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Auf GKV kommt 2024 Milliarden-Defizit zu – Zusatzbeitrag von 1,7 Prozent erwartet

12.10.2023 3 Min. Lesedauer

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steht im kommenden Jahr vor einer Finanzierungslücke im Umfang von 3,2 Milliarden Euro. Dies ergibt sich nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes aus der Prognose des Schätzerkreises, der heute seine zweitägigen Beratungen beendete.

Dem Schätzerkreis zufolge wird der durchschnittliche Zusatzbeitrag 2024 auf 1,7 Prozent steigen, um die Lücke zu schließen. Zurzeit liegt er bei 1,51 Prozent und damit etwas unter dem im vergangenen Jahr für 2023 festgesetzten Wert von 1,6 Prozent. Das Defizit ergibt sich, weil die erwarteten Ausgaben höher sind als die Einnahmen aus Beiträgen, Bundeszuschuss und einer Einmalzahlung aus der Reserve des Gesundheitsfonds.

Dem Schätzerkreis gehören Experten des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundesamts für Soziale Sicherung sowie des GKV-Spitzenverbandes an. Auf Grundlage seiner Prognose legt Gesundheitsminister Karl Lauterbach bis zum 1. November den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz fest. Wie hoch der je zur Hälfte von Beschäftigten und Arbeitgebern zu tragende Beitrag dann aber im Einzelfall ausfällt, legt jede Kasse je nach ihrer Finanzlage individuell fest. Hinzu kommt der gesetzlich festgeschriebene allgemeine Beitragssatz, der 14,6 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen beträgt und ebenfalls paritätisch finanziert wird. 
 
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer, sagte, die Situation sprudelnder Einnahmen und moderat steigender Ausgaben habe im kommenden Jahr ein Ende. „Die gesetzliche Krankenversicherung gerät 2024 wieder in schwereres Fahrwasser, die Ausgabendynamik nimmt an Fahrt auf und liegt auf Rekordniveau.“ Die Honorarabschlüsse bei den Ärzten sowie Ausgabenschübe im Krankenhaus- oder Arzneimittelbereich schlügen kräftig zu Buche. „Das kann die nach wie vor gute Einnahmenentwicklung nicht mehr ausgleichen“, so Hoyer. Damit im Wahljahr 2025 die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben nicht noch weiter aufgehe und weitere kräftige Beitragsanstiege drohten, müsse die Regierung jetzt die lang angekündigten nachhaltigen Lösungen zur Stabilisierung der GKV-Finanzen angehen. Dazu gehörten etwa höhere Pauschalen für Bürgergeld-Beziehende oder die Senkung der Mehrwertsteuer bei Arzneimitteln.

Auch GKV-Verbandschefin Doris Pfeiffer forderte, die sich seit Jahren drehende Beitragssatzerhöhungsspirale müsse durchbrochen werden. „Steigende Zusatzbeiträge dürfen keine Selbstverständlichkeit werden.“ Deshalb sei es dringend geboten, dass der Gesetzgeber die Weichen für eine nachhaltige Finanzierung stelle. (sev)

2 Kommentare

Die Frage ist doch: was müssen die Beitragszahler alles mitfinanzieren?

Es werden leider immer mehr reine Leistungsempfänger.

Dies bringt alle Sozialsysteme in Schieflage, die (die Merheit) der Zahler nicht mehr hinnehmen wollen.

Da kann man sich nur eine andere Kasse suchen.

Die AOK wird wohl von Leistungsempfängern überproportional genutzt.

Guten Tag Frau Pfeiffer,

die Hoffnung, die Politik (Bundestag) werde Entscheidungen zur Finanzierungsstabilität treffen, ist abwegig weil die existierenden Probleme diese Damen und Herren nicht betreffen (weil fast alle privat versichert) und Änderungen die Wiederwahlchance minimieren (Verbreiterung der Einnahmebasis).

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