Interview Versorgung

„Kein Geld mit der Gießkanne verteilen"

22.05.2024 Thorsten Severin 3 Min. Lesedauer

Passgenaue Regelungen für die Regionen mahnt Bernd Vogler, alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, beim geplanten Klinikumbau an.

Foto: Illustration eines Klinikbaus mit Pfeilen, die von verschiedenen Richtungen aus auf das Krankenhausgebäude weisen.
Die Umsetzung der Klinikreform ist heftig umstritten.
Foto: Dr. Bernd Vogler ist alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.
Dr. Bernd Vogler ist alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.

Herr Dr. Vogler, bei der Klinikreform bewegt sich was. Wie schauen Sie auf das Vorhaben?

Dr. Bernd Vogler:
Gut ist erst einmal, dass der Gesetzgeber endlich tätig wird. Wir brauchen dringend eine qualitätsorientierte Konzentration von Krankenhausleistungen, zusammen mit einem vernünftigen Finanzierungssystem. Es besteht allerdings mit Blick auf die Finanzierung die Sorge, dass der Umbau der Kliniklandschaft fast gänzlich von den Beitragszahlenden der gesetzlichen Krankenversicherung gestemmt werden soll. Die notwendigen Investitionen für eine zukunftssichere Neu- und Umstrukturierung im Krankenhaussektor muss die öffentliche Hand tragen. Gemeinsam sind hier Bund und Länder gefordert. 

Was konkret sollten Ziele der umfassenden Krankenhausreform sein?

Vogler: Wir brauchen die vom Bund favorisierten, zurzeit gestoppten Leistungsgruppen. Sie können bei ausreichenden Qualitätsvorgaben einen echten Fortschritt in Form einer Bündelung bestimmter Behandlungen in den dafür am besten geeigneten Schwerpunktkliniken leisten. Zudem benötigen wir eine stärkere Ambulantisierung von regionalen Krankenhausleistungen. Demgegenüber sehen wir aktuell ein überaltertes Festhalten an starren sektoralen Regelungen. Notwendig ist eine Strukturreform, die ihren Namen verdient, statt einer teuren leeren Skizze ohne nachhaltige Versorgungseffekte.

Worauf sollte Ihrer Ansicht nach dabei der Fokus liegen?

Vogler: Wichtig sind verbindliche Aspekte für eine zukunftssichere, wirtschaftliche und bedarfsorientierte Krankenhauslandschaft in der Stadt wie auch auf dem Land. Keinesfalls dürfen Gelder wieder einfach mit der Gießkanne verteilt werden. Vielmehr muss passgenau auf die unterschiedlichen Bedarfe der Regionen geachtet werden. So darf zum Beispiel der Landesbasisfallwert nicht einfach erhöht werden. Erfahrungsgemäß werden damit veraltete Strukturen, am tatsächlichen Bedarf vorbei, künstlich am Leben erhalten. So wird die Versorgung am Ende teurer, aber keinen Deut besser.

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