Hintergrund

Qualitätssicherung in der stationären Versorgung

Krankenhäuser müssen die Qualität ihrer Leistungen kontinuierlich kontrollieren und weiterentwickeln. Zudem gibt es gesetzlich vorgegebene Qualitätsparameter, die in regelmäßigen Berichten veröffentlicht werden, die Krankenhausplanung der Länder beeinflussen oder in die Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen einfließen.

Kliniken sind zur Qualitätssicherung verpflichtet

Krankenhäuser sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… ihrer Leistungen zu sichern und zu verbessern. Intern werden Maßnahmen zur Qualitätssicherung a) Qualitätssicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung: Vertragsärzte, Krankenhäuser und…  durch die Einrichtung selbst angestoßen, um die Behandlungsqualität zu messen, zu dokumentieren und zu verbessern. Externe Maßnahmen erfassen Qualitätsparameter einrichtungsübergreifend und ermöglichen somit einen Vergleich der Häuser. Für das einrichtungsinterne Qualitätsmanagement hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) 2005 eine Richtlinie mit den grundsätzlichen Anforderungen erlassen.

Qualitätsmanagement-Systeme (QMS) helfen den Einrichtungen, ihre eigenen Qualitätsziele zu erreichen. Die Häuser können sich ihre Systeme durch unabhängige Experten zertifizieren lassen. Indem sie ihre Arbeitsstrukturen und -prozesse von Dritten überprüfen lassen, zeigen die Kliniken, dass sie daran interessiert sind, die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern. Als Grundlage für eine interne Weiterentwicklung können Krankenhäuser auch Ergebnisse aus den gesetzlich verpflichtenden Qualitätssicherungsverfahren oder einer Patientenbefragung verwenden.

Externe Qualitätssicherung: Häuser legen Berichte vor

Ziel der externen Qualitätssicherung für Krankenhäuser ist es, die medizinischen und pflegerischen Leistungen der Einrichtungen zu verbessern und vergleichbar zu machen. Mit dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) erhielt der GBA 2004 die Gestaltungshoheit in diesem Bereich: Der Ausschuss entscheidet, für welche Leistungsbereiche Qualitätsanforderungen bestimmt werden und wie detailliert diese Regelungen sind. 2007 wurde der GBA mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) dazu ermächtigt, eine fachlich unabhängige Institution mit der einrichtungsübergreifenden Messung der Versorgungsqualität zu beauftragen. Diese Aufgabe übernahm von 2009 bis Ende 2015 das Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… (AQUA-Institut). Seit Anfang 2016 ist das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) dafür zuständig.

Seit 2005 müssen die Krankenhäuser zudem regelmäßig einen Qualitätsbericht Die rund 1.900 Krankenhäuser in Deutschland sind seit 2003 dazu verpflichtet, alle zwei Jahre…  vorlegen. Der GBA bestimmt Inhalte und Umfang der Berichte. Die Berichte dienen der Information von Versicherten, die auf der Suche nach einem geeigneten Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… sind. Adressaten sind zudem Ärzte und Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… , damit diese den Patienten geeignete Krankenhäuser empfehlen können. Die Qualitätsberichte der Kliniken werden auch in Klinik-Suchmaschinen im Internet wie dem AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Gesundheitsnavigator veröffentlicht.

Weitere Instrumente auf Bundes- und Landesebene

Mit dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) 2016 wurde der GBA mit der Entwicklung sogenannter planungsrelevanter Qualitätsindikatoren beauftragt. Die Kennzahlen sollten den Ländern eine qualitätsorientierte Krankenhausplanung Die Planung von Krankenhäusern steht in der Verantwortung der Bundesländer, die damit die… ermöglichen. Die Entwicklung betrieb der GBA zusammen mit dem IQTIG.

