Artikel Versorgung

Begleitung in der Notaufnahme

18.04.2024 Änne Töpfer 4 Min. Lesedauer

Ältere Patienten mit Demenz benötigen in der Notaufnahme besondere Unterstützung. In einem Projekt an drei Universitätskliniken stehen ihnen ehrenamtliche Lotsen zur Seite.

Foto von einer Hand, die eine andere Halt hält, in der eine Infusionsnadel steckt
Hand halten und zuhören – so bauen ehrenamtliche Lotsen Vertrauen auf.

Der Anteil älterer Patientinnen und Patienten in den Notaufnahmen von Krankenhäusern steigt. Infolge von Demenz oder Verwirrtheit sind sie in der Klinik besonderen Risiken ausgesetzt. Ehrenamtliche Lotsen sollen sie deshalb ab April 2024 in den Notaufnahmen der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), der Berliner Charité und dem Uniklinikum Mannheim begleiten. Das Projekt „Notaufnahmelotsen“ knüpft an Erfahrungen einer Pilotstudie in der Berliner Charité aus dem Jahr 2019 an. Hier zeigten sich positive Einflüsse der ehrenamtlichen Begleitung von 112 Patientinnen und Patienten durch neun Lotsinnen und Lotsen. Die Hirnliga fördert das Projekt mit 30.000 Euro pro Standort.

Psychische Belastung bei Älteren hoch

Über 80-jährige Menschen mit beginnender Demenz oder Verwirrtheit machten fünf bis sieben Prozent der Notfälle aus, so Professorin Sabine Blaschke, ärztliche Leiterin der Zentralen Notaufnahme der UMG, „Tendenz steigend aufgrund der demografischen Entwicklung“. Da sie häufig aus Pflegeheimen verlegt würden, träfen sie meist ohne Begleitung von Angehörigen in der Notaufnahme ein, erläutert Blaschke. „Die Patienten sind im Notaufnahmesetting starken psychischen Belastungen ausgesetzt. Das kann ihre Unruhe und Desorientiertheit verstärken.“ Das Personal in der Notaufnahme stehe bei älteren Patienten mit Demenz vor besonderen Herausforderungen, da zum Teil Weglauftendenzen und Aggressionen auftreten. Dadurch sei häufig ein Sicherheitsdienst erforderlich, sagt Blaschke.

Den Einsatz verstetigen

In dieser Situation können ehrenamtliche Lotsen helfen, indem sie die Patienten während des Aufenthaltes begleiten. Beispielsweise durch Zuhören oder Hand halten bauen sie Vertrauen auf. Als direkte Bezugsperson helfen sie bei der Orientierung. Sie unterstützen das medizinische Personal beim Zusammentragen von Informationen. Die Lotsen reichen Getränke an oder sorgen durch Vorlesen für Ablenkung, in individueller Abstimmung mit dem Patienten und der betreuenden Pflegekraft.

Das Schulungskonzept zum Notaufnahmelotsen sieht Blöcke von vier mal zwei Stunden mit Verleihung eines Zertifikats vor. Die Schulung beinhaltet theoretischen Unterricht zu den Krankheitsbildern Delir und Demenz. Das Interesse an der ehrenamtlichen Aufgabe scheint gegeben: Zehn Tage nach dem Aufruf zur Mitarbeit lägen in der UMG bereits 15 Bewerbungen vor, so Blaschke. Nach der Projektphase hofft die Ärztin auf „eine Verstetigung des Einsatzes der Notaufnahmelotsen in einem definierten Team von Ehrenamtlichen“. Die Effektivität der Einsätze werde durch die Notaufnahmelotsen selbst sowie durch die Patienten, deren Angehörige und das medizinische Personal bewertet.

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