Leben mit Demenz

Eine Demenz entwickelt sich häufig schleichend. Unkonzentriert, vergesslich, verwirrt: Der Unterschied zwischen Alterszerstreutheit oder einer beginnenden Demenz ist oft schwer zu erkennen. Erfahren Sie hier, wie Sie dem Betroffenen helfen und den Alltag mit Demenz gestalten können.
Eine ältere Frau spricht mit ihrem Arzt. Demenz belastet Patienten und Angehörige gleichermaßen.© AOK

Inhalte im Überblick

    Den Alltag mit Demenz gestalten

    Die Diagnose Demenz bedeutet nicht, dass der Betroffene sofort unfähig ist, für sich selbst zu sorgen. Wenn Sie ihn unterstützen, kann er bei allen Demenzformen häufig noch lange in seiner vertrauten Umgebung bleiben. Praktische Tipps helfen, den Alltag zu gestalten und den Umgang mit Demenzkranken zu verbessern.

    • Wohnung und Umfeld anpassen

      Das Umfeld eines an Demenz Erkrankten sollte so wenig wie möglich verändert werden, um ihn nicht zu verwirren. Trotzdem sollte die Wohnung dem gesteigerten Bewegungsdrang des Betroffenen angepasst werden und keine gefährlichen Gegenstände enthalten. Veränderungen nehmen Sie am besten möglichst unauffällig vor. Gegebenenfalls müssen je nach Entwicklung der Demenz-Symptome weitere Anpassungen erfolgen.

      Tipps bei allen Demenzformen:

      • Räumen Sie überflüssige Möbel weg; das schafft Platz für den Bewegungsdrang des an Demenz Erkrankten.
      • Beseitigen Sie Stolperfallen wie Türschwellen, Kabel oder Teppichbrücken.
      • Nutzen Sie Anti-Rutsch-Matten im Bad sowie Haltegriffe.
      • Bringen Sie an spitzen Möbelkanten Schutzkappen an.
      • Nutzen Sie einen Hausnotruf, zum Beispiel als Armband oder „Halskette“.
      • Bringen Sie leicht verständliche Symbole an Türen an, besonders an Toilette und Küche, damit die Räume leichter wiedergefunden werden.
      • Verwenden Sie kräftige Farben und deutliche Kontraste für eine bessere räumliche Orientierung; dazu gehört auch farbiges Geschirr, das sich von der Tischoberfläche abhebt.
      • Beleuchten Sie die Wohnung hell und schattenfrei; Schatten oder dunkle Ecken können bei den an Demenz Erkrankten Angst erzeugen. 
      • Bewegungsmelder sorgen nachts für Licht und einen sicheren und angstfreien Gang zur Toilette.
      • Versehen Sie Elektrogeräte mit einer Zeitschaltuhr, bringen Sie Steckdosensicherungen an. Schaffen Sie einen Elektroherd mit Abschaltautomatik an und markieren Sie wichtige Knöpfe wie „Ein“ und „Aus“ farbig. Schalten Sie, wenn nötig, gefährliche Haushaltsgeräte wie Herd und Mikrowelle über die Sicherung ab, wenn Sie selbst außer Haus sind.
      • Lassen Sie den Pflegebedürftigen nicht allein kochen oder nutzen Sie Angebote wie Essen auf Rädern (wenn möglich).
      • Schließen Sie gefährliche Gegenstände weg oder räumen Sie sie außer Reichweite (zum Beispiel Messer, Bohrmaschine, Heckenschere, Wasserkocher, Bügeleisen, Brotschneidemaschine, Föhn, Toaster, Feuerzeug/Streichhölzer, Putzmittel, Medikamente).
      • Überprüfen Sie, ob Sie Rauchmelder installiert haben.

      Tipps, wie Sie die Wohnung eines an Demenz Erkrankten einrichten können, finden Sie auch hier.

    • Beschäftigungen anbieten

      Vorhandene Fähigkeiten bleiben auch bei an Demenz Erkrankten länger erhalten, wenn sie geübt werden. Außerdem stärken Erfolgserlebnisse das Selbstbewusstsein. Greifen Sie auf Beschäftigungen zurück, die der Erkrankte schon früher gern gemacht hat. Überfordern Sie ihn aber nicht und unterstützen Sie bei allen Demenzformen nur dort, wo es notwendig ist.

      Tipps: 

      • Beziehen Sie den an Demenz Erkrankten je nach Krankheitsstadium in Alltagsaufgaben ein, wie kochen, spülen, Wäsche falten, bügeln, Staub wischen oder Gartenarbeit.
      • Bieten Sie Tätigkeiten an, die an frühere Hobbys oder den Beruf anknüpfen.
      • Seien Sie zusammen kreativ, malen, basteln, tanzen, singen oder spielen Sie gemeinsam mit dem an Demenz Erkrankten. 
      • Gehen Sie gemeinsam einkaufen oder spazieren.
    • An Demenz Erkrankte brauchen Rituale

      Feste Zeiten für die Aktivitäten des täglichen Lebens und der immer gleiche Ablauf geben an Demenz erkrankten Menschen Orientierung und Sicherheit. Es hilft bei allen Demenzformen, wenn der Betroffene Details wiedererkennt und aus Erfahrung weiß, was im nächsten Schritt folgt. Daraus können Rituale entstehen, die sich im Unterbewusstsein einprägen und selbst dann abrufbar sind, wenn das Gehirn schon stark eingeschränkt und die Demenz sehr weit fortgeschritten ist.

