Cancer Survivors – nach Krebserkrankung weiterleben

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„Cancer Survivor“ – das steckt hinter dem Begriff
In Deutschland gibt es aktuell rund 4,4 Millionen Menschen, die mit Krebs leben oder eine solche Erkrankung überstanden haben. Sie alle werden als „Cancer Survivors“ bezeichnet. Bei mehr als der Hälfte liegt die Diagnose bereits länger als fünf Jahre zurück – sie gelten als Langzeitüberlebende.
Mit dem Ende der Akutbehandlung beginnt für Krebsüberlebende ein neuer Lebensabschnitt, das sogenannte Cancer Survivorship. Diese Phase ist individuell sehr verschiedenen: Während manche Betroffene weitgehendbeschwerdefrei leben, haben andere mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Auch emotional und sozial kann die Zeit herausfordernd sein. Themen wie Nebenwirkungen der Therapie, Ängste vor einem Rückfall, Probleme in der Familie oder der Rückkehr ins Berufsleben können das Leben in dieser Zeit prägen. Langzeitüberlebende können mit den Jahren auch weiterhin von körperlichen, psychischen oder sozialen Spätfolgen betroffen sein. Hierzu zählen unter anderem Nervenschädigungen (Neuropathie), chronische Erschöpfung (Fatigue), Knochen- und Muskelschwund, eine erneute Krebserkrankung, Konzentrationsstörungen, Angst, Depression, berufliche oder familiäre Probleme.
Die AOK begleitet Sie und Ihre Angehörigen auf Ihrem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben – mit Informationen, Beratung und individuellen Leistungen.
Leben nach der Krebserkrankung – was jetzt wichtig ist
Nach dem Ende der Therapie beginnt in der Regel die Krebsnachsorge, die regelmäßige Kontrolluntersuchungen umfasst. Abgestimmt auf den bisherigen Krankheitsverlauf wird sie meist durch Ihre behandelnde onkologische Fachpraxis oder auch in enger Abstimmung mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt organisiert. Die Nachsorge ist meist auf etwa fünf Jahre angelegt, kann aber auch länger dauern, wenn dies notwendig ist. Sie hat das Ziel körperliche Beschwerden zu lindern sowie Rückfälle und Spätfolgen der Krebserkrankung und Therapie frühzeitig zu erkennen. Ergänzend zur medizinischen Kontrolle sind auch psychosoziale Begleitung, Rehabilitationsmaßnahmen, Unterstützung im Alltag und der Austausch in Selbsthilfegruppen wichtige Bausteine für Ihre Genesung und Lebensqualität.
Survivorship: Leistungen der AOK
Die AOK unterstützt Sie umfassend nach einer Krebserkrankung – medizinisch, psychosozial und organisatorisch. Sie übernimmt die Kosten für alle anerkannten Nachsorgemaßnahmen und bietet oder vermittelt darüber hinaus vielfältige zusätzliche Hilfen:
- Psychoonkologische und psychosoziale Beratung in Krebsberatungsstellen
- Onkologische Rehabilitationsmaßnahmen (Hinweis: für Berufstätige übernimmt diese Leistung die Deutsche Rentenversicherung)
- Gesundheitskurse
- Das Behandlungsprogramm Curaplan Brustkrebs
- Hilfsmittel
- Heilmittel
- Alternative Heilmethoden
- Kinderwunsch nach einer Krebstherapie
- Haushaltshilfe
- Pflegerische Versorgung von Behandlungsnebenwirkungen oder Spätfolgen
- Wiedereingliederung in den Beruf
Diese Angebote helfen Ihnen dabei, wieder Stabilität im Alltag zu gewinnen, seelisch zur Ruhe zu kommen und Ihre Gesundheit langfristig zu stärken – individuell und wohnortnah.
Hilfe und Unterstützung für Angehörige
Nicht nur Betroffene selbst, auch ihre Familien und Freunde stehen vor einer großen Belastung. Die AOK bietet deshalb den kostenfreien Familiencoach Krebs an. Er wurde gemeinsam mit dem Fachbereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Leipzig und dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums entwickelt. Das Online-Selbsthilfe-Programm unterstützt Angehörige, die psychische und praktische Belastung der Krebserkrankung zu bewältigen: Durch Informationen, interaktive Übungen, Videos und Audios lernen Angehörige, wie sie sich und dem an Krebs erkrankten nahestehenden Menschen helfen können und sich dabei selbst vor Überlastung schützen. Auch finden Angehörige im Familiencoach Krebs Informationen, wie sich das Leben mit und nach Krebs gut gestalten lässt, welche körperlichen Spätfolgen möglich sind und wie Betroffene beim Umgang damit, am besten unterstützt werden können.
Darüber hinaus stehen Ihnen weitere kostenfreie Online-Angebote zur Verfügung, die für Sie oder Ihrer Familie bei besonderen Belastungen hilfreich sein können:
An die psychosozialen Krebsberatungsstellen können sich zudem auch Familien und Kinder von Betroffenen wenden. In einigen Krebsberatungsstellen bestehen auch fremdsprachige Angebote. Fragen Sie konkret danach.
