Artikel Gesundheitssystem

Gesundheitsberichterstatter vielerorts an der Leine

22.01.2024 Martina Merten 4 Min. Lesedauer

Der World Health Summit (WHS) ist das größte Treffen für globale Gesundheit. Die jüngste Konferenz thematisierte erstmals die Situation des Gesundheitsjournalismus.

Foto von Journalisten, die den World Health Summit mit Kopfhörern mitverfolgen.
Schilderten die Lage in ihren Ländern: Gesundheitsjournalisten rund um den Globus.

Frauen wie Joanne Silberner sind rar geworden. 18 Jahre lang war sie als Radiojournalistin beim US-Sender NPR für nationale Gesundheitspolitik und Global Health zuständig. Auch Themen wie mentale Gesundheit zählten zu ihren Feldern. Sie unterstützte renommierte Magazine wie das „British Medical Journal“ und veröffentlichte zahlreiche, darunter preisgekrönte Beiträge in der „New York Times“, bei der britischen BBC oder im Newsletter „Global Health Now“ der US-amerikanischen John Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore. Sie gehört zu den Mitbegründern der US-amerikanischen Association of Healthcare Journalists.

Gute Voraussetzungen in den USA

Wie das alles möglich war? „Ich komme aus einem Land, das wegen seiner schwierigen Gesetz­gebung im Gesundheitswesen einen echten Bedarf an guter Gesundheitsberichterstattung hat“, sagt die Amerikanerin. Auch gebe es viele US-Organisationen, die Stipendien vergeben, und Universitäten, deren Public- und Global-Health-Studiengänge Journalisten das Handwerkzeug einer guten Berichterstattung mit auf den Weg geben.

Gute Ausgangsbedingungen sind in anderen Ländern rar. Beispiel Asien: Meinungsfreiheit ist für philippinische Journalisten wegen der autokratischen Führung des Landes schwierig. Spe­zialisierung ist nicht gewünscht und kaum bezahlt, erzählt Luz Rimban, Exekutivdirektorin des ­Asian Center for Journalism (ACJ) an der Ateneo de Manila Universität, während des WHS-Panels „Future of Global Health Reporting“.

Beispiel Afrika: Jahrzehntelang kämpfte die Gründerin der Zeitung „The Namibian“, Gwen Lister, für Pressefreiheit und gegen Apartheid. „Spezialisierung war unter dortigen Umständen kaum denkbar“, betont Lister, die vom „International Press Institute“ im Jahr 2000 als „World Press Hero“ ausgezeichnet wurde. Bis heute setzt sie sich für eine bessere Ausbildung von Journalisten ein.  

Auch in Europa ist die Lage angespannt: Selbst der Bayerische Rundfunk (BR) hat mit schrumpfenden Geldern zu kämpfen, um Kollegen in Gebiete zu schicken, in denen tiefergehende Einblicke in die gesundheitliche Situation möglich wären. Eine Vor-Ort-Berichterstattung über Konferenzen oder aus Krisengebieten gehöre meist der Vergangenheit an, sagt Jeanne Turczynski von der Wissenschafts- und Nachrichtenredaktion des BR.

Gesundheitsjournalismus stärken

Stipendien wie das „Global Health Reporting Grant“ des European Journalism Center sind wich­tiger denn je. Bildungseinrichtungen wie das ACJ, das im Rahmen seines Masterprogramms Health-&-Science-Reporting-Kurse anbietet, geben Hoffnung. Es bedürfe aber weitaus mehr als einzelner Leuchtturmprojekte, um Qualitätsjour­nalismus im Gesundheits­bereich am Leben zu erhalten, so die WHS-Expertenrunde. Wichtig sei, Ver­lage sowie Fernseh- und Rundfunkanstalten weltweit für das Thema zu begeistern und die fachlichen Grundlagen zur Einordnung von Themen zu vermitteln. Dann ­hätte Qualitätsjournalismus auch Zukunft.

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