Adipositas: Jedes Kilo weniger ist ein Schritt zu einem gesünderen Leben

Starkes Übergewicht kann sich nicht nur negativ auf Körper und Psyche auswirken, sondern auch zu Einschränkungen der Lebensqualität und des Wohlbefindens insgesamt führen. Es erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen und verkürzt die Lebenserwartung. Häufig sind adipöse Menschen auch Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt. „Es ist kein leichter Weg, Gewicht zu verlieren, und braucht viel Durchhaltevermögen und eine gute Motivation. Doch die Anstrengung lohnt: Jedes Kilo weniger ist ein Schritt hin zu einem gesünderen Leben“, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Eine übergewichtige Frau bei einer ärztlichen Beratung.

Jeder vierte Erwachsene ist adipös

Etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland ist stark übergewichtig und hat dadurch ein höheres Risiko für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bestimmte Krebsarten. Für 13 Krebsarten ist das bereits nachgewiesen, unter anderem für Brustkrebs nach der Menopause-, Magen- und Darmkrebs.  

Bauchfett besonders gefährlich

Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 spricht man von Adipositas oder starkem Übergewicht. Der BMI errechnet sich aus dem Verhältnis von Körpergröße zu Körpergewicht und wird nach folgender Formel berechnet: Körpergewicht (kg : Körpergröße (m x m) = BMI. So ergibt sich beispielsweise für einen 1,70 Meter großen Menschen mit einem Gewicht von 90 Kilogramm die Gleichung: 90 : (1,70 x 1,70) = 31,1. Dabei spielt es auch eine wichtige Rolle, wo sich die Fettzellen befinden: Vor allem vermehrtes Bauchfett, sogenanntes viszerales Fett rund um die inneren Organe, ist besonders gefährlich, da es sehr stoffwechselaktiv ist und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2 deutlich erhöht.  

Hierzulande haben rund 17 Prozent aller Menschen eine Adipositas Grad 1 (BMI 30 - 35), fünf Prozent haben Grad 2 (BMI 35 - 40) und zwei Prozent einen BMI ab 40.

O-Töne von Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband

Ursachen

Adipositas ist meistens die Folge eines falschen Lebensstils. „Das heißt, es werden mehr Kalorien aufgenommen als verbraucht. Oftmals sind das Nahrungsmittel und Getränke mit einem zu hohen Zucker- und Fettanteil. Die Menschen verbringen zu viel Zeit im Sitzen und bewegen sich zu wenig. Über die Jahre wird so mehr und mehr an Gewicht zugenommen bis sich eine Adipositas entwickelt hat“, erklärt Medizinerin Debrodt. „Auch eine familiäre Veranlagung, hormonelle Störungen, andere körperliche und psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Arthrose oder Essstörungen, und bestimmte Medikamente können zu einer Gewichtszunahme beitragen, zudem stellen auch Stress und psychische Belastungen Risikofaktoren dar.“

Was hilft beim Abnehmen?

Programme zum Abnehmen sollten multimodal aufgebaut sein. Das heißt, sie sollten Elemente aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensänderungen enthalten. Besonders wichtig ist es auch, dass die Lebensstiländerungen sich individuell gut in den Alltag integrieren lassen, um nach der Gewichtsabnahme nicht wieder zuzunehmen. Bei schwerem Übergewicht ist eine Begleitung durch den Hausarzt oder die Hausärztin zu empfehlen.

Hoher Zuckerkonsum bereits in Kindheit und Jugend

Wer schon als Kind oder Jugendlicher übergewichtig ist, hat es später oft schwer, abzunehmen. Sein Risiko ist höher, als Erwachsener ein Leben lang unter chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes mellitus Typ 2 und anderen Folgeerkrankungen zu leiden. Dabei haben sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche erwiesenermaßen ein höheres Risiko, Übergewicht oder Adipositas zu entwickeln. So ist die Häufigkeit von Adipositas bei den 14- bis 17-Jährigen aus sozial benachteiligten Familien mit 14 Prozent fast dreimal so hoch wie bei Familien mit hohem Sozialstatus.

Nach Angaben der Stiftung Kindergesundheit sind bereits knapp sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen adipös. Von wesentlicher Bedeutung ist dabei der hohe Zuckerkonsum: Wer regelmäßig süße Getränke konsumiert, legt schneller an Gewicht zu. Denn der durchschnittliche Zuckergehalt in Limos, Energydrinks und Fruchtsaftgetränken liegt nach Erhebungen von Foodwatch bei 7,8 Prozent – das entspricht etwa sechseinhalb Würfeln Zucker pro Glas (250 Milliliter).

Prävention ist wichtig

Präventionsangebote setzen daher am besten schon früh an, um Familien, Kinder und Jugendliche zu gesundem Essen und zu mehr Bewegung zu motivieren. Um die Ernährungskompetenz in den Familien auf individueller Ebene zu stärken, bieten die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten qualitätsgesicherte Programme in Wohnortnähe an.