Krebsüberlebende nach Prostatakrebs
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern – und in einem frühen Stadium erkannt, sehr gut behandelbar. Abhängig von der Lage des Tumors und dem Stadium der Krebserkrankung kann die Behandlung jedoch Nebenwirkungen verursachen, die sich kurz- oder langfristig auf die Lebensqualität auswirken können, wie:
- Zeitweilige oder dauerhafte Inkontinenz oder Impotenz
- Körperliche Beschwerden durch hormonelle Therapie
- Beeinträchtigung der Sexualität
- Lymphödeme nach einer Lymphknotenentfernung
- Psychische Belastung durch Therapieansätze, bei denen die Beobachtung des Tumors im Vordergrund steht (Active Surveillance, Watchful Waiting)
Um die Lebensqualität betroffener Männer zu stärken, unterstützt die AOK mit verschiedenen Therapieangeboten und Behandlungsmöglichkeiten wie der Versorgung mit Hilfsmitteln und Heilmitteln, Gesundheitskursen, psychologischer Beratung oder medikamentösen Therapien. Männer, vor allem bei denen die Beobachtung des Tumors im Vordergrund steht, erhalten zudem Informationen zur Prostatakrebs-Selbsthilfe sowie Kontakte zu psychosozialen Beratungsstellen.
Krebsüberlebende nach Brustkrebs
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen – und dank moderner Therapien heute gut behandelbar. Viele Betroffene leben nach der Diagnose ein langes, erfülltes Leben. Dennoch bleibt für einige das Gefühl, „nicht mehr ganz die Alte“ zu sein. Typische Themen nach einer Brustkrebserkrankung sind:
- Spätfolgen wie Lymphödem, Narben oder Fatigue (chronische Erschöpfung)
- Hormonelle Veränderungen durch Therapien
- Fragen zu Weiblichkeit, Sexualität und Partnerschaft
- Rückkehr in den Beruf oder den Familienalltag
- Eigene Möglichkeiten zur Unterstützung der Gesundheit in den Bereichen Sport, Ernährung, Psyche
Die AOK begleitet Sie auch nach der Therapie – mit Reha-Angeboten, Heil- und Hilfsmitteln, Gesundheitskursen, Kontakten zu Beratungsstellen, Selbsthilfe und spezialisierten Partnern wie dem Deutschen Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs. Zudem haben betroffene Frauen die Möglichkeit, am Behandlungsprogramm AOK-Curaplan Brustkrebs teilzunehmen, das eine strukturierte Versorgung von der Therapie bis zur Nachsorge vorsieht.
Krebsüberlebende nach Lungenkrebs
Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen und Männern. Durch neue Therapieansätze in den letzten Jahrzehnten hat sich die Chance auf Überleben deutlich verbessert. Typische Themen für Krebsüberlebende von Lungenkrebs sind:
- Management konsequenter Raucherentwöhnung
- Eingeschränkte körperliche Belastbarkeit
- Unterstützung bei neuen Therapieansätzen
- Eigene Möglichkeiten zur Unterstützung der Gesundheit in den Bereichen Sport, Ernährung, Psyche
Die AOK begleitet Sie auch nach der Therapie unter anderem mit Ernährungsberatung, mit Gesundheitskursen zur eigenverantwortlichen Gesundheitsförderung oder psychosozialer Begleitung.
Krebsüberlebende nach Darmkrebs
Darmkrebs zählt ebenfalls zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen und Männern. Wird er früh genug erkannt, ist er oft gut therapierbar. Dennoch kann die Erkrankung als auch die Behandlung zu Einschränkungen führen, die den Alltag von Langzeitüberlebenden belasten. Dazu zählen unter anderem:
- Probleme bei der Ernährung
- Probleme mit der Verdauung oder Stuhlkontrolle
- Umgang mit einem zeitweisen oder dauerhaften künstlichen Darmausgang
Die AOK unterstützt Betroffene, mit diesen Herausforderungen zurechtzukommen, unter anderem mit Hilfs- und Verbandmitteln zur Stoma-Therapie, Reha-Angeboten, Ernährungsberatung, Gesundheitskursen zur eigenverantwortlichen Gesundheitsförderung und Kontakten zur Selbsthilfe.
Krebsüberlebende nach Hirntumoren
Krebsüberlebende von Hirntumoren stehen häufig vor besonderen Herausforderungen. Abhängig von Lage und Art des Tumors kann es zu bleibenden Einschränkungen kommen – zum Beispiel:
- Kognitive und neurologische Beeinträchtigungen
- Fatigue, Konzentrationsstörungen oder Sprachprobleme
- Veränderungen in der Persönlichkeit oder im Sozialverhalten
Deshalb ist eine spezialisierte Nachsorge besonders wichtig. Die AOK hilft mit Angeboten wie spezialisierten neurologischen Rehabilitationsmaßnahmen, Hilfsmittelversorgung zur Unterstützung von Mobilität und Kommunikation, psychosozialer Beratung sowie Vermittlung von Selbsthilfegruppen.
Weiterführende Informationen
Weiterführende Informationen zu Krebsbehandlungen, Cancer Survivorship und Selbsthilfe finden Sie auf den folgenden Seiten:
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
- Deutsche Krebshilfe
- Deutsche Krebsgesellschaft und ihre Landeskrebsgesellschaften
- Deutsche Kinderkrebshilfe
- Nationale Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (NAKOS)
- Cancer Survivor: Menschen mit Krebs
- Informationen zur Langzeitnachsorge der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH)
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