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EU-Kommission will bei Arzneimittelengpässen gegensteuern

23.10.2023 2:30 Min. Lesedauer

Die EU-Kommission plant konkrete Schritte zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei wichtigen Arzneimitteln.

In einem für morgen erwarteten Strategiepapier wolle Brüssel unter anderem neue Kriterien für Ausschreibungen vorschlagen, berichtete der Europa-Abgeordnete Peter Liese heute. „Endlich kommt das Thema in den Institutionen in Berlin und in Brüssel an“, sagte der Mediziner. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) verzeichnet momentan Lieferschwierigkeiten bei fast 500 Medikamenten, darunter Fiebersäfte und Antibiotika. Bereits im letzten Winter waren wichtige Arzneimittel knapp geworden. Liese erwartet in diesem Jahr noch mehr Probleme. Zu den EU-Plänen gehören laut Liese ein freiwilliges Netzwerk zum Austausch von Medikamenten zwischen den Mitgliedstaaten, eine Liste für absolut notwendige Medikamente und Leitlinien für Ausschreibungen. „Es darf nicht nur der Preis sein“, mahnte Liese und verwies auf die Wichtigkeit von Lieferzuverlässigkeit. Bei Generika habe es in den letzten Jahren einen unheimlichen Preisdruck gegeben, sodass die Tageskosten für eine Therapiedosis zum Teil nur einen Cent betrügen. Da europäische Firmen zu solchen Preisen nicht produzieren könnten, sei ein großer Teil der Herstellung nach Indien und China ausgelagert worden. Damit sei eine Abhängigkeit entstanden. „Wir müssen europäisch koordiniert die Ausschreibungsbedingungen verändern“, forderte Liese, der auch Koordinator der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit ist. Das Gesundheitsbudget werde dadurch „nicht aus den Fugen“ geraten.

Der Ehrenpräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, plädierte dafür, auch die Pharmaindustrie stärker in die Verantwortung zu nehmen, um die Versorgung bei wichtigen Generika zu sichern. Unverständnis äußerte er für den Rat von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der „Bild am Sonntag“ (Bams), Familien mit kleinen Kindern sollten für den Notfall eine Flasche Fiebersaft vorhalten. Es sei besser, dass der Fiebersaft in der Apotheke bleibe, um an Patienten abgegeben zu werden, die diesen dringend benötigten, so Montgomery. Lauterbach hatte im Juni ein Lieferengpassgesetz auf den Weg gebracht, dass unter anderem die Preisregeln für Kinderarzneien lockert und Firmen zu mehr Vorratshaltung verpflichtet. (at)

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