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Der Bandscheibenvorfall

Kommt es zu einem Bandscheibenvorfall, können Betroffene unter starken Rückenschmerzen leiden, die bis in Arme und Beine ausstrahlen können, aber auch andere Symptome können auftreten. Was die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind, welche Beschwerden ihn anzeigen, wie sich die Rückenerkrankung behandeln lässt und wie Sie ihr vorbeugen, lesen Sie hier.
Ein Mann hält die linke Hand auf den unteren Rücken. Er hat Rückenschmerzen, eventuell sogar einen Bandscheibenvorfall.© AOK

Inhalte im Überblick

    Welche Symptome einen Bandscheibenvorfall anzeigen

    Die Bandscheiben befinden sich zwischen den Wirbelkörpern der Rückenwirbel. Bei einem Vorfall tritt Bandscheibengewebe zwischen den Wirbelkörpern hervor und kann so auf die Nerven im Bereich der Wirbelsäule drücken und sie reizen. Je nachdem in welchem Bereich der Wirbelsäule sich die Bandscheibe nach vorn wölbt, unterscheiden sich die Symptome. Es können geringe bis gar keine Beschwerden auftreten. In anderen Fällen kann es aber auch zu Kribbeln und Taubheitsgefühl teilweise bis in die Zehen- oder Fingerspitzen kommen, auch Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Armen sind möglich. In diesen Fällen sollte man möglichst schnell zum Arzt gehen.

    • LWS: Schmerzen im unteren Rücken

      Bei einem Bandscheibenvorfall im unteren Bereich des Rückens, der Lendenwirbelsäule (LWS), sind folgende Symptome typisch:

      • Schmerzen im unteren Bereich der Wirbelsäule 
      • Schmerzen in Gesäß und Beinen, auch einseitig 
      • Taubheitsgefühl, Muskelschwäche oder Lähmungserscheinung im Bein
    • BWS: Schmerzen im mittleren Rücken

      Bei einem Bandscheibenvorfall im mittleren Bereich des Rückens, der Brustwirbelsäule (BWS), sind die Symptome oft uncharakteristisch: 

      • unspezifische Rückenschmerzen meist zwischen den Schulterblättern 
      • kaum Ausstrahlung des Schmerzes
      • Begleitsymptome wie Übelkeit, Schwindel, Herzstechen
      • Lähmungen der Beine oder Probleme der Darm- und Blasenentleerung, Taubheitsgefühl im Anal- und Genitalbereich
    • HWS: Schmerzen im oberen Rücken

      Bei einem Bandscheibenvorfall im oberen Bereich des Rückens, der Halswirbelsäule (HWS), sind typischerweise folgende Symptome möglich: 

      • Rückenschmerzen im oberen Bereich der Wirbelsäule 
      • Nackenschmerzen 
      • Schmerzen in Arm, Hand oder Hinterkopf 
      • Muskelschwäche in Armen und Beinen gleichzeitig
      • Taubheitsgefühl im Unterkörper 
      • Blasenentleerungs- oder Mastdarmstörung

    Aufbau und Funktion der Bandscheiben

    Die Bandscheibe ist ein knorpeliges Bindeglied zwischen zwei Wirbeln. Sie besteht aus einem weichen Gallertkern, der von einem harten Faserring umschlossen ist. Der Mensch besitzt insgesamt 23 Bandscheiben. Sie werden auch Zwischenwirbelscheiben genannt. Im Wesentlichen haben die Bandscheiben drei Funktionen: 

    • Sie machen die Wirbelsäule bewegungsfähig. 
    • Sie dämpfen Stöße und Druck auf die Wirbelsäule ab.
    • Sie dienen als schützende Abstandhalter zwischen den einzelnen Wirbelknochen.

    Mit dem Alter, durch Übergewicht, Bewegungsmangel oder Überlastung kann es zur vorzeitigen Abnutzung der Bandscheiben kommen. Der Faserring nimmt dabei an Elastizität ab und bekommt kleine Risse.

    Das passiert bei einem Bandscheibenvorfall

    Bei einem Bandscheibenvorfall wölbt sich der gelkissenartige Gallertkern durch die Risse des spröden Faserrings. Man spricht dabei von einem Vorfall, weil die Bandscheibe sich buchstäblich vorwölbt und auf die umliegenden Nerven drückt. Durch den andauernden Druck sind die Nerven gereizt und es kommt zu starken Rückenschmerzen bis hin zu Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen. In den meisten Fällen tritt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) auf.

