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Die ePa für alle: vom Gesetz auf dem Weg in die Praxis

12.04.2024 Irja Most 5 Min. Lesedauer

Auf der Fachmesse DMEA rund um digitale Versorgung im Gesundheitswesen war auch die AOK-Gemeinschaft vertreten. Sie informierte unter anderem über den Stand zur Umsetzung der elektronischen Patientenakte. Diese kommt nach den jüngst in Kraft getretenen Digitalgesetzen ab Januar 2025 für alle Versicherten.

Ein Mann mit einem bandagierten, hochgelegten Fuß sitzt auf dem Sofa und schaut auf sein Handy.
Die elektronische Patientenakte hat zum Ziel, die Versorgung effizienter zu gestalten.

Groß ist der Andrang auf der Fachmesse für Digital Health DMEA. Ebenso die Resonanz gleich am ersten Tag auf den Stand „Digitale Dienste der AOK“, freut sich Pascal Müller, Kommunikationsleiter von AOK Mein Leben. „AOK Mein Leben“ ist eine App, mit der AOK-Versicherte ihre elektronische Patientenakte (ePa) einsehen und diese mit beteiligten Akteuren im Gesundheitswesen teilen können. Mitten im regen Messegetümmel in Halle 2.2, in direkter Nachbarschaft zum Stand des Bundesgesundheitsministeriums, informieren Müller und weitere Vertreterinnen und Vertreter der AOK über die ePa. Denn der neue digitale Weg mit dem Ziel einer verbesserten Patientenversorgung steht nach dem Inkrafttreten der Digitalgesetze im März ab dem 15. Januar 2025 allen Versicherten zur Verfügung.

Auf der Fachmesse in Berlin mit rund 800 Austellern und mehreren tausend Besucherinnen und Besucher an drei Tagen herrscht Aufbruchstimmung. In der ist auch Dr. Julian Hollender, Geschäftsführer von AOK Mein Leben. Mit dieser App können die Versicherten digitale Angebote wie die ePa nutzen. Nach langem Stillstand in Deutschland in punkto Digitalisierung „muss es jetzt endlich etwas werden auch mit der elektronischen Patientenakte“, befindet er. Die Digitalisierung sei keine Option, sondern eine Notwendigkeit, „sonst ist Deutschland abgehängt, das ist allen auf der Messe klar und wird auch in allen Vorträgen deutlich“, so Hollender.

Durch Digitalgesetz Zugang zur ePa wieder per Biometrie

Ebenso wie der Bundesgesundheitsminister unermüdlich betone, dass die ePa wesentlich zur Digitalisierung im Gesundheitswesen beitragen werde, sehe die AOK-Gemeinschaft in der ePa das Herzstück für die digitalisierte Gesundheitsversorgung, unterstreicht der Geschäftsführer von AOK Mein Leben. „Das wird die Versorgung deutlich effizienter gestalten.“ Damit dies nachhaltig gelinge, müssten Gesundheitsdaten intersektoral sicher ausgetauscht und gespeichert werden können. Die Versicherten bräuchten die Gewissheit, die Souveränität über die eigenen Daten zu haben.

Um die Betroffenen ganz praktisch mit ins Boot zu holen, plant die AOK eine Informationskampagne ab Mai/Juni. Zudem gilt es über die vom Gesetzgeber vorgesehene Widerspruchsmöglichkeit Opt-Out aufzuklären. Dies soll ab August erfolgen, gibt Pascal Müller von AOK Mein Leben an. Denn bisher erhielt nur eine ePa, wer sich dafür eigens angemeldet hat. Von den rund 27 Millionen AOK-Versicherten waren das laut Müller bislang etwa 65.000. Auf elektronischem Weg über ein Formular, aber auch auf dem Postweg können die Versicherten im Vorfeld einer elektronischen Patientenakte widersprechen. Im Zuge der neuen Gesetzgebung begrüßt Müller, dass ab dem Sommer wieder Biometrie bei der Nutzung der App zur ePa möglich ist, also zum Beispiel der Fingerabdruck oder per Gesichtserkennung. „Bisher mussten Versicherte einen sechsstelligen Code eingeben, was sehr umständlich ist“, erläutert der Kommunikationsleiter.

Etablierung der ePa soll beschleunigt werden

Simone Becherer von der AOK Plus und Pascal Müller von AOK Mein Leben stehen an ihrem Stand auf der DMEA.
Simone Becherer von der AOK Plus und Pascal Müller von AOK Mein Leben am gemeinsamen Messestand.

Neben einer funktionierenden Technik zur Umsetzung der Patientenakte sei es nicht nur wichtig, das Vertrauen der Versicherten zu gewinnen, sondern auch das der Leistungserbringenden wie Ärzte und Kliniken sowie anderer Akteure im Gesundheitssystem. Auf der Messe sei es daher ein Anliegen, mit möglichst vielen ins Gespräch zu kommen und aufzuklären. Schließlich verbessere sich erst im Zusammenspiel die Versorgung, indem Behandelnde beispielsweise im Notfall aus der ePa direkt Allergien des Patienten sehen und schneller reagieren können. „In anderen Ländern ist das schon eine Selbstverständlichkeit“, weiß der Geschäftsführer von AOK Mein Leben, Dr. Julian Hollender. Er sei aber optimistisch, dass das jetzt auch in Deutschland Realität werde.

Auf einen möglichst reibungslosen Start hofft indes auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Dazu solle der Prozess der Etablierung der ePa beschleunigt werden, führt der SPD-Politiker auf der DMEA aus. Dafür „haben wir uns mit den führenden ePa- und auch KIS-Herstellern getroffen und sind in einem bilateralen Austausch.“ Schon früh schaue man jetzt in Testregionen, „wie ist die Konnektivität, wie schnell ist die ePa aufrufbar, wo hakt es, was sind die eigentlichen Probleme“, so der Minister. Der Grundgedanke sei dabei immer: „miteinander und nicht gegeneinander“.

Mobile Anwendung lotst durch den Gesundheitsalltag

Beim Aufbruch in die Digitalisierung beschreitet die AOK daneben noch weitere Wege. Mit der App Navida steht die AOK Plus ihren Versicherten als „Alltagslotse“ zum „gesund werden und gesund bleiben“ bei, erläutert Simone Becherer von der AOK Plus. „Uns ist wichtig zu zeigen, dass die Gesundheitskasse mehr zu bieten hat über die grundsätzlichen Leistungen wie Medikamente und Krankenhausaufenthalte zu bezahlen hinaus“, sagt Becherer.

Bereits 120.000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer zählt die neue mobile Anwendung, berichtet die Managerin Partnerpanel Digitalakademie der AOK Plus. Als Partnerinnen und Partner für das digitale Ökosystem sind Start-Ups für die Umsetzung sowie Leistungserbringende und Apotheken dabei. So erhält die vernetzte Navigation einen Mehrwert für die Anwenderinnen und Anwender, beispielsweise als Vorsorgekompass oder durch Funktionen wie eine Videosprechstunde.

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