Artikel Pflege

Hilfe für helfende Hände

22.01.2024 Otmar Müller 3 Min. Lesedauer

Pflegende Angehörige sind Deutschlands größter Pflegedienst. Um sie bei ihrer gesellschaftlich unverzichtbaren Aufgabe zu entlasten, unterstützt die AOK sie auf vielfältige Weise.

Foto: Eine jüngere Frau nimmt eine ältere Frau in den Arm und lächelt.
Pflegende Angehörige sollten bestmöglich entlastet werden.

In Deutschland werden rund 84 Prozent der fast fünf Millionen pflegebedürftigen Menschen zuhause gepflegt. Bei drei Vierteln dieser ambulant Gepflegten sind es – mehr oder weniger ausschließlich – An- und Zugehörige, die sich um sie kümmern. Für die pflegenden Angehörigen ist diese Aufgabe eine große Herausforderung – insbesondere, wenn sie selbst noch im Berufsleben stehen oder zusätzlich eine eigene Familie zu versorgen haben. Viele kommen deshalb an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, fühlen sich hilflos und alleingelassen. Ihr Risiko, selbst zu erkranken, ist durch die hohe Belastung deutlich erhöht.

Entlastung vom Pflegealltag

Um pflegende Angehörige bestmöglich zu entlasten, bietet die Pflegeversicherung ihnen eine Reihe von Leistungen an. Dazu gehören etwa der Anspruch auf Verhinderungspflege, die Möglichkeit einer Kurzzeit- oder Tagespflege sowie der monatliche Entlastungsbetrag von 125 Euro. In einer Pflegeberatung bekommen betroffene Familien zudem hilfreiche Tipps für den Bürokratiedschungel im Pflegewesen oder Antworten auf rechtliche Fragen. Kostenlose Pflegekurse runden das Angebot der Pflegeversicherung ab und vermitteln den pflegenden Angehörigen die nötige Sicherheit bei den Pflegehandlungen.

Gegenseitige Unterstützung

Neben diesen direkten Unterstützungsleistungen fördern die Kranken- und Pflegekassen aber auch die Selbsthilfeangebote von bundesweit rund 1.600 Selbsthilfegruppen. Hier treffen pflegende Angehörige auf andere Menschen in derselben Situation. Die Gruppen wirken Isolation und Einsamkeit entgegen, bieten Entlastung vom Pflegealltag und die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Neben der gegenseitigen Unterstützung innerhalb der Gruppen helfen die Gespräche unter Gleichbetroffenen dabei, eigene Interessen nicht aus den Augen zu verlieren, die eigene Gesundheit bewusst zu stärken oder auch einfach mal nur Abstand vom stressigen Pflegealltag zu gewinnen.

Foto:  Team von Orançengold mit Derya Karataş (M).
Orançengold ist ein interkulturelles Netzwerk für pflegende Angehörige. Hier sollen auch Menschen mit Migrationshintergrund Unterstützung bekommen, um die Pflege von Angehörigen so zu gestalten, dass die eigene Gesundheit darunter nicht leidet.
22.01.2024Derya Karataş

Gut gemeint, schlecht umgesetzt

Die zusätzliche Förderung von Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige hat der Gesetzgeber 2013 gesetzlich verankert. Doch die eigentlich gutgemeinte Idee hat in der praktischen Umsetzung so ihre Tücken: „Der Gesetzgeber hat uns einen bürokratischen Rahmen vorgegeben, der eine gute und effektive Bearbeitung der Anträge fast unmöglich macht“, verrät Gerriet Schröder von der AOK Sachsen-Anhalt im Interview. Oft dauere es ein ganzes Jahr bis zur Auszahlung von beantragten Fördergeldern. Für Schröder ist klar: „Effizienz sieht für mich anders aus, hier muss nachgebessert werden.“

Im aktuellen G+G-Spezial berichten Expertinnen und Experten aus Selbsthilfe, Wissenschaft und Pflegenetzwerken darüber, warum die Selbsthilfe-Angebote für pflegende Angehörige so enorm wichtig sind – und warum die bisherigen Regelungen zur Förderung dieser Angebote überarbeitet werden müssen. Verschiedene Best-Practice-Beispiele im Heft zeigen zudem, dass es an guten Ideen nicht mangelt.

 

Foto: Ein junger Mann schiebt einen älteren Mann im Rollstuhl und zeigt auf etwas.

G+G-Spezial 1/2024

Selbsthilfe für pflegende Angehörige

Format: PDF | 2 MB

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