    	 Ein grafischer Querschnitt der Bandscheibe zeigt den Aufbau der Bandscheibe und ihrer Umgebung. Bei einem Bandscheibenvorfall wölbt sich die Banscheibe buchstäblich vor.© AOK
    Die Bandscheiben federn täglich bis zu Hunderte Kilo schweren Druck auf die Wirbelsäule ab. Bei einem Vorfall tritt Bandscheibengewebe hervor und kann so Schmerzen auslösen.

    Passende Informationen

    AOK-Programm für einen gesunden Rücken

    Welche Übungen wirklich bei Rückenschmerzen helfen, erfahren Sie im AOK-Programm für mehr Bewegung und Rückengesundheit.

    Den passenden Arzt finden

    Mit der Arztsuche im Gesundheitsnavigator der AOK finden Sie ganz einfach den passenden Arzt in Ihrer Nähe.

    Bandscheibenvorfall richtig behandeln

    Betroffene sollten bei einem Bandscheibenvorfall trotz Schmerzen aktiv bleiben und durch gezielte Übungen die Muskulatur stärken und so den Heilungsprozess beschleunigen. Erfahrungsgemäß verschwinden die Schmerzen bei vier von fünf Menschen mit Bandscheibenvorfall wieder ohne eine Operation. Ein operativer Eingriff ist deshalb meist nicht notwendig. Aus diesem Grund wird ein Bandscheibenvorfall in der Regel konservativ behandelt – das heißt ohne Operation. Nur wenn höhergradige Lähmungen bestehen, sollte man direkt eine operative Entfernung des Bandscheibenvorfalls durchführen. Bestehen Beschwerden beim Wasserlassen oder eine Taubheit zwischen den Oberschenkeln und im Anal- und Genitalbereich, muss sofort operiert werden. Bei einem Bandscheibenvorfall können verschiedene Behandlungen Erfolg versprechen. Zu den bewährten Methoden gehören: 

    • Physiotherapie

      Ein Ziel in der Physiotherapie ist es, dass die Patienten ihre Rumpf- und Rückenmuskulatur stärken. Durch gezielte Übungen und Krankengymnastik wird die Muskulatur trainiert, dadurch die Wirbelsäule stabilisiert und die Bandscheiben entlastet. Massagen und manuelle Therapie können ebenfalls helfen, Verspannungen zu lockern. Ein weiteres Ziel der Physiotherapie ist die Vorsorge. Mit entsprechendem Training und Verhaltensanregungen schulen Physiotherapeuten ihre Patienten für den Alltag. Rückenfreundliches Verhalten wie etwa schonende Techniken, schwerere Gegenstände aus der Hocke statt aus der Beugung des Körpers heraus aufzuheben, steht dabei im Mittelpunkt.

    • Schmerztherapie

      Nicht jeder Bandscheibenvorfall äußert sich durch starke Schmerzen. Sind diese allerdings vorhanden, wird in der Regel eine Schmerztherapie durchgeführt. Eine gängige schmerzlindernde Behandlung kann zum Beispiel die Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten sein.

      Schmerzhafte Bandscheibenvorfälle führen aber auch dazu, dass viele Patienten instinktiv eine entlastende Schonhaltung einnehmen, die dann allerdings den natürlichen Heilungsprozess behindern kann. Die unnatürliche Körperhaltung kann zusätzlich zu Muskelverspannungen und Durchblutungsstörungen führen. Hier können ergänzend Methoden aus der Physiotherapie helfen.

      Weitere mögliche Verfahren finden Sie im nächsten Absatz „Schmerzen beim Bandscheibenvorfall lindern“.  

    • Akupunktur

      Bei der traditionellen chinesischen Behandlungsmethode sticht der Therapeut kleine Nadeln leicht unter die Haut. Durch die feinen Einstiche in gezielte Punkte, sogenannte Akupunkturpunkte, werden Schmerzen und andere Beschwerden gelindert. Gerade bei chronischen Schmerzen des unteren Rückens haben klinische Studien eine Wirksamkeit der Akupunktur belegt. Hier finden Sie mehr Informationen zu den Leistungen der AOK bei Akupunktur.

    • Im Härtefall: Operation

      Bei schweren Symptomen, zum Beispiel bei einer Blasen- oder Mastdarmentleerstörung oder bei Lähmungserscheinungen der Extremitäten, kann eine sofortige Operation notwendig sein, bei der das überschüssige Bandscheibenmaterial entfernt wird. Modernste Operationstechniken erlauben einen sicheren und schonenden Eingriff. Der behandelnde Arzt entfernt mikrochirurgisch unter Verwendung des Mikroskops das Bandscheibengewebe. Dadurch ist der Nerv nicht länger gereizt und kann sich erholen.

