Rückenschmerzen im Überblick
Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden. Lesen Sie, was Rückenschmerzen verursacht, welche Rolle dabei der persönliche Lebensstil spielt und was die Schmerzen lindert.

Rückenschmerzen können im gesamten Rücken auftreten. Als Kreuzschmerzen im engeren Sinne werden Schmerzen bezeichnet, die im Bereich der Lendenwirbel des unteren Rückens auftreten. Die Schmerzen sind meistens mit Muskelverspannungen und Bewegungseinschränkung verbunden. Akute Rückenschmerzen bessern sich in der Regel nach kurzer Zeit von selbst. Dauern sie länger als sechs bis zwölf Wochen, handelt es sich um chronische Rückenschmerzen.
Falls Sie unter Rückenschmerzen leiden, sind Sie damit nicht allein. Nur wenige Menschen bleiben im Laufe ihres Lebens davon verschont: Mehr als jeder sechste AOK-Versicherte ist laut einer Studie wegen chronischer, unspezifischer Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung – über 25 Prozent der 4,4 Millionen Rückenschmerzpatienten in den letzten 5 Jahren sogar dauerhaft. Frauen leiden öfter darunter als Männer.
Es stecken nur selten Verletzungen oder körperliche Schäden hinter Rückenschmerzen. Bandscheibenschäden sind deutlich seltener die Ursache, als viele annehmen. Oft sind die Schmerzen unspezifisch, das heißt, dass keine Ursache festgestellt werden kann. In der Regel bessern sich unspezifische Rückenschmerzen innerhalb weniger Tage von allein.
Häufige Auslöser
- psychische Belastungen
- akute körperliche oder muskuläre Überlastung (zum Beispiel Umzug, Gartenarbeit)
- Muskelverspannungen
- Bewegungsarmut
- lang anhaltende einseitige Belastungen wie schweres Heben und Tragen
- Alterserscheinungen wie Osteoporose und Verschleiß
- Verletzungen wie Schleudertrauma und Wirbelbrüche
- einseitige Körperhaltung
- Übergewicht
Seltene Auslöser
- Bandscheibenvorfall
- Verengung des Wirbelkanals (Stenose)
- Nervenerkrankungen
- Infektionen
- Tumorerkrankungen
- angeborene Schäden wie Wirbelverkrümmung, Hohlkreuz, Rundrücken
Hexenschuss (Lumbago)
Kreuzschmerzen können sich allmählich entwickeln oder aber auch ganz plötzlich und unvermittelt auftreten. Der Volksmund spricht dann vom Hexenschuss. Die Schmerzen treten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf und können zum Steißbein oder in die Leiste ausstrahlen, nicht aber ins Bein. Betroffene gehen dann aufgrund der starken Schmerzen krumm oder stocksteif. Die Ursachen sind vielfältig. Am häufigsten stecken Muskelverspannungen hinter den Rückenschmerzen, seltener sind Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule die Ursache.
Ischiasreizung
Im Bereich der Lendenwirbelsäule zieht der längste und dickste Nerv vom Rückenmark bis in den Fuß: der Ischiasnerv. Schmerzen entstehen, wenn die Nervenwurzel gereizt oder eingedrückt ist, zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall. Typischerweise strahlen sie vom Rücken ins Bein aus und verstärken sich beim Husten und Pressen. Auch kann ein Taubheitsgefühl oder – bei stärkerer Schädigung – eine Lähmung auftreten.
Lumbo-Ischialgie
Treten Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, die bis ins Bein ausstrahlen, Lumbago und Ischiasschmerzen also kombiniert, spricht man von einer Lumbo-Ischialgie. Der Übergang zwischen beiden Erkrankungen ist fließend, deswegen werden die Begriffe auch oft verwechselt.
Bandscheibenvorfall
Strahlen Rückenschmerzen in das Bein oder den Arm aus oder treten gar Taubheitsgefühle oder Lähmungen auf, sind die Nerven beeinträchtigt, die jeweils zwischen zwei Wirbelkörpern den Wirbelkanal verlassen. Die häufigste Ursache dafür sind vorgewölbte oder vorgefallene Bandscheibenteile, die auf diese Nerven drücken. Aber auch Engstellen im Austrittskanal der Nerven können zum Beispiel dahinterstecken. Die Reizung kann sehr schmerzhaft sein und die Beweglichkeit einschränken. Schätzungsweise ein bis fünf Prozent der Bevölkerung sind davon einmal im Leben betroffen, Männer eher als Frauen. Glücklicherweise gehen die Schmerzen bei 80 von 100 Betroffenen auch ohne Operation wieder weg.
