Artikel Versorgung

Einwurf: Demenz darf nicht in Vergessenheit geraten

21.05.2025 Swen Staack 2 Min. Lesedauer

Menschen mit Demenz haben häufig Schwierigkeiten, pflegerische Unterstützung zu finden, beklagt Swen Staack. Der Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft fordert Lösungen für den Pflegenotstand.

Foto: Die Hände eines älteren Menschen liegen überkreuzt auf einem aufgeschlagenen Fotoalbum.
Alte Fotos können eine wertvolle Ressource bei der Pflege von Menschen mit Demenz sein, da sie helfen, Erinnerungen zu wecken.
Portrait von Swen Staack, Vorsitzender der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V.
Swen Staack ist Vorsitzender der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz.

Seit mehr als 35 Jahren sind die Alzheimer-Gesellschaften als Selbsthilfeorganisationen in Deutschland aktiv. In dieser Zeit konnten wesentliche Verbesserungen bei der medizinischen Versorgung und bei den Unterstützungsstrukturen erreicht werden. Es gibt demenzspezifische Pflegekonzepte. Menschen mit Demenz werden im Rahmen der Pflegeversicherung gleichberechtigt berücksichtigt. Von den Alzheimer-Gesellschaften entwickelte Konzepte sind als „Alltagsunterstützende Angebote“ in die Regelversorgung übernommen worden.

In jüngster Zeit erleben wir allerdings mit großer Sorge, dass Menschen mit Demenz bei der pflegerischen Versorgung herausfallen: Pflegeheime und Pflegedienste entscheiden sich angesichts des Personalmangels tendenziell eher für Kunden mit weniger Pflegeaufwand. So haben pflegende Angehörige gerade dann keine Unterstützung, wenn mit der Demenz herausfordernde Verhaltensweisen verbunden sind, die sie stark belasten. Nach wie vor leben die meisten Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld und werden dort von An- und Zugehörigen verlässlich betreut. Doch die Unterstützung durch professionelle Pflege wird immer weniger erreichbar und bezahlbar.

„Der Nationalen Demenzstrategie fehlt es an einer angemessenen finanziellen Ausstattung.“

Swen Staack

Vorsitzender der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V.

Die Politik muss sich hier endlich mit Lösungen beschäftigen. Auch Maßnahmen wie die Einführung einer Familienpflegezeit zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege müssen angegangen werden. Die Konzepte dafür liegen längst vor. Es fehlt an Handlungswillen. Seit 2020 haben wir als wichtige politische Absichtserklärung die Nationale Demenzstrategie. Ihr fehlt aber eine angemessene finanzielle Ausstattung und von den vielen kleinteiligen Maßnahmen kommt bei den betroffenen Familien kaum etwas an. 

Foto: Holzbausteine formen ein Gehirn – davon sind einige außerhalb des Kopfes.
Das Beratungsmobil Demenz hat drei Jahre lang in Schleswig-Holstein Orte auf dem Land angefahren, um eine Beratung in abgelegenen Regionen sicherzustellen. Dabei hat das Projekt der Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein und des Kompetenzzentrums Demenz gezeigt, dass bei der Versorgung im ländlichen Raum noch Luft nach oben ist.
02.01.2024Solveig Giesecke3 Min

Die Demenz darf besonders im Zuge des demografischen Wandels mit jetzt schon mehr als 1,8 Millionen demenziell erkrankten Menschen und einer noch größeren Zahl An- und Zugehöriger keinesfalls in Vergessenheit geraten. Eine effektive Demenzstrategie muss ausgewählte realistische Ziele fokussieren, die die Lebensqualität und die Unterstützungsstrukturen für die Familien tatsächlich verbessern können.

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