    Ärztliche Zweitmeinung vor einer Rücken-OP

    Bei Ihnen wurde ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert und Sie sollen operiert werden? Vor einer geplanten Rücken-OP können Sie sich eine ärztliche Zweitmeinung einholen. Ein Facharzt macht sich dabei erneut ein umfassendes Bild über Ihren Gesundheitszustand und berät Sie, ob eine geplante Operation wirklich notwendig ist und welche Behandlungsalternativen es eventuell gibt.

    Mehr Informationen zur ärztlichen Zweitmeinung.

    Schmerzen beim Bandscheibenvorfall lindern

    Die starken Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall können den Alltag des Patienten stark beeinflussen. Einfache Aufgaben wie das Binden der Schuhe oder das Tragen von Einkaufstüten sind dann eine Herausforderung. Mögliche Verfahren zur Schmerzlinderung sind beispielsweise: 

    • kurzzeitige Stufenlagerung (dabei werden die Oberschenkel auf eine Erhöhung gelegt, sodass Ober- und Unterschenkel im 90-Grad-Winkel zueinander stehen) zur akuten Entlastung
    • Wärmetherapie (Wärmepflaster oder Körnerkissen)
    • schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente 
    • Reizstromtherapie (elektrische Nervenstimulation)
    • aktive Krankengymnastik 
    • Kräftigung der Rumpfmuskulatur durch spezielle krankengymnastische Übungen
    • Entspannungsverfahren
    • psychologische Therapie bei Menschen mit Depressionen, die durch die Rückenschmerzen ausgelöst werden
    Eine Frau liegt auf dem Rücken und hat die Unterschenkel ihrer Beine im rechten Winkel erhöht abgelegt. Diese Stufenlagerung kann im Falle eines Bandscheibenvorfalles für Entlastung sorgen.© AOK
    Ein Bandscheibenvorfall kann starke Schmerzen auslösen. Das Hochlagern der Unterschenkel kann für Entlastung sorgen.

    Einem Bandscheibenvorfall vorbeugen

    Die Präventionsmaßnahmen, mit denen Sie einem Bandscheibenvorfall vorbeugen und Rückenschmerzen vermeiden können, lassen sich in Ihren Alltag integrieren. Hier finden Sie einige Anhaltspunkte, die Sie berücksichtigen sollten, um die Wirbelsäule zu stärken, auch im hohen Alter. 

    • Bewegung statt Bettruhe

      Die Bandscheibe nimmt Nährstoffe und Wasser aus dem umliegenden Gewebe auf. Voraussetzung dafür ist genügend Aktivität in der Wirbelsäule. Durch Gehen und Laufen bleiben die Bandscheiben in Bewegung und erhalten die notwendigen Nährstoffe. Durch Bewegungsmangel leidet die Bandscheibe eher an einem Nährstoffmangel und kann spröde werden.

    • Muskelaufbau zur Kräftigung

      Eine gezielte Stärkung der Rückenmuskulatur entlang der Wirbelsäule entlastet die Bandscheiben. Es gibt viele Sportarten, die hier geeignet sind, wie zum Beispiel Pilates, Yoga, Aqua-Gymnastik, Nordic Walking oder Schwimmen (Kraul- und Rückenschwimmen). Regelmäßige Einheiten bauen eine stabilisierende Rumpf- und Bauchmuskulatur auf. Das schont zudem die Gelenke und verbessert die allgemeine Fitness.

    • Auf das Körpergewicht achten

      Ein zu hohes Körpergewicht ist nicht nur eine große Gefahr für das Herz, sondern auch für die Gelenke und Wirbelsäule. Lastet zu viel Gewicht auf den Gelenken, können diese schneller abnutzen und ein Bandscheibenvorfall ist möglich. Daher sollte das Normalgewicht am besten gar nicht oder nur wenig überschritten werden. Sein ideales Körpergewicht lässt sich zum Beispiel mithilfe des Body-Mass-Index (Körpermasseindex) ermitteln. Dazu gibt es im Internet zahlreiche BMI-Rechner. Die mathematische Formel vergleicht das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße und kategorisiert den BMI-Wert in Gewichtsbereiche von Untergewicht bis starkes Übergewicht.

    • Rückenfreundliches Verhalten

      Im Stehen arbeiten, richtig heben und aufrecht sitzen – diese drei Verhaltensmaßnahmen schonen das Rückgrat. Insbesondere Büroarbeit ist eine große Herausforderung für unsere Wirbelsäule: Die gesamte Sitzdauer über den Tag und vor allem die langen, ununterbrochenen Sitzphasen begünstigen Rückenschmerzen. Deshalb gilt grundsätzlich am Schreibtisch: einen aufrechten Rücken behalten, regelmäßige Sitzpausen einlegen und, wenn möglich, im Stehen arbeiten.  

    Aktualisiert: 12.04.2024

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