Regionale Versorgung

Patientinnen und Patienten warten im Wartezimmer.

Die Zukunft der regionalen Versorgung

Versorgung findet überwiegend vor Ort statt – nämlich dort, wo Menschen zu Hause sind. Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen der AOK Rheinland/Hamburg, für jeden Menschen, unabhängig von seinem Wohnort, seiner sozioökonomischen Situation oder seiner Gesundheitskompetenz, einen guten Zugang zur Versorgung sicherzustellen. Angesichts der finanziellen Herausforderungen, vor denen das Gesundheitssystem steht, aber auch mit Blick auf die demografische Entwicklung sowie eine Bevölkerung im Wandel sind dabei neue Wege der regionalen Versorgung erforderlich.

Die AOK Rheinland/Hamburg ist an der Weiterentwicklung der Versorgung aktiv beteiligt – unter anderem mit mehreren vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderten Projekten. Neue und innovative Ansätze der Versorgung werden erprobt und wissenschaftlich begleitet.

Für die AOK Rheinland/Hamburg als regionale Krankenkasse sind die Teilhabe an Gesundheit und der Zugang zur Versorgung essenziell: Die Gesundheitskasse versichert Menschen in einigen Städten und Regionen, die sozioökonomisch vor besonders großen Herausforderungen stehen. In einem immer komplexer werdenden System nimmt die AOK Rheinland/Hamburg eine wichtige Rolle als Unterstützerin und Lotsin ein – das große Engagement zur Etablierung von Gesundheitskiosken zeigt, dass wir Orientierung schaffen und Antworten auf bestehende Versorgungslücken finden wollen.

„Medizinische Versorgung findet vor allem regional statt. (...) Was wir brauchen, sind intelligente, vernetzte Strukturen, die helfen, die Versorgung mit allen relevanten Akteuren in überschaubaren Gesundheitsregionen zu organisieren und zu steuern.“

Porträt von Matthias Mohrmann, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg

Matthias Mohrmann

Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg

Gesundheitsregionen

Als Gesundheitsregion wird ein bevölkerungsbezogener geographischer Raum – also eine Stadt, ein Stadtteil, ein Kreis oder ein Quartier – verstanden, in dem eine Fehlversorgung besteht, die durch das Zusammenwirken der für die Gesundheit relevanten Akteure vor Ort (GKV, Sozialleistungsträger, Kommune, Leistungserbringer etc.) kompensiert wird. Das geschieht, indem der Versorgungsprozess insgesamt verbessert wird. Dabei werden andere Dimensionen der Daseinsvorsorge wie Soziales, Mobilität, Stadtentwicklung, Bildung und Forschung bewusst einbezogen.

„Medizinische Versorgung findet vor allem regional statt. Dennoch finden sich viele Menschen in unserem komplexen Gesundheitssystem vor Ort zunehmend schwerer oder gar nicht mehr zurecht und es fehlt an koordinierten Zugängen in die richtige Versorgungsebene. Was wir brauchen, sind intelligente, vernetzte Strukturen, die helfen, die Versorgung mit allen relevanten Akteuren in überschaubaren Gesundheitsregionen zu organisieren und zu steuern“, erklärt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.

 

Gesundheitskioske

Merkmale des Gesundheitskiosk

Das deutsche Gesundheitssystem ist überaus komplex. Zugleich wird die Bevölkerung immer heterogener. In einigen Stadtteilen – und auch im ländlichen Raum – fehlt es an einem ausreichenden Zugang zur medizinischen Grundversorgung. Um die Chancengerechtigkeit zu erhöhen, hat die AOK Rheinland/Hamburg eine Vorreiterrolle bei den sogenannten Gesundheitskiosken eingenommen. Die Gesundheitskioske helfen, die Gesundheitskompetenz der beratenen Personen zu erhöhen, Sprachbarrieren zu überwinden sowie Prävention und Gesundheitsförderung im Alltag der Menschen zu etablieren. Individuelle Beratungen ermöglichen einen leichteren Zugang zur Versorgung und helfen, Angebote des Sozial- und Gesundheitswesens miteinander zu verzahnen.

Konkret bedeutet dies, dass Menschen, denen deutsche Sprachkenntnisse und Informationen über das Gesundheitssystem fehlen oder denen es schwerfällt, ärztliche Unterlagen zu verstehen, Ansprechpersonen finden, die ihnen auf Augenhöhe weiterhelfen. Die Beraterinnen und Berater in den Gesundheitskiosken sprechen oft mehrere Sprachen und verfügen neben Systemkenntnissen über Erfahrungen im interkulturellen Umgang.

