Blickwinkel Versorgung

Kommentar: Geld allein reicht nicht

19.02.2024 Kim Björn Becker 3 Min. Lesedauer

Die junge Generation an Medizinern setzt auf moderne Arbeitsbedingungen und möchte oftmals keine eigene Praxis mehr leiten, sondern lieber angestellt arbeiten. Kim Björn Becker, gesundheitspolitischer Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zeigt in seinem Kommentar auf, dass es bei der Gewinnung von Arztnachwuchs nicht allein aufs Geld ankommt.

Eine junge Frau im Arztkittel packt in ihrem modernen Wohnzimmer Unterlagen in ihren Rucksack.
Der Generationenwechsel hat starke Auswirkungen auf den Arztberuf.

Die Probleme bei der ambulanten Versorgung sind vielfältig. Gerade auf dem Land wollen viele Ärzte im fortgeschrittenen Alter in den Ruhestand gehen, doch sie finden niemanden, der die Praxis übernehmen möchte. In den Städten klagt so mancher Facharzt über einen derart großen Zustrom an Wartenden, dass Neupatienten vielfach keinen Termin angeboten bekommen. Deutschland hat es nicht einfach nur mit einem Mangel an Medizinern zu tun, oft sind die Ärzte zudem nicht optimal verteilt.

Generationenwechsel hat Auswirkungen

Für die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Selbstverwaltung gibt es nicht die eine Antwort, die das Problem rasch und zur allgemeinen Zufriedenheit lösen könnte. Gewiss kann mehr Geld Motivation und Engagement erhöhen. Den einen oder anderen Städter mag man mit wirtschaftlich attraktiven Konditionen aufs Land locken können. Doch das ändert nichts daran, dass der aktuelle Generationenwechsel in der Wirtschaft deutliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt hat – und damit auf die ärztliche Profession. Viele jüngere Mediziner wollen keine eigene Praxis mehr, sondern lieber angestellt sein. Mehr Freizeit ist ihnen meist wichtiger als ein paar tausend Euro mehr auf dem Konto.

„Die Bedeutung der Arztpraxis des alten Typs wird schwinden.“

Dr. Kim Björn Becker

gesundheitspolitischer Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.)

Medizinstudienplätze schaffen

Porträt von Dr. Kim Björn Becker, gesundheitspolitischer Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.)
Dr. Kim Björn Becker, gesundheitspolitischer Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.)

Die klassische Praxis alten Typs wird nicht aussterben, doch ihre Bedeutung wird schwinden – zugunsten von Praxisnetzen und Versorgungszentren. Diese Modelle müssen gefördert werden, wo es nur geht. Zur neuen Wirklichkeit gehört nun mal, dass ein ausgebildeter Arzt kaum noch dieselbe Leistung ins Gesundheitssystem einspeisen dürfte wie noch in den Achtzigerjahren. Es braucht darum deutlich mehr Medizinstudienplätze, damit die Rechnung in Zukunft noch aufgeht. Hiermit sollten die Länder lieber heute als morgen beginnen. Geduld ist in dieser Lage die falsche Tugend. Wer dem Strukturwandel etwas entgegensetzen will, der hat keine Zeit zu verlieren.

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