Nur wenige nutzen die Pflegeauszeit
Von den fast 5,5 Millionen pflegenden Angehörigen in Deutschland nutzt nur ein Bruchteil die Pflege- oder Familienpflegezeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse auf Basis des Deutschen Alterssurveys. Die Gründe, warum diese Angebote zur Arbeitsfreistellung während der Pflege eines Angehörigen nicht genutzt werden, sind vielfältig.
Bei der Pflegezeit sowie der Familienpflegezeit Die 2008 mit dem Pflegezeitgesetz eingeführte Pflegezeit ermöglicht es Beschäftigten, sich für… handelt es sich um eine vom Arbeitgeber nicht bezahlte vollständige oder teilweise Arbeitsfreistellung von bis zu sechs Monaten. Damit sollen Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… und Beruf leichter unter einen Hut gebracht werden. Der Analyse des Deutsches Zentrums für Altersfragen (DZA) zufolge nutzen nur knapp vier Prozent der Menschen, die Angehörige oder Freunde in ihrem häuslichen Umfeld unterstützen, diese Möglichkeit.
Jeder fünfte kennt das Angebot nicht
22 Prozent der Befragten geben an, diese Entlastungsangebote nicht zu kennen. 16 Prozent sind der Meinung, keinen Anspruch auf die Leistung zu haben, während knapp zehn Prozent der Befragten den bürokratischen Aufwand als zu groß empfinden. Der Großteil der Befragten mit fast 62 Prozent teilt jedoch die Ansicht, eine Pflege- oder Familienzeit gar nicht zu brauchen. „Bei den knapp 62 Prozent, die angeben, die Angebote nicht zu benötigen, stellt sich die Frage, ob tatsächlich keine Unterstützung gewünscht ist oder ob die Maßnahmen die tatsächlichen Bedürfnisse der Pflegenden zu wenig berücksichtigen“, erklärte Studienautorin Ulrike Ehrlich vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA). Die Soziologin vermutet, dass die Maßnahmen vielleicht deshalb als unnötig erachtet werden, „weil die finanziellen Vorteile gegenüber anderen Regelungen gering sind“. Das Darlehen im Rahmen dieser Gesetze gleiche den Verdienstausfall nur zur Hälfte aus und müsse nach der Freistellung zurückgezahlt werden, erläuterte Ehrlich. Die Ampel hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, Pflegezeit ohne Lohnverlust auszugleichen, doch hat dieses Vorhaben bislang nicht umgesetzt.
Fast ein Viertel reduziert die Erwerbsarbeit
Die Analyse des DZA wird durch aktuelle Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) bestätigt. Einer WIdO-Befragung zufolge machen nur etwa drei Prozent von der Option Gebrauch, sich für eine Pflegezeit von bis zu sechs Monaten von der Arbeit freistellen zu lassen. Die im WIdO-Monitor veröffentlichte Befragung ergab zudem, dass lediglich 46 Prozent der Hauptpflegepersonen im erwerbsfähigen Alter eine Tätigkeit in Vollzeit ausüben. Von denen in Teilzeit gaben rund die Hälfte an, die Arbeit aufgrund der Pflegeverpflichtungen reduziert zu haben. 28 Prozent gaben ihre Erwerbstätigkeit aus diesem Grund ganz auf, da sie Pflege und Beruf nicht vereinen können. Der Befragung zufolge wenden pflegende Angehörige im Schnitt 49 Stunden pro Woche für die Unterstützung von Angehörigen auf.
Angebote der Selbsthilfe
Um pflegende Angehörige bestmöglich zu unterstützen, gibt es neben den staatlichen Angeboten der Pflege- und Familienpflegezeit in ganz Deutschland auch Selbsthilfegruppen Viele Kranke und ihre Angehörigen engagieren sich in Selbsthilfegruppen, um Unterstützung bei der… für pflegende Angehörige. Durch die gegenseitige Unterstützung wirken sie entlastend und gesundheitsfördernd. Die Pflegekassen stellen seit 2017 jährlich allein für diese Angebote bis zu zwölf Millionen Euro Fördergelder bereit. Um über die Angebote der Selbsthilfe speziell für pflegende Angehörige zu informieren, hat der AOK-Bundesverband anfang 2024 eine Selbsthilfe-Fachtagung zu diesem Thema veranstaltet.