Brustkrebs: Frühzeitiges Entdecken erhöht die Chancen auf Heilung

Früherkennung und Vorsorge sind wichtig. Das Risiko für die Entstehung eines Mammakarzinoms steigt mit zunehmendem Alter. Derzeit gibt es zwei Untersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs im Rahmen der gesetzlichen Vorsorge.

Patientin bei einem Mammographie-Screening, unterstützt von einer Medizinerin.

Brustkrebs ist mit rund 71.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland - etwa eine von acht erkrankt im Lauf ihres Lebens daran. Das Risiko für die Entstehung eines Mammakarzinoms steigt mit zunehmendem Alter; auch Hormone und Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht nach den Wechseljahren und Alkoholkonsum können das Erkrankungsrisiko beeinflussen. Gibt es Vorerkrankungen in der eigenen Familie, besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Das gesetzliche Krebsvorsorgeprogramm kann dabei helfen, eine mögliche Erkrankung frühzeitig zu entdecken und damit die Heilungschancen zu verbessern. Die Teilnahme an den Früherkennungsuntersuchungen ist freiwillig und kostenlos. Sie werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind die meisten Erkrankten über 50 Jahre alt, das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 64 Jahren. Knapp drei von zehn betroffenen Frauen sind jünger als 55 Jahre. Die gute Nachricht: Seit mehr als 20 Jahren gehen die Sterberaten bei Brustkrebs zurück, vor allem bei Frauen zwischen 55 und 69 Jahren.

Radio O-Töne von Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband

Gesetzliche Vorsorge umfasst zwei Untersuchungen

Derzeit gibt es zwei Untersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs im Rahmen der gesetzlichen Vorsorge: "Frauen ab dem Alter von 30 Jahren haben Anspruch auf eine kostenlose jährliche Tastuntersuchung der Brust bei ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen. Diese Untersuchung kann nicht verhindern, dass Brustkrebs entsteht. Ziel ist es, ihn frühzeitig zu entdecken, um ihn besser behandeln zu können", sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Die Patientinnen erhalten auch eine Anleitung zur Selbstuntersuchung. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren erhalten zusätzlich alle zwei Jahre eine schriftliche Einladung zum Mammographie-Screening in einer entsprechend zertifizierten Einrichtung.

Frauen mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs "zum Beispiel durch eine Genveränderung" empfehlen Fachleute ein intensiviertes, engmaschigeres Früherkennungsprogramm, das individuell in Abhängigkeit von Alter und persönlichem Risiko abläuft.

Vor- und Nachteile der Früherkennungsuntersuchungen

Jede Frau kann selbst entscheiden, ob sie die Früherkennungsuntersuchungen wahrnimmt oder nicht. Die Tastuntersuchung geht schnell, ist schmerzlos und einfach durchführbar. Sie kann dazu beitragen, Brustkrebs in einem frühen Stadium zu entdecken. Es ist nicht belegt, dass die regelmäßige Tastuntersuchung allein die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu versterben, senkt. Fachleute empfehlen sie dennoch. Mithilfe des Mammographie-Screenings können bereits sehr kleine Tumoren erkannt werden, sodass Betroffene verbesserte Heilungschancen haben und auch schonender behandelt werden können. Bei regelmäßiger Teilnahme senkt diese Früherkennungsuntersuchung die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu versterben. Es besteht jedoch auch das Risiko von Überdiagnosen, die dann in der Folge zu unnötigen Behandlungen führen können. Zur Veranschaulichung: Von 1.000 Frauen, die regelmäßig zur Mammographie gehen, werden etwa zwei bis sechs dadurch vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt, so das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Neun bis zwölf Frauen erhalten eine Überdiagnose.

Die Vor- und Nachteile sollte jede Frau für sich abwägen. Dabei können das Gespräch mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen und die Entscheidungshilfe zum Mammographie-Screening des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sinnvoll sein. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkrankten in der Screening-Altersgruppe zuletzt weniger Frauen an fortgeschrittenen Tumoren als vor Einführung des Screenings.

Aktuell überprüft der G-BA, ob der Leistungsanspruch für das Mammographie-Screening auch für Frauen zwischen 45 und 49 sowie zwischen 70 und 74 Jahren und älter ausgeweitet werden soll.

Regelmäßige Selbstuntersuchung ist wichtig

Eine Mammographie alle zwei Jahre kann jedoch nicht alle Tumoren entdecken - manche entwickeln sich zum Beispiel wenige Monate nach dem Untersuchungstermin. Daher ist die regelmäßige, ergänzende Selbstuntersuchung der Brust, am besten einmal im Monat zum selben Zeitpunkt des Zyklus unter der Dusche, empfehlenswert, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Und so tasten Frauen ihre Brüste richtig ab:

  1. Stützen Sie die Hände in die Hüften und stellen Sie sich vor einen Spiegel. Kontrollieren Sie, ob sich Größe, Form oder Haut der Brüste verändert haben oder ob es Dellen gibt.
  2. Heben Sie nun die Arme und schauen Sie, ob sich die Brüste ganz natürlich mitbewegen und die Brustwarzen auf einer Höhe sind. Achten Sie auf Hautfalten oder Auffälligkeiten.
  3. Drücken Sie vorsichtig die Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Wenn Flüssigkeit austritt, merken Sie sich die Farbe und besprechen Sie sich mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen. Achten Sie darauf, ob die Brust zudem schmerzempfindlicher ist als sonst. Das Gewebe sollte außerdem weich sein und sich gut verschieben lassen.
  4. Tasten Sie nun die Brüste mit den Fingern der flachen Hand nach möglichen Knoten ab – von der Innenseite der Brust behutsam nach außen, auch den Brustmuskel und bis in die Achselhöhlen.
  5. Legen Sie sich auf den Rücken und wiederholen Sie den vierten Schritt.

Medizinerin Debrodt rät Frauen: "Nehmen Sie an den empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen teil und tasten Sie regelmäßig Ihre Brust ab. Bei Veränderungen sollten Sie unverzüglich Ihre gynäkologische Praxis aufsuchen, um die Ursache abklären zu lassen."

Brustkrebs bei Männern

Auch Männer können einen bösartigen Tumor in der Brust haben. Etwa 700 Männer erkranken pro Jahr daran in Deutschland - im Vergleich zu rund 71.000 Frauen also eher selten. Diagnose und Behandlung orientieren sich dann weitgehend an der Versorgung der weiblichen Erkrankten. Eine Brustkrebs-Früherkennung für Männer gibt es nicht. Der Gedanke, dass es sich bei einem Knoten in der männlichen Brust um die vermeintliche Frauenkrankheit Brustkrebs handeln könnte, liegt vielen Männern und auch einigen Ärztinnen und Ärzten fern. Doch auch hier gilt: Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser stehen die Chancen auf Heilung. Warnzeichen, die ärztlich abgeklärt werden sollten, sind: ein harter, meist schmerzloser Knoten in einer Brust, der sich nicht verschieben lässt, die Brustwarze zieht sich ein oder sondert Flüssigkeit ab, geschwollene oder verhärtete Lymphknoten in den Achselhöhlen. Um sich mit Betroffenen austauschen zu können, gibt es das Netzwerk Männer mit Brustkrebs e. V.