Rundruf Prävention

Impfung gegen HPV in Schulen?

22.05.2024 Tina Stähler 5 Min. Lesedauer

Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) schützt unter anderem vor Genital- und Gebärmutterhalskrebs. Doch die Impfquote ist seit Jahren niedrig. Könnte ein Impfangebot an Schulen das ändern?

Eine Ärztin im weißen Kittel impft ein junges Mädchen in den Oberarm.
Die HPV-Impfquote ist in Deutschland seit Jahren niedrig.

Relevante Krebspräventionsmöglichkeit bisher ungenutzt

Foto: Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe

In Deutschland hinken wir mit der Impfquote gegen Humane Papillomviren seit Jahren anderen europäischen Ländern deutlich hinterher. Obwohl sich im Laufe ihres Lebens 85 bis 90 Prozent aller Menschen mit HPV infizieren, sind hierzulande nur etwa die Hälfte der 15-jährigen Mädchen und ein Viertel der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen das Virus geimpft.

Wir lassen damit eine relevante Krebspräventionsmöglichkeit ungenutzt. In Deutschland erkranken jährlich 7.850 Frauen und Männer an Krebs, der auf eine Infektion mit HPV zurückzuführen ist. Die Impfung bietet einen hocheffektiven und sicheren Schutz davor. 

Freiwillige HPV-Impfangebote an deutschen Schulen wären eine hervorragende Möglichkeit, um Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern die Skepsis vor dieser Impfung zu nehmen und das Potenzial der Impfung endlich zu nutzen. Das konnten auch erste Pilotstudien in Bremen und Hessen bereits zeigen.

Deutschland braucht zusätzliche Strategien

Foto: Dr. Nobila Ouédraogo, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Krebsforschungszentrum.
Dr. Nobila Ouédraogo, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Krebsforschungszentrum

Mehr als 15 Jahre nach der ersten Empfehlung der Ständigen Impfkommission für die HPV-Impfung sind die Impfraten bei den 15-Jährigen immer noch zu niedrig. Das macht deutlich, dass das aktuelle Impfangebot die Jugendlichen im HPV-Impfalter nicht ausreichend erreicht. Deutschland braucht daher zusätzliche Strategien. Dafür bietet sich das Angebot einer freiwilligen HPV-Impfung in Schulen an. Es würde alle Kinder und Jugendlichen im Impfalter und auch deren Eltern erreichen.

Ein erfolgreiches HPV-Schulimpfprogramm setzt unter anderem hohe Einschulungsraten sowie gesellschaftliche Akzeptanz des Angebots voraus. Beides ist in Deutschland gegeben. Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums befürworten mehr als zwei Drittel der Befragten freiwillige HPV-Impfungen an Schulen. Modellprojekte und verschiedene Schulimpfaktionen zeigen, dass die freiwillige HPV-Schulimpfung in Deutschland erfolgreich umsetzbar ist.

Schulen bieten Strukturen für Impfangebote

Foto: Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.
Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes

HPV-Impfungen sind als wichtiges Instrument zur Prävention verschiedener Krebsarten bei Frauen, aber auch bei Männern, zu begrüßen. Wenn sowohl Mädchen wie Jungen geimpft werden, vermindert das die Verbreitung der auslösenden Viren und trägt zur Entwicklung eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der eigenen Sexualität bei.

Die Schulen bieten Strukturen, um möglichst viele Kinder in einem frühen Alter vor sexueller Aktivität für die Impfung zu erreichen. Über Informationsschreiben kann die Zustimmung der Erziehungsberechtigten angefragt werden. Allerdings kann die Organisation der Impfung nicht vom ohnehin durch den Lehrkräftemangel überlasteten Schulpersonal durchgeführt werden. Die Schreiben sollten von medizinischen Fachleuten formuliert werden. Die Impfung erfolgt durch externes Personal, das auch die Aufsicht übernimmt – nach Möglichkeit außerhalb der Unterrichtszeit. Die Schulen stellen die Örtlichkeiten zur Verfügung.

Autonomie in gesundheitlichen Entscheidungen

Foto: Claudia Koch, stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrates.
Claudia Koch, stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrates

Die Durchführung von Impfungen in Schulen, wie etwa gegen HPV, kann ein komplexes Thema sein, das verschiedene Perspektiven und Sorgen berührt. Einerseits sind Schulen als Bildungseinrichtungen zentrale Orte, um gesundheitsfördernde Maßnahmen zu unterstützen und eine hohe Durchimpfungsrate unter Kindern und Jugendlichen zu erreichen. Dies dient nicht nur dem Schutz der individuellen Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, sondern auch der öffentlichen Gesundheit. Andererseits können solche Maßnahmen in Schulen bei einigen Eltern und Erziehungsberechtigten Bedenken hervorrufen, inbesondere bezüglich ihrer Autonomie in gesundheitlichen Entscheidungen.

Schulen meistern aktuell bereits ein immenses Pensum, indem sie neben dem Unterricht und dem allgemeinen Bildungsauftrag auch viele gesellschaftliche Probleme abfedern müssen. Der Bundeselternrat sieht die Schulen nicht als geeigneten Ort, um Impfmaßnahmen umzusetzen.

Mitwirkende des Beitrags

2 Kommentare

Die HPV-Impfung ist laut RKI eine sehr sichere Impfung. Unter diesem Link finden sich aufschlussreiche FAQs zum Thema:

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html

Basierend auf den Daten, die das Paul-Ehrlich-Institut seit 2007 dazu gesammelt hat, wurden seit Empfehlung der Impfung im Jahr 2007 keine schweren unerwünschten Wirkungen gemeldet, die ursächlich in Zusammenhang mit der HPV-Impfung standen. Zum gleichen Schluss kommt auch die WHO.

Laut Deutschem Krebsforschungszentrum (https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv2.php) gibt es jährlich etwa 7.700 Krebserkrankungen durch eine HPV-Infektion, darunter etwa 4.640 Frauen mit Zervixkarzinom, dem Gebärmutterhalskrebs (https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html ). Von ihnen versterben etwa 1.500 bis 1.600.

Die allermeisten dieser Erkrankungen lassen sich durch die HPV-Impfung vermeiden (https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/risikofaktoren.php).

HPV-Impfstoffe schützen zu nahezu 100 Prozent vor einer Infektion mit den in den Impfstoffen enthaltenen HPV-Typen. Die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 sind für etwa 70 Prozent, die HPV-Typen 31, 33, 45, 52 und 58 für ca. weitere 20 Prozent aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich.

Guten Tag, habe den obigen Artikel gelesen und bin etwas verwundert. Ist die AOK jetzt ein Steigbügelhalter für die Pharmaindustrie? Da die AOK eine K r a n k e n-Kasse ist, machen Sie Ihren Namen anscheinend alle Ehre. An gesunden Menschen kann man nichts verdienen und wenn die meisten Menschen gesund wären, dann bräuchte man auch keine riesigen Krankenkassen usw.

Jährlich erkranken 7850 Frauen und Männer an Krebs, der durch HPV verursacht wird.

Ins Verhältnis zu den Einwohnern der BRD gesetzt, sind das nach meinem Empfinden sehr wenige Betroffene.

Vielleicht können Sie mir die Frage beantworten, wie viele gemeldete Nebenwirkungen es dazu gibt? Ist der Nutzen dieser Impfung wirklich belegt oder handelt es sich hier auch um ein Füllhorn für die Pharmaindustrie?

Über eine Antwort würde ich mich freuen, rechne aber nicht damit.

1-2 von 2 angezeigt

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.