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Social Media und Depression – zweischneidige Wechselwirkung

25.11.2025 2:30 Min. Lesedauer

Soziale Medien können Betroffene mit Depressionen sowohl unterstützen als auch gefährden. Das zeigt das neue Deutschland-Barometer Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. Jeder sechste Erkrankte berichtet, durch Social Media motiviert worden zu sein, professionelle Hilfe zu suchen. Zugleich stoßen rund 80 Prozent dort auf suizidale Inhalte. Zwei Drittel können die Seriosität der Informationen nicht einschätzen. Für die repräsentative Umfrage wurden mehr als 5.000 Erwachsene und 103 Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren befragt.

Insgesamt hat sich rund die Hälfte der Bevölkerung schon online über Depressionen informiert, unter Betroffenen sind es 78 Prozent. „Die Ergebnisse zeigen, wie stark das Thema Depression in der digitalen Welt angekommen ist“, sagte der Stiftungsvorsitzende Prof. Ulrich Hegerl. Das berge Chancen für eine bessere Aufklärung, aber auch das Risiko der „massenhaften Verbreitung von falschen Vorstellungen über Depression“. 

Auch wenn am häufigsten noch Suchmaschinen genutzt werden, geht der Trend in Richtung Social Media und KI: Je 17 Prozent der Erkrankten nutzen sie. Bei Jugendlichen liegt die Nutzung sozialer Medien bei 20 Prozent, KI-Angebote erreichen 19 Prozent. 
 

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Der Befragung zufolge berichten 13 Prozent von positiven Effekten durch Austausch oder sachliche Informationen in den sozialen Medien. Jedoch könnten Erfolgsstories anderer auch negativ wirken, so Hegerl. Zudem seien 15 Prozent der Betroffenen bereits konkreten Suizidankündigungen begegnet. Hier bestehe immer die „Gefahr von Nachahmungseffekten“.

Die wachsende Nutzung von KI als „Psychocoach“, vor allem unter Jugendlichen, bewertet Hegerl als „umwälzend“. Vorsicht sei jedoch geboten, wenn Menschen mit schweren Depressionen versuchten, sich allein damit zu behandeln. Hier bestehe noch Forschungsbedarf. Webbasierte Programme wiederum hält er für eine sinnvolle Ergänzung zur herkömmlichen Behandlung. Auch die AOK bietet bereits seit 2018 den kostenfreien „Familiencoach Depression“ an.

Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck, verweist in der Rheinischen Post auf Risiken intensiver Mediennutzung: Exzessives Gaming, Streaming und der dauerhafte Aufenthalt in sozialen Netzwerken könnten depressive Symptome begünstigen, besonders „wenn zentrale Bereiche des realen Lebens in den Hintergrund treten." Plattformen sollten stärker zur Verantwortung gezogen und „altersgerechte Schutzmechanismen“ etabliert werden. (sr)

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