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Digitale Hilfe

Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft noch digitaler gemacht. Insbesondere älteren Menschen fällt der Umgang mit dem Internet aber schwer. Hilfe bieten ehrenamtliche Digitallotsinnen und -lotsen. Eine von ihnen ist Ricarda Möller (28).
© AOK/Jens Lehmkühler

Unsicherheiten in der digitalen Welt

Birgit Klemm (69) aus Bremen-Nord weiß die digitale Welt für sich zu nutzen: Sie kommuniziert per Messenger-Diensten mit ihren Freundinnen, hört sich Podcasts mit dem Philosophen Richard David Precht an oder spielt per App auf ihrem Smartphone das Kartenspiel Solitär. Und doch war ihr das Internet lange Zeit nicht ganz geheuer: „Ich hatte Horror, dass ich irgendeinen Knopf drücke und plötzlich was gekauft habe, was ich gar nicht haben wollte.“ Inzwischen hat sie ihren Argwohn weitgehend abgelegt. Das hat sie den Digitalostsinnen und -lotsen des Bremer Vereins Ambulante Versorgungsbrücken zu verdanken.  


Zu ihnen gehört auch die geschäftsführende Vorständin des Vereins, Ricarda Möller (28). Normalerweise führt sie in Seniorenheimen oder Fortbildungszentren kleine Gruppen älterer Menschen in die digitale Welt ein. Aber sie springt auch ein, um Eins-zu-Eins-Schulungen zu übernehmen – so wie an diesem Tag bei Birgit Klemm zu Hause. Seit Februar kommt jeden Dienstag Digitallotse Erhard Behnke vorbei, heute ist er verhindert. 
 

Bei jeder Schulung mehrere Aha-Erlebnisse

Klemm will von Ricarda Möller wissen, wie sie ein bestimmtes YouTube-Video wiederfindet. Sie hatte sich nicht getraut, auf den Button „Abonnieren“ zu klicken – die alte Angst vor unbeabsichtigten Folgen war wieder hochgekommen. Möller beruhigt sie: „Wenn Sie auf Abonnieren drücken, informiert Sie ihr Account, wenn ein neues Video von dem Anbieter veröffentlicht wurde.“  Birgit Klemm ist begeistert: „Solche Aha-Erlebnisse habe ich jedes Mal gleich mehrere bei den Schulungen.“


Auf die Idee, den Dienst der Digitallotsen in Anspruch zu nehmen, waren sie und ihr Mann gekommen, als sie einen neuen Router benötigten. „Den hätten wir alleine nicht anschließen können“, sagt Klemm. Ihr Schwiegersohn hätte zwar helfen können, er arbeitet bei einem großen Softwarekonzern in Süddeutschland. „Aber er kann uns auch nicht immer helfen, das dauert ja manchmal über Stunden. Wir brauchen jemanden, der vor Ort ist“, sagt Birgit Klemm. Über eine Bekannte erfuhr sie von den Digitallotsen. „Wir nehmen uns die Zeit, die benötigt wird, und wiederholen alles in Ruhe“, sagt Ricarda Möller. 
 

Digitale Teilhabe ist Voraussetzung für soziale Teilhabe

Der Verein Ambulante Versorgungsbrücken ist nicht die einzige Einrichtung im Land Bremen, die digitale Hilfen für Seniorinnen und Senioren anbietet. In dem im Herbst 2020 gegründeten Netzwerk Digitalambulanzen haben sich über 30 Kooperationspartner in Bremen und Bremerhaven zusammengeschlossen. „Ziel des Netzwerkes ist es, alle Angebote zu bündeln, zu erweitern und bekanntzumachen“, sagt Projektkoordinator Sebastian Dargel. 


Viele ältere Menschen trauten sich häufig ohne Hilfe nicht, die Möglichkeiten des Internets für sich zu nutzen. Bei einer Befragung von 40 000 Menschen im Jahr 2021 im Land Bremen durch das Statistische Landesamt kam heraus, dass rund die Hälfte der über 70-Jährigen noch nie im Internet waren. Gleichzeitig führte die Corona-Pandemie dazu, dass immer mehr Lebensbereiche digitalisiert werden. „Die digitale Teilhabe wird so immer mehr zur Voraussetzung zur sozialen Teilhabe“, betont Sebastian Dargel.  Deshalb würden künftig noch mehr ehrenamtliche Digitallotsen in Bremen und Bremerhaven benötigt, angeboten werden kostenlose Fortbildungen. „Wichtig ist, dass man Spaß hat, mit älteren Menschen zu arbeiten und eine ruhige Art hat“, so Sebastian Dargel. 
 

Erfolgserlebnisse sind wichtig, um Mut nicht zu verlieren

Digitallotsin Ricarda Möller betreut schon seit einigen Jahren Seniorinnen und Senioren. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sich viele den Umgang mit der Technik überhaupt nicht zutrauen. „Manche kommen zu uns mit einem originalverpackten Gerät“, erzählt sie. Schnelle Erfolgserlebnisse seien daher entscheidend, damit die älteren Menschen nicht den Mut verlören. 


Zu einem solchen konnte Ricarda Möller vor kurzem einer über 80-jährigen Frau verhelfen. Ihre Enkelkinder wollten nicht, dass sie ihnen wie üblich per Post Geld schickt. Stattdessen sollte sie den Online-Bezahldienst PayPal nutzen. „Ich habe meine Hände gehoben, und sie hat ganz allein mit meinen Anweisungen die App auf ihrem Smartphone heruntergeladen, sich angemeldet und den Kindern Geld geschickt“, erzählt Ricarda Möller. Die Enkelkinder waren begeistert – und die Seniorin stolz. Auch Birgit Klemm will sich bei ihrer nächsten Schulung PayPal erklären lassen. „Das steht noch auf der To-do-Liste“, sagt sie. 
 

Kontakt

Wer Digitallotse werden oder Hilfe von Digitallotsen in Anspruch nehmen möchte, kann sich wenden an: Sebastian Dargel, Netzwerk Digitalambulanzen Bremen, Tel.: 0421 36119758, E-Mail: sebastian.dargel@soziales.bremen.de oder an Verena Springer, Projektkoordination Bremerhaven, Tel.: 0471 391 4630, E-Mail: v.springer@faden-bhv.de.

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Aktualisiert: 18.05.2022

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