Blickwinkel Pflege

Debatte: Pflege will Taten sehen

18.04.2024 Sylvia Bühler 4 Min. Lesedauer

Mehr Pflegepersonal lässt sich nur durch bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen finden, sagt ver.di-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler. Um das Ziel zu erreichen, sieht sie auch die Politik in der Pflicht.

Foto: Eine Frau in Pflegetracht schaut nachdenklich in die Leere.
Hochwertige pflegerische Versorgung lässt sich nur durch verbindliche und bedarfsgerechte Personalvorgaben und verlässliche Arbeitszeiten ermöglichen.

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen fehlt es an Personal. Inzwischen lassen sich die vorhandenen und neu geschaffenen Stellen immer schwerer besetzen. Es ist überfällig, dass alle Beteiligten den Arbeitskräftemangel in der Pflege entschlossen angehen. Wesentlich ist eine gute Ausbildung in der Pflege. Dass die Zahl neuer Ausbildungsverträge 2022 um sieben Prozent zurückgegangen ist, lässt aufhorchen. Auch steigende Abbruchquoten sind ein Alarmsignal. Laut Pflegestatistik von Nordrhein-Westfalen hat im größten Bundesland fast die Hälfte der Auszubildenden in der Altenpflege zwischen 2019 und 2022 keinen Abschluss gemacht. So einen Verlust können wir uns nicht leisten.

Zehntausende haben Beruf bereits verlassen

Foto: Porträt von Sylvia Bühler, Vorstandsmitglied von ver.di.
Sylvia Bühler ist Mitglied im ver.di-Bundesvorstand und Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft.

Die massive Steigerung der Ausbildungsqualität, mehr strukturierte Praxisanleitung und gute Bedingungen in den Pflegeschulen müssen die Antwort sein. Diejenigen, die die Pflegeausbildung erfolgreich absolviert haben, brauchen bessere Arbeitsbedingungen, damit sie dauerhaft im Beruf bleiben.

Zwei von drei Beschäftigten in der Altenpflege und sogar drei von vier in der Krankenpflege gehen davon aus, ihre Arbeit nicht bis zur Rente durchhalten zu können, wie der Index „Gute Arbeit 2023“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigt. Das liegt vor allem an der hohen Arbeitsbelastung, weil die Zeit für gute Pflege und häufig auch die Wertschätzung von Vorgesetzten fehlt. Zehntausende haben den Beruf bereits verlassen. Sie zurückzuholen, wäre daher ein wichtiger Schritt. 263.000 bis 583.000 zusätzliche Fachkraftstellen könnten laut einer Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen mit Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrern besetzt werden.

„Steigende Abbruchquoten sind ein Alarmsignal.“

Sylvia Bühler

Mitglied im ver.di-Bundesvorstand

Foto: Holzbuchstaben-Würfel liegen verteilt nebeneinander, darüber steht das Wort "Reform" aus Holzwürfeln gelegt.
Eine neue Pflegereform wirft ihre Schatten voraus. Knut Lambertin, Vorsitzender des Verwaltungsrats der AOK Nordost (Versichertenseite), schildert, worauf es dabei ankommt.
18.04.2024Thorsten Severin4 Min

Einführung der PPR 2.0 ist wichtiger Schritt

Damit die Pflegefachkräfte so arbeiten können, wie es gute Pflege erfordert, ist die Einführung eines Systems zur bedarfsgerechten Personalausstattung im Krankenhaus, die PPR 2.0, ein wichtiger Schritt. Dass die CSU gerade versucht, sie auf den letzten Metern zu sabotieren, ist unverantwortlich. Ein „Weiter so“ verbietet sich. Ob in der Altenpflege oder in den Kliniken – es braucht verbindliche und bedarfsgerechte Personalvorgaben, um die Überlastung zu beenden und verlässliche Arbeitszeiten zu ermöglichen. Nur so kann es gelingen, eine hochwertige pflegerische Versorgung zu sichern.

Mitwirkende des Beitrags

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.