Hier lesen Sie mehr zum Thema Bandscheibenvorfall.
Spinalkanalstenose
Durch Verschleißerscheinungen und sehr selten auch andere Erkrankungen kann der Spinalkanal, durch den das Rückenmark und etwa ab dem Anfang der Lendenwirbelsäule nur noch die empfindlichen Spinalnerven verlaufen, sich verengen. Typischerweise treten dann beim Gehen Schmerzen in den Beinen auf. Bleibt ein Betroffener stehen und beugt sich etwas vor, gehen die Schmerzen bei ihm wieder weg. Da das Einnehmen dieser lindernden Haltung an das Ansehen von Schaufenstern erinnert, spricht man auch von der spinalen Schaufensterkrankheit (Claudicatio spinalis).
Bei akuten, starken Rückenschmerzen sollten Sie auf schweres Heben und Bücken verzichten. Erste Hilfe bietet auch die sogenannte Stufenlagerung. Legen Sie sich dafür auf den Boden und lagern Sie die Unterschenkel auf einen Stuhl oder Hocker. Unter- und Oberschenkel bilden einen rechten Winkel. Atmen Sie ruhig und tief. Diese Maßnahme sollte aber nur vorübergehend durchgeführt werden, wichtig ist, längeres Liegen zu vermeiden und, so gut es geht, aktiv zu bleiben. Auch Wärme entspannt die Muskulatur und hilft, akute Schmerzattacken zu lindern. Hilfreich sind zum Beispiel:
- Rotlichtbestrahlungen
- warme Bäder oder Wärmflaschen
- Fangopackungen
- Rheumasalben oder ABC-Pflaster
Der gewohnte Tagesablauf sollte rasch wieder aufgenommen werden, um den Rücken zu stärken. In Bewegung bleiben lautet die Devise. Hier sind auch leichte Bewegungen wie Spazierengehen wichtig. So können Sie verhindern, dass die Rückenschmerzen chronisch werden und Sie längere Zeit arbeitsunfähig sind.
Zusätzlich kann bei leichten Kreuzschmerzen ein Schmerzmittel wie Ibuprofen lindernd wirken. Nehmen Sie es so kurz und in so geringer Dosis wie möglich und notwendig ein. So durchbrechen Sie den Teufelskreis von Schmerz und Verspannung. Schmerzstillende Spritzen „in den Po“ sind heute nicht mehr üblich und wirken nicht besser als die Tabletten. Auch bei akuten Kreuzschmerzen, die sich oft von allein bessern, kann kurzzeitig ein Schmerzmittel helfen.
Zur Unterstützung der Behandlung bei Rückenschmerzen gibt es verschiedene nicht medikamentöse Verfahren. Die nachfolgenden Maßnahmen können dabei helfen, die Schmerzen zu lindern:
- Krankengymnastik
- Bewegungsbäder
- Massagen
- manuelle Therapien
- Wärmebehandlungen
- Akupunktur
Grundsätzlich sollte der Patient versuchen, passive Maßnahmen, wie zum Beispiel ein wohltuendes Bad, mit aktiven Maßnahmen, zum Beispiel gezielter Krankengymnastik oder kontrollierter Bewegung, zu kombinieren. Eine derart abwechslungsreiche Mobilisierung stärkt den Rücken. Bessern sich die Schmerzen über Wochen trotz Therapie nicht, ist eine kombinierte Behandlung aus Schmerz-, Psycho- und Bewegungstherapie ratsam.
Wer unter Rückenschmerzen leidet, versucht sie automatisch zu vermeiden – entweder durch eine Schonhaltung oder weniger Bewegung. Beides verstärkt die Schmerzen. Die Schonhaltung ist eine unnatürliche Körperhaltung, die zu weiteren Verspannungen und Muskelverhärtungen führt. Weniger Bewegung schwächt die Muskulatur, der ganze Körper wird unbeweglicher und der Schmerz verstärkt sich. Diesen Teufelskreis können Sie nur durchbrechen, wenn Sie Ihren Körper mit Bewegung aus seiner „Schieflage“ befreien.
Sind die Rückenschmerzen ungewöhnlich heftig, lassen nicht nach oder verschlimmern sich sogar, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser Rat gilt auch, wenn sich die Schmerzen beim Niesen, Husten und Pressen verstärken.