      • Ritual für den Tagesbeginn: Begrüßen Sie den an Demenz Erkrankten stets mit den gleichen Worten und einer liebevollen Geste. Ziehen Sie anschließend die Vorhänge auf. Jetzt weiß Ihr Angehöriger, dass er aufstehen muss und es ins Bad geht. Reichen Sie ihm den vertrauten Bademantel oder andere Utensilien – das erhöht seine Bereitschaft, mitzuhelfen.
      • Rituale für Mahlzeiten: Diese sollten stets zur selben Tageszeit am selben Ort eingenommen werden. Rituale machen sie gut unterscheidbar: Die Lieblingstasse zum Frühstück, mittags der gemeinsame Tischspruch und belegte Brote am Abend. 

      Eine solche Routine ist bei allen Demenzformen geeignet.

    • Kommunikation vereinfachen

      Ein Mensch mit Demenz kann sich nach wie vor verständigen, nur auf eine andere Art. Die Sprache verliert an Bedeutung. Auch das zählt zu den Demenz-Symptomen. Erkrankte vergessen mitunter, was sie sagen wollten. Oder sie verstehen nicht, was ihr Gegenüber meint. Auch der Bezug zur Realität geht verloren, Gesagtes bezieht sich oft auf die Vergangenheit. Damit die Kommunikation leichter fällt, helfen ein paar einfache Gesprächsregeln:

      • Stellen Sie direkte Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können.
      • Seien Sie geduldig und lassen Sie dem an Demenz Erkrankten Zeit zum Antworten.
      • Verwenden Sie einfache Worte und kurze Sätze.
      • Sprechen Sie langsam und deutlich.
      • Geben Sie immer nur eine Information auf einmal.
      • Stellen Sie zum an Demenz Erkrankten Blickkontakt her.
      • Stellen Sie durch Berührung Nähe her.
      • Platzieren Sie an geeigneten Stellen, zum Beispiel am Herd, Merkzettel. 
      • Diskutieren Sie, auch bei absurden Darstellungen oder falschen Darlegungen, nicht mit dem an Demenz Erkrankten.

      Tipp: Die Gerontologin Naomi Feil hat eine Methode entwickelt, die dabei hilft, mit an Demenz erkrankten Menschen auf wertschätzende und einfühlsame Art zu kommunizieren. Der an Demenz Erkrankte wird so respektiert, wie er ist. Dabei wird der Rückzug in die Vergangenheit geschätzt und angenommen. Bei der sogenannten „Validation“ akzeptiert man auch eine falsche Aussage des an Demenz Erkrankten und widerspricht ihm nicht. Ein typisches Beispiel: Antworten Sie auf die Worte „Ich fahre zu meinen Eltern“ nicht „Die leben doch gar nicht mehr“, sondern: „Du vermisst deine Eltern sicher sehr.“

      Lernen Sie mehr zur Kommunikation mit an Demenz Erkrankten im „Familiencoach Pflege“.

    • Essen und Trinken

      Manche an Demenz Erkrankte verspüren keinen Appetit, vergessen zu essen oder wissen oft nicht, ob sie bereits gegessen haben. Auch der Durst lässt nach und das Trinken wird vergessen. Angehörige müssen die Betroffenen regelmäßig zum Trinken animieren. Mit Gelassenheit, angepasster Kost und kleinen Tricks können sie dafür sorgen, dass an Demenz Erkrankte ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen.

      Tipps:

      • Essen Sie gemeinsam mit dem an Demenz Erkrankten, damit er sich Abläufe beim Essen abschauen und nachahmen kann.
      • Bevor der Betroffene gar nichts isst, servieren Sie dem an Demenz Erkrankten seine Lieblingsgerichte. Sie sind wichtiger als ausgewogene Kost, sollten aber nicht zum täglichen Standard werden, wenn sie einseitig oder ungesund sind.
      • Würzen Sie Speisen kräftig und richten Sie sie appetitlich an. Das fördert die Lust am Essen. Achten Sie dabei aber auf Einschränkungen aufgrund anderer, auch chronischer Erkrankungen, etwa bei Herz- oder Stoffwechselerkrankungen.
      • Wenn der an Demenz Erkrankte nicht mehr mit Besteck essen kann, bereiten Sie mundgerechte Häppchen zu. Sie lassen sich mit einem Handgriff aufnehmen. Die Selbstständigkeit bleibt damit erhalten.
      • Prosten Sie sich bei den gemeinsamen Mahlzeiten zu. Auch Trinksprüche wirken einladend.
    • Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte begleiten

      Für Menschen mit Demenz stellt ein Arztbesuch oder ein Krankenhausaufenthalt eine große Herausforderung dar. Sie fürchten eine unbekannte Umgebung, unangenehme Untersuchungen, peinliche Fragen oder eine Heimeinweisung. Gerade eine fremde Umgebung oder die zeitweise Trennung von ihren wichtigsten Bezugspersonen lösen oft starke Ängste und Unruhe aus.

      Tipps

      • Erklären Sie in einfachen Worten, was gemacht werden soll, zum Beispiel: „Der Arzt wird heute deinen Blutdruck messen.“
      • Sichern Sie dem Erkrankten zu, dass Sie während des Gesprächs mit dem Arzt und der Untersuchungen bei ihm bleiben.
      • Lassen Sie Ihren Angehörigen im Krankenhaus so wenig wie möglich allein. Wechseln Sie sich mit anderen Familienmitgliedern mit Besuchen ab.
      • Helfen Sie Ihrem Angehörigen, wenn es geht, bei den Mahlzeiten oder der Körperpflege.
      • Erstellen Sie für das Klinikpersonal eine Liste mit wichtigen Informationen, etwa zum gewohnten Tagesablauf und zu Medikamenten.

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    Aktualisiert: 30.05.2024

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