optimale Rate für den Eingriff, da hierfür einschlägige Daten fehlen. Die WHO hatte 1985 eine Sectiorate von 10 bis 15 Prozent empfohlen, diese Vorgabe jedoch inzwischen relativiert; besondere Umstände können höhere Kaiserschnittraten begründen. Gemeinhin gilt jedoch die Annahme, dass eine Sectiorate über 15 Prozent keinen günstigen Einfluss auf Morbidität und Mortalität von Mutter und Kind hat. Die Diskussion um die zunehmende Zahl an Kaiserschnittgeburten hat im Übrigen dazu geführt, dass die Sectiorate als risikoadjustierter Qualitätsindikator in die Bundesauswertung der Perinatalerhebung aufgenommen wurde. Schwangere Frauen sollten in jedem Fall frühzeitig evidenzbasierte Informationen erhalten, damit sie hinsichtlich der anstehenden Geburt eine informierte Entscheidung treffen können.
Bei der Häufigkeit von Kaiserschnittgeburten unterscheiden sich die deutschen Bundesländer erheblich. Den höchsten Anteil verzeichneten das Saarland (34,8 Prozent) und Hamburg (31,5 Prozent); in Sachsen und Berlin bringen deutlich mehr Frauen ihre Kinder auf natürlichem Weg zur Welt. Die Kaiserschnittrate lag hier nur bei 24,5 Prozent (Sachsen) und 24,7 Prozent (Berlin). Entgegen dem allgemeinen Trend ging der Anteil Kaiserschnittgeburten 2019 in einigen Ländern auch zurück, so etwa in Baden-Württemberg, Berlin und Bremen.
Mehr Personal in der Geburtshilfe
Auch die Zahl der Geburtshelfer ist nach Angaben des StaBa gestiegen. 2019 leisteten insgesamt 11.433 Hebammen und Entbindungspfleger Geburtshilfe in deutschen Krankenhäusern, das entspricht einem Plus von 662 gegenüber 2018. Die große Mehrheit von Ihnen (10.005 oder 88 Prozent) arbeiteten fest angestellt, 1.228 oder 12 Prozent waren sogenannte Belegkräfte. Um mehr Hebammen an Kliniken zu beschäftigten, hat das Bundesgesundheitsministerium 2020 ein Förderprogram aufgelegt. Das Ministerium reagiert damit auf die Ergebnisse eines Gutachtens, das in Großstädten Engpässe bei der Betreuung von Geburten festgestellt hat.
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