Behandlungsfehlerstatistik des MD Bund 2024: Weniger Gutachten, mehr Fehler
In jedem fünften Fall verursachten Behandlungsfehler nachweislich einen Schaden.

Erneut mehr als 12.000 Verdachtsfälle
Die Medizinischen Dienste haben im Jahr 2024 geringfügig weniger Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt als im Jahr davor – dabei aber mehr Fehler bestätigt: Insgesamt prüften die Gutachterinnen und Gutachter der Medizinischen Dienste 12.304 Verdachtsfälle. In jedem vierten Fall (3.301 Fälle) stellten die Gutachter einen Behandlungsfehler fest, durch den Patientinnen oder Patienten zu Schaden gekommen sind. In jedem fünften Fall (2.825 Fälle) konnte auch der ursächliche Zusammenhang zwischen einem Fehler und dem erlittenen Schaden nachgewiesen werden. Diese Zahlen aus der aktuellen Statistik zur Begutachtung von Behandlungsfehlern im Jahr 2024 hat der Medizinische Dienst Bund in Berlin veröffentlicht.
Krankenhäuser bleiben im Fokus
Da die meisten Vorwürfe operative Eingriffe betreffen, standen Krankenhäuser auch im Jahr 2024 besonders im Fokus: Zwei Drittel aller Gutachten (7.960) prüften Behandlungen im Krankenhaus. Dabei betraf die Mehrheit der Vorwürfe (29,8 Prozent beziehungsweise 3.664 Fälle) die Fachbereiche Orthopädie und Unfallchirurgie. Auf Platz zwei folgten die Bereiche der Inneren Medizin und der Allgemeinmedizin (11,5 Prozent beziehungsweise 1.402 Fälle). 8,9 Prozent der Verdachtsfälle (1.097) traten in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe auf, gefolgt von Fällen aus der Zahnmedizin mit einem Anteil von 8,4 Prozent (1.040 Fälle). Auf die Allgemein- und Viszeralchirurgie entfielen 7,9 Prozent der Vorwürfe (971 Fälle); in 6,7 Prozent (827 Fälle) wurden etwaige Pflegefehler geprüft. Die übrigen 26,8 Prozent der Gutachten (3.303 Fälle) betrafen 29 weitere Fachgebiete. Zwei Drittel der kausalen Schäden (63 Prozent) waren vorübergehend – ein knappes Drittel dauerhaft.
MD Bund fordert Meldesysteme für Never Events
Die Zahl der Verdachtsfälle mit sogenannten Never Events lag mit 134 im Jahre 2024 leicht unter dem Niveau des vorangegangenen Jahres (151). Never Events sind Schadensfälle, die durch Präventionsmaßnahmen sicher verhindert werden könnten, darunter folgenschwere Fehler wie unbeabsichtigt zurückgebliebene Fremdkörper nach einer OP, Patienten- und Seitenverwechslungen oder schwerwiegende Medikationsfehler. Der Medizinische Dienst Bund bekräftigte in dem Zusammenhang seine Forderung nach einem pseudonymisierten und sanktionsfreien Meldesystem für Never Events.
Insgesamt gehen die Medizinischen Dienste beim Thema Behandlungsfehler von einer hohen Dunkelziffer aus, auch in Bezug auf die Fehlerquoten in den unterschiedlichen Fachbereichen sei die Jahresstatistik nicht repräsentativ, so der MD Bund. Patientinnen und Patienten reagierten, wenn eine Behandlung nicht ihren Erwartungen entspricht. Bei chirurgischen Eingriffen seien Fehler für Patienten in der Regel leichter zu erkennen als zum Beispiel Medikationsfehler, sodass Betroffene nach Operationen eher Fehler vermuten als nach anderen Behandlungen.
- Qualitätssicherung in der stationären VersorgungBehandlungsfehler und Pflegefehler