Vielfach finden Menschen den Weg zum Gesundheitskiosk aufgrund einer medizinischen Fragestellung. Durch die zugewandte Beratung gelingt es, Menschen dabei zu unterstützen, sich im Gesundheits- und Sozialsystem besser zu orientieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen beispielsweise dabei, eine Kinderbetreuung zu organisieren oder sich beruflich fortzubilden. Als Leuchttürme in sozial herausgeforderten Stadtteilen können Gesundheitskioske auch Zugang zu Bevölkerungsgruppen schaffen, die vorher kaum oder gar nicht erreichbar waren, und diese zum Beispiel über Präventionsangebote informieren.

Das Gesundheitsnetzwerk "dieKümmerei" in Köln Chorweiler
Das Gesundheitsnetzwerk "dieKümmerei" in Köln Chorweiler

Gesundheitskiosk Hamburg – Pilotprojekt seit 2017, inzwischen vier Standorte in Billstedt, Mümmelsmannsberg, Horn und Bramfeld/Steilshoop. Der neue Standort hat im Dezember 2023 seine Arbeit aufgenommen.

dieKümmerei Köln-Chorweiler – Seit September 2021 aktiv, hat das Gesundheitsnetzwerk sich inzwischen als wichtige Anlaufstelle im Viertel etabliert.

 

Gesundheitskiosk Aachen – Die Beratung findet seit April 2022 statt.

Gesundheitskiosk Essen – An zwei Standorten beraten in Essen Gesundheitskioske die Menschen. Im April 2022 öffnete der Gesundheitskiosk in Altenessen, im Dezember folgte der Standort in Essen-Katernberg.

Gesundheitskiosk Solingen – Im Bergischen Land hat der Gesundheitskiosk in Solingen im September 2023 unter Federführung des Praxisnetzes solimed seine Arbeit aufgenommen.

Adressen, Öffnungszeiten und Ansprechpartner zu den Gesundheitskiosken gibt es hier: Regionale Versorgung: Gesundheitskiosk | AOK Rheinland/Hamburg | AOK Rheinland/Hamburg

Die AOK Rheinland/Hamburg sieht sich durch die Gesetzespläne des Bundesgesundheitsministeriums, Gesundheitskioske bundesweit zu etablieren, in ihrem Engagement bestätigt. Aus Sicht der Gesundheitskasse sollten Gesundheitskioske jedoch gezielt dort entstehen, wo es einen tatsächlichen Bedarf gibt und die Versorgungslage aktuell schwierig ist.

Durch die facettenreichen Fragestellungen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen, die in den bisherigen Gesundheitskiosken zu Tage kommen, empfiehlt sich die Einbindung weiterer Institutionen, beispielweise der Jobcenter oder Bildungsträger. Die Finanzierung sollte von allen beteiligten Akteuren getragen werden. Die AOK Rheinland/Hamburg ist vom langfristigen gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Nutzen der niedrigschwelligen Angebote überzeugt.

Das Modell hat auch im Ausland bereits erste Nachahmer gefunden. So wurde in der österreichischen Stadt Graz im Sommer 2023 eine Gesundheitsdrehscheibe nach Vorbild des Hamburger Gesundheitskiosks eröffnet. Eine Einrichtung in Wien soll 2024 an den Start gehen.

STATAMED

Versorgung im Projekt STATAMED

Im Zuge des STATAMED-Projekts wird eine sektorenübergreifende, kurzstationäre und allgemeinmedizinische Versorgung für Menschen mit akuten gesundheitlichen Beschwerden und ärztlichem Hilfebedarf etabliert. Damit sollen vor allem unnötige Einsätze des Rettungsdienstes mit anschließender Aufnahme in eine Notfallambulanz und gegebenenfalls längeren stationären Aufenthalten vermieden werden. Stattdessen bietet STATAMED eine gezielte, sorgsam geplante und vernetzte kurzstationäre Behandlung in einer STATAMED-Einrichtung, eine möglichst zügige Entlassung und bedarfsorientierte Nachbetreuung in gewohntem Umfeld. Das Projekt will den ambulanten und stationären Bereich sinnvoll verbinden und regionale, berufsgruppenübergreifende Gesundheitsnetzwerke für das neue Versorgungsangebot an zunächst sechs Standorten aufbauen, die durch das Projekt grundsätzlich neue Perspektiven für die stationäre Versorgung gewinnen.

Von den sechs am Projekt teilnehmenden Standorten befinden sich drei in Niedersachsen (Bad Gandersheim, Norden und Sulingen), zwei in Hamburg (Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand, Stadtteilklinik Hamburg) sowie einer in Nordrhein-Westfalen (Essen-Stoppenberg). An allen Standorten sorgt das Projekt STATAMED für eine neue Perspektive oder sogar die Zukunft des gesamten Standorts, in jedem Fall aber für eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Angebots.

Mehr Infos zu Statamed: "STATAMED" – (Kurz-)Stationäre Allgemeinmedizin | AOK Rheinland/Hamburg