Rückenschmerzen sind grundsätzlich immer dann von einem Arzt abzuklären, wenn Sie zum Beispiel:
- Beschwerden nach einem schweren Unfall, zum Beispiel einem Sturz haben,
- begleitend Fieber oder Nachtschweiß haben,
- Lähmungserscheinungen in den Beinen bemerken,
- Taubheitsgefühle im Intimbereich oder an den Innenseiten der Oberschenkel haben,
- Störungen bei der Blasenentleerung oder der Darmfunktion haben oder
- die Rückenschmerzen bei einer bekannten Krebserkrankung auftreten.
Wenn jemand das erste Mal wegen Rückenschmerzen den Hausarzt aufsucht, wird dieser den Patienten nach einigen Details befragen: Wo und wann tritt der Schmerz auf? Seit wann bestehen die Beschwerden? Was verstärkt oder lindert ihn, wurden Schmerzmittel eingenommen? Bei der Untersuchung achtet der Arzt auf die Körperhaltung und die Form der Wirbelsäule, auf Muskelverhärtungen, Beweglichkeit, Muskelkraft und Reflexe. Auch seelische und berufliche Belastungen können den Krankheitsverlauf beeinflussen. Patienten sollten dem Arzt diese mitteilen.
Besteht der Verdacht auf ernsthafte spezifische Ursachen der Beschwerden, wird Ihr Arzt weitere Untersuchungen veranlassen und Sie möglicherweise auch zu Fachärzten überweisen. Bei unspezifischen Rückenschmerzen sind Röntgenbilder, CTs oder Kernspintomographien aber meist wertlos und können auch schaden. Denn oftmals zeigen sie Befunde ohne Krankheitswert, die die Patienten verunsichern und dadurch die Schmerzen verschlimmern können. Geben Sie Ihrem Arzt deshalb so viele Details wie möglich.
Eine Röntgenuntersuchung belastet den Körper mit Strahlung. Bei Rückenschmerzen wird der Arzt genau überlegen, ob ein Röntgenbild oder eine CT- oder MRT-Untersuchung zur Klärung der Ursache beitragen kann. Die Faktenbox hilft Ihnen dabei, eine Entscheidung zu treffen.
Operationen sind bei Rückenschmerzen nur in Ausnahmefällen sinnvoll, wenn eine spezifische Ursache erkannt wurde. Die Erfahrung zeigt, dass auch eine Operation keine Garantie für ein schmerzfreies Leben ist. Manche Menschen haben nach einer OP sogar stärkere Schmerzen als vorher. Und Schäden durch einen solchen Eingriff lassen sich nur schwer wieder rückgängig machen. Eine Versteifung der betroffenen Wirbelkörper durch Metallstäbe beispielsweise ist nur sinnvoll, wenn eine schwere Instabilität mit deutlicher Verschiebung der Wirbelkörper besteht. Auch bei anderen Methoden, die der Schmerzlinderung dienen und bei denen Schmerzmittel und andere Wirkstoffe über einen Katheter direkt in die Nähe des Rückenmarks geleitet werden, sind schwere Nebenwirkungen beschrieben und sollten daher nur bei entsprechender Indikation eingesetzt werden.
Passende Informationen
Arztsuche mit dem AOK-Gesundheitsnavigator
Sind die Rückenschmerzen von einem Spezialisten abzuklären, überweist der Hausarzt den Patienten an einen Facharzt.
Umgang mit Medikamenten
Wie Arzneimittel wirken und was Verbraucher wissen müssen – weiterführende Informationen zum Umgang mit Medikamenten.
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Ständiger Stress ist Gift für den Rücken. Die Anspannung setzt sich in der Rückenmuskulatur fest und verursacht irgendwann Schmerzen. Umso wichtiger ist es, Stress zu reduzieren und das Leben entspannter zu gestalten. Die AOK bietet kostenfreie Kurse, mit denen Sie in Bewegung kommen, Ihren Rücken trainieren oder etwas für Entspannung und Stressbewältigung tun. Suchen Sie bei Ihrer AOK nach einem Angebot in Ihrer Nähe.
Akupunktur bei Rückenschmerzen
Akupunktur kann eine Therapie sinnvoll ergänzen. Die AOK übernimmt die Kosten der Behandlung bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule, die bis ins Knie ausstrahlen. Erfahren Sie mehr zur Akupunktur.
Welche weiteren Angebote bei Rückenschmerzen bietet mir meine AOK?
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