Interview Gesundheitssystem

„Weder Sozial- noch Naturwissenschaften können Zukunftsprobleme allein lösen“

20.03.2024 Silke Heller-Jung 4 Min. Lesedauer

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Rasmus Hoffmann, Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit, am Institut für Soziologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Foto: Blick in einen Hörsaal, in dem viele Studierende sitzen. Vorne steht ein Mikrofon.
Wo steht die Forschung, welche neuen Erkenntnisse gibt es – G+G interviewt jeden Monat Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber von Universitäten und Hochschulen.
Porträt von Prof. Dr. Rasmus Hoffmann, Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit, am Institut für Soziologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Prof. Dr. Rasmus Hoffmann ist Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit, am Institut für Soziologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Herr Professor Hoffmann, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Prof. Dr. Rasmus Hoffmann: Meine wichtigste Fragestellung ist, wie soziale Ungleichheit dazu beiträgt, dass Menschen zu wenig auf drohende Umweltgefahren und damit Gesundheitsgefahren reagieren. Mehr Wohlstand hat zu höherer Lebenserwartung und besserer Gesundheit geführt. Aber der Wohlstand hat auch die Umwelt zerstört, und das ist wiederum die größte Gefahr für die Gesundheit in der Zukunft.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Prof. Dr. Hoffmann: Wir erforschen und lehren die Themen Ungleichheit, Gesundheit und Umwelt interdisziplinär. Aktuell haben wir ein Projekt mit MedizinerInnen von der Charité zur Akzeptanz von Alternativ- und Komplementärmedizin und ein Projekt mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Weder Sozial- noch Naturwissenschaften können alleine die großen Zukunftsprobleme lösen, weil diese häufig grenzüberschreitend zwischen Natur und Gesellschaft liegen.

Zur Person:

Prof. Dr. Rasmus Hoffmann studierte Soziologie und Biologie. Er hat am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock promoviert und danach am Erasmus Medical Center in Rotterdam im Bereich Public Health gearbeitet. Es folgten ein fünfjähriger Aufenthalt am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und eine Professur für Epidemiologie, Methoden und Statistik in Siegen. Seit 2021 hat er die Professur für Soziologie an der Universität Bamberg mit dem Schwerpunkt soziale Ungleichheit inne.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Prof. Dr. Hoffmann: Ich würde sagen, die Politik ist nur dann gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört, zumindest bei dringenden Umwelt- und Gesundheitsfragen. Denn da hat die Wissenschaft eindeutige Erkenntnisse und die nötigen Konsequenzen herausgearbeitet. Das Klimaschutz-Netzwerk Scientist Rebellion drückt das so aus: „The science is clear, but the world is still ignoring it“ („Die Wissenschaft äußert sich eindeutig, aber die Welt ignoriert sie immer noch.“). Politik muss natürlich die Meinungen der Wählerinnen und Wähler berücksichtigen, aber sie sollte das Richtige und Notwendige tun und es populär machen, anstatt dem vermeintlich Populären hinterherzulaufen.

Forschungsschwerpunkte:

  • Soziale Ungleichheit
  • Soziale Epidemiologie
  • Arbeitsmarkt
  • Covid-19
  • Umwelt- und Nachhaltigkeitssoziologie

Jahresetat:
keine Angabe

Zahl und Qualifikation der Mitarbeitenden:

  • 1 Professor
  • 4 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (davon 3 Post-docs)

Kontaktdaten:
 
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Institut für Soziologie
Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit
Feldkirchenstraße 21
96052 Bamberg
Telefon: 0951 8632596
E-Mail: rasmus.hoffmann(at)uni-bamberg.de

Mitwirkende des Beitrags

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.