Interview Versorgung

„Wir brauchen eine Image-Kampagne“

21.05.2025 Thorsten Severin 2 Min. Lesedauer

Für mehr Ärztinnen und Ärzte auf dem Land ist laut Peer-Michael Dick, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg (Arbeitgeberseite), ein stimmiges Gesamtpaket nötig.

Foto: Blick von oben auf eine ländliche Umgebung mit Dörfern.
In strukturschwachen Gebieten ist die ärztliche Versorgung eine Herausforderung.
Foto: Peer-Michael Dick, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg (Arbeitgeberseite)
Peer-Michael Dick, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg (Arbeitgeberseite)

Herr Dick, wie können wir medizinischen Nachwuchs gewinnen – besonders auf dem Land?

Peer-Michael Dick: Wir brauchen Attraktivitätssteigerungen und gezielte Nachwuchsförderung. Die Landarztquote in Baden-Württemberg zeigt, wie junge Ärzte durch verbindliche Tätigkeitszusagen an unterversorgte Gebiete gebunden werden können. Die Hausarztzentrierte Versorgung sowie das Konzept „Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell“ (HÄPPI) machen das Berufsbild Hausarzt attraktiver. Generell ist die Aufwertung von Gesundheitsberufen durch die Erweiterung von Kompetenzen wichtig. Entscheidend ist eine Imagekampagne – etwa durch Partnerschaften mit Schulen und digitale Formate. Sie können die gesellschaftliche Relevanz dieser Berufe sichtbar machen.

„Länder sollten finanzielle Anreize für Niederlassungen in strukturschwachen Gebieten schaffen (...)“

Peer-Michael Dick

Alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg (Arbeitgeberseite)

Welche konkreten Instrumente sind aus Ihrer Sicht hilfreich?

Dick: Die geplante ‚Work-and-Stay-Agentur‘ des Bundes geht in die richtige Richtung. Sie soll internationale Fachkräfte bei der Arbeitsplatzvermittlung, der Prüfung der Einreisevoraussetzungen, dem Visum und weiteren Fragen unter die Arme greifen. Zudem müssen Arbeitgeber bei der Rekrutierung unterstützt werden – etwa durch interkulturelles Coaching und vereinfachte Anerkennungsverfahren. Wichtig sind zudem flexible Arbeitsmodelle wie Job-Sharing in Teilzeit oder telemedizinische Vernetzung, um die Work-Life-Balance und die Standortattraktivität zu verbessern.

Was müssen Länder und Kommunen tun, um Mediziner anzuwerben?

Dick: Länder sollten finanzielle Anreize für Niederlassungen in strukturschwachen Gebieten schaffen – etwa durch günstige Kredite oder Mietzuschüsse für Praxisneubauten. Kommunen müssen Wohnraum, digitale Infrastruktur und Betreuungsangebote für Familien priorisieren. Ein Erfolgsbeispiel ist die baden-württembergische Initiative ‚FachkräfteLÄND‘, die Standortmarketing mit Serviceleistungen verbindet. Wichtig ist dabei stets: keine isolierten Maßnahmen, sondern abgestimmte Pakete aus Wohnen, Arbeiten und Lebensqualität.

Foto: Ein älterer Mann läuft neben einem jüngeren Mann, beide Mediziner mit einem weißen Kittel.
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