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Kassen warnen vor "verkürzter" Krankenstandsdebatte

08.01.2025 2:30 Min. Lesedauer

In der Debatte über die Einführung eines lohnfreien Tages bei Krankmeldungen warnen die Krankenkassen vor falschen und voreiligen Schlussfolgerungen. „Diese verkürzte Blaumacherdebatte wird dem komplexen Thema nicht gerecht“, sagte Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, heute in Berlin. Die jüngste Zunahme von Fehlzeiten habe „technische und medizinische Ursachen“. Das größte Gut von Firmen seien motivierte und gesunde Mitarbeiter. Die Unternehmen sollten daher mehr in betriebliche Gesundheitsförderung und eine wertschätzende Kultur investieren.

Reimann verwies auf den Fehlzeitenreport des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Dieser belege, dass Beschäftigte mit höherer emotionaler Bindung an den Arbeitgeber weniger krank seien. Jens Martin Hoyer, stellvertretender AOK-Bundesverbandschef, betonte, dass diese Debatte „kein Lösungsbeitrag zur Diskussion Einnahmen und Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung“ sei. Es handele sich bei Karenztagen de facto um eine Lohnkürzung.

Der Chef des Versicherungskonzerns Allianz, Oliver Bäte, hatte unlängst vorgeschlagen, dass Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen sollen, und damit eine deutschlandweite Debatte ausgelöst. Dadurch würden die Arbeitgeber entlastet, argumentierte Bäte. Angestellte in Deutschland seien im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank, der EU-Schnitt liege bei acht Krankheitstagen.

Laut einer neuen DAK-Studie geht der Rekordstand bei den Krankmeldungen aber hauptsächlich auf die elektronische Krankmeldung (eAU) sowie auf verstärkte Infektionswellen zurück. Weder die telefonische Krankschreibung noch das Blaumachen seien wirklichen Gründe für den sprunghaften Anstieg, sagte Vorstandschef Andreas Storm. Entscheidend sei vor allem ein statistischer Effekt, verursacht durch die neue elektronische Erfassung der Krankschreibungen. Dieser betrage, je nach Diagnose, rund 60 Prozent und mehr. Ein Drittel der zusätzlichen Fehltage ergebe sich seit 2022 zudem durch verstärkte Erkältungswellen und Corona-Infektionen. „Wir brauchen eine offene Debatte über die tatsächlichen Ursachen der Rekordkrankenstände und müssen die wachsende Misstrauenskultur in der Arbeitswelt eindämmen“, forderte Storm. (bhu)

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