Versorgung in Pflegeheimen variiert regional deutlich
Die Qualitätsunterschiede bei der Versorgung von Pflegeheimbewohnenden in Deutschland sind je nach Region weiterhin sehr groß. Dies zeigen neue Daten des „Qualitätsatlas Pflege“, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) heute veröffentlicht hat.
Besonders problematisch ist demnach nach wie vor die Dauerverordnung von Beruhigungs- und Schlafmitteln. Ebenso fehlt bei fast 80 Prozent von Diabeteserkrankten die notwendige augenärztliche Vorsorge. Dass es seit der letzten Analyse kaum Verbesserungen gegeben habe, unterstreiche „den Handlungsbedarf und die Bedeutung gezielter Unterstützung für die Verantwortlichen vor Ort“, betonte die Vorständin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann.
Die Verabreichung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, die nur kurzfristig helfen, aber langfristig zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen können, ist laut WIdO-Auswertung bundesweit nur geringfügig seit 2017 von 8,17 auf 7,14 Prozent im Jahr 2023 gesunken. Extrem sind dabei die regionalen Abweichungen. Die risikoreichen Dauerverordnungen kommen der Analyse zufolge im Westen deutlich häufiger vor als im Osten. Der Verordnungsanteil im Saarland war 2023 mit 15,88 Prozent doppelt so hoch wie im bundesweiten Schnitt. Ebenfalls im Spitzenfeld lagen Nordrhein-Westfalen mit gut zwölf Prozent, Baden-Württemberg mit neun Prozent und Rheinland-Pfalz mit rund acht Prozent. Den geringsten Wert wies Sachsen-Anhalt mit nur knapp drei Prozent auf.
Daneben decken die jüngsten Daten des „Qualitätsatlas Pflege“ enorme Defizite an der Schnittstelle zur ambulant-ärztlichen Versorgung auf. Danach haben bundesweit 79,15 Prozent der an Diabetes erkrankten Pflegeheimbewohnenden im Jahr 2023 keine augenärztliche Vorsorge erhalten, obwohl die medizinischen Leitlinien eine regelmäßige Augenkontrolle vorsehen, um irreversible Sehstörungen zu vermeiden. Regionale Auffälligkeiten bei fehlenden Untersuchungen gab es vor allem in Kreisen der südlichen Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern.
Da die Auswertung im „Qualitätsatlas Pflege“ kleinräumig bis auf Kreisebene erfolgt, könnten diese Angaben „den Verantwortlichen vor Ort und den gesundheitspolitischen Akteuren helfen, gezielt nach den Ursachen für die regionale Unterversorgung zu fahnden“, so die Forschungsbereichsleiterin Pflege im WIdO, Susann Behrendt.
Insgesamt nimmt der „Qualitätsatlas Pflege“ zehn Themen im regionalen und zeitlichen Vergleich in den Fokus, darunter sturzbedingte Klinikaufenthalte in Verbindung mit bestimmten Medikamenten, Krankenhauseinweisungen von Demenzkranken aufgrund von Flüssigkeitsmangel oder vermeidbare Klinikaufenthalte am Lebensende. (imo)