Darüber hinaus müssen Krankenhäuser für bestimmte komplexe Eingriffe bereits seit 2004 bestimmte Fallzahlen vorweisen, um die Operation überhaupt anbieten zu dürfen. Die Details der sogenannten Mindestmengenregelungen legt ebenfalls der GBA fest. Ziel der Vorgaben ist es, eine gute Behandlungsqualität zu gewährleisten, ohne die flächendeckende Versorgung zu gefährden. Unterschreitet eine Klinik die vorgegebene Mindestmenge, darf sie die jeweilige Leistung nicht mehr zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung erbringen. Eine Ausnahme bildet die Versorgung von Notfällen.

Über den Klinikaufenthalt hinaus: Qualitätssicherung mit Routinedaten

Der Behandlungserfolg lässt sich nicht nur anhand von Informationen zur Klinikbehandlung messen. Wenn eine Operation erfolgreich verläuft, der Patient aber zum Beispiel wegen Komplikationen wieder in eine Klinik zurückkehrt, wird dies in den Qualitätsangaben zur Behandlung in der Regel nicht abgebildet. Die AOK hat deshalb ein Verfahren mitentwickelt, mit dem sie langfristige Behandlungserfolge der Kliniken (über den Krankenhausaufenthalt hinaus) messen kann: Die Qualitätssicherung mit Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… (QSR) kombiniert Daten, die die Kliniken zur Abrechnung an die AOK versenden, mit Angaben zu Behandlungen im ambulanten Bereich. So fließen Faktoren wie etwa komplikationsbedingte Wiederaufnahmen oder die Sterblichkeit innerhalb eines Jahres in die Analysen mit ein. Anhand eines statistischen Verfahrens wertet das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) diese Daten in anonymisierter Form aus.

Inzwischen werden elf häufige Leistungsbereiche mit der QSR-Methodik analysiert und veröffentlicht:

  • Blinddarmentfernung (Appendektomie)
  • Gallenblasenentfernung bei Gallensteinen
  • Verschluss eines Leistenbruchs
  • Mandeloperation
  • Therapeutischer Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt
  • Kathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI)
  • Hüftgelenkersatz bei Gelenkverschleiß (Arthrose)
  • Hüftprothesenwechsel (nicht bei Knochenbruch oder Infektion)
  • Operation bei hüftgelenknahem Oberschenkelbruch
  • Kniegelenkersatz bei Gelenkverschleiß (Arthrose)
  • Knieprothesenwechsel (nicht bei Knochenbruch oder Infektion)
  • Operation bei gutartiger Prostatavergrößerung
  • Vollständige Prostataentfernung bei Prostatakrebs

Vom QSR-Verfahren profitieren in erster Linie die Versicherten, aber auch einweisende Ärzte und Krankenhäuser, die einen QSR-Klinikbericht zur Nutzung im internen Qualitätsmanagement zur Verfügung gestellt bekommen können.

Qualität durch Transparenz

Auf der Internetseite des AOK-Gesundheitsnavigators werden neben den Angaben der Krankenhäuser aus den Qualitätsberichten unter anderem die QSR-Ergebnisse aus den oben genannten einzelnen Leistungsbereichen veröffentlicht. Zudem bietet der AOK-Krankenhausnavigator Versicherten zur Orientierung auch die Ergebnisse von Patientenbefragungen an. Zudem informiert das Portal über die Ausstattung der Klinik im jeweiligen Behandlungsbereich. Versicherte können Kliniken somit je nach Behandlungsanlass die Qualität und das Leistungsangebot miteinander vergleichen.

Eine weitere Qualitätsinitiative ist das das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD), das als Gemeinschaftsprojekt von Ärzten, Kliniken, Krankenkassen und Industrie entstanden ist. Es bildet ausschließlich die Qualität der Versorgung mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken ab. Dafür werden anonymisierte Routinedaten systematisch mit neuen Informationen über den Einbau künstlicher Hüft- und Kniegelenke verknüpft und diese Informationen mit Blick auf die Qualität der Implantate und der medizinischen Behandlung ausgewertet. Das Register soll die Versorgungsqualität im Allgemeinen verbessern und dazu beitragen, die Zahl der unnötigen Wechseloperationen zu senken.