Hintergrund

Arzneimittelrabattverträge

Krankenkassen können mit den Herstellern von Arzneimitteln einen Rabattvertrag abschließen, damit die Arzneimittel mit Preisen über dem Festbetrag für die Versicherten ohne Mehrkosten verfügbar sind. Zielsetzung des Gesetzgebers ist, die Qualität der Versorgung zu verbessern, die Wirtschaftlichkeit durch mehr Transparenz und einen intensiveren Wettbewerb zu erhöhen und die Wahlmöglichkeiten der Versicherten zu erweitern.

Foto: Medikamente und ein Stethoskop liegen auf Geldscheinen neben gestapelten Münzen.

Steigende Ausgaben für Medikamente

Die gesetzlichen Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… geben Jahr um Jahr mehr Geld für Medikamente aus. 2022 waren es nach Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums rund 48,88 Milliarden Euro. Die Arzneimittelrabattverträge bremsen den Anstieg der Arzneimittelausgaben. Alle gesetzlichen Krankenkassen zusammen konnten 2022 durch die Verträge rund 5,53 Milliarden Euro einsparen.

Seit Anfang 2003 dürfen die Krankenkassen mit einzelnen Arzneimittelherstellern Verträge über Preisnachlässe für Medikamente schließen. 2007 hat der Gesetzgeber diese Möglichkeiten erweitert und die Apotheken verpflichtet, beim Austausch von Nachahmerpräparaten (Generika sind Nachahmerprodukte, die nach Ablauf des Patentschutzes für ein Originalpräparat auf den Markt… ) die Rabattverträge Seit Inkrafttreten des Beitragssatzsicherungsgesetzes 2003 und erweitert durch das… einer Krankenkasse besonders zu beachten.

Die Verträge haben den Wettbewerb im Bereich der Generika deutlich in Schwung gebracht. Sie ermöglichen Minderausgaben ohne Verlust an Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… in der Arzneimittelversorgung. Das Geld steht so zum Beispiel für innovative Versorgungsformen zur Verfügung.

Erfolgreiches Vertragsmanagement der AOK

Die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Verträge decken zwei Drittel des Generikamarktes ab und umfassen alle markt- und ausgabenrelevanten generischen Wirkstoffe. Mit dem Start der Tranche AOK 27 am 1. Juni 2023 laufen Verträge für 271 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen mit einem jährlichen AOK-Umsatzvolumen von 5,1 Milliarden Euro (Apothekenverkaufspreis).

Die Minderausgaben der AOKs durch die Generika-Rabattverträge haben sich seit 2007 auf knapp 17,65 Milliarden Euro summiert. Die AOK-Gemeinschaft konnte 2022 rund 2,08 Milliarden Euro durch Verträge mit einzelnen Herstellern einsparen; 2021 waren es rund 1,87 Milliarden, 2020 rund 1,93 Milliarden Euro. Die Umsetzungskosten für die AOKs sind dank einer optimalen Organisation minimal.

Insbesondere für chronisch Kranke sorgen die AOK-Rabattverträge für mehr Kontinuität in der Medikamentenversorgung. Das bestätigen Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Danach erhalten 85 Prozent der AOK-Versicherten dauerhaft ein Medikament - 15 Prozent mehr als vor Einführung der Rabattverträge 2006. Dadurch nehmen Therapietreue und Therapieerfolg zu. 

Arzneimittelrabattverträge leisten zudem einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und sind keineswegs die Ursache für Lieferengpässe. Nach Darstellung der Bundesregierung gibt es keinen Zusammenhang zwischen Rabattverträgen und punktuellen Lieferengpässen. Zu diesem Ergebnis kommen auch ein im Februar 2020 veröffentlichtes Gutachten im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes (mehr Infos) und Analysen des WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… (mehr Infos).

Neue Vertragskriterien stärken Liefersicherheit und das Einhalten von Sozial- und Umweltstandards

Die AOK prüft vor der Auftragsvergabe sorgfältig die Lieferfähigkeit ihrer Vertragspartner. Nach dem im Mai 2017 in Kraft getretenen Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung steht den Unternehmen eine gesetzliche Vorbereitungsphase von sechs Monaten nach Versand der Vorabinformationen zu. Die AOK räumen ihren Vertragspartnern diese Rüstzeit bereits seit Jahren ein.

Auch nach Vertragsstart kontrollieren die AOKs fortlaufend die Belieferung der Großhändler und Apotheken. Unternehmen, die einen Vertrag mit der AOK abschließen wollen, müssen sich verpflichten, diese Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… in ausreichender Menge über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg bereitzustellen. Bei der Prüfung der Lieferfähigkeit ist die AOK auf korrekte Angaben der Unternehmen angewiesen. Bei Vertragsverstößen müssen die betreffenden Unternehmen mit Vertragsstrafen, Kündigung des Vertrags und Schadenersatzforderungen rechnen.

Vor dem Hintergrund der weltweit zunehmenden Häufigkeit von Lieferengpässen sowie der Corona-Pandemie hat die AOK im Jahr 2020 die Vorgaben zur Bevorratung verschärft. Derzeit sind Vertragspartner dazu verpflichtet, als Absicherung gegen Produktions- oder Lieferausfälle zu Beginn der vertraglich vereinbarten Gewährleistung einen anteiligen Startvorrat sowie ab dem zweiten Quartal eine dauerhafte anteilige Arzneimittelreserve (Dauervorrat) anzulegen. Erst im letzten Vertragsquartal darf dieser Lagerbestand aufgebraucht werden

Von Anfang an spielte bei der Vergabe der AOK-Rabattverträge nicht nur der Preis eine Rolle, sondern auch die Liefer- und Versorgungssicherheit. Zusätzlich werden bei Vergabeverfahren der AOKs neben einer hohen Versorgungssicherheit auch Arbeits- und Umweltschutzstandards im Bereich der Arzneimittelproduktion berücksichtigt. Vertragspartner müssen gewährleisten, dass in der gesamten Lieferkette weder die eigene Produktion noch die der Zulieferer, die Gesundheit der Mitarbeitenden oder die Umwelt gefährdet werden.

Wer die vor Ort geltenden Arbeitsschutz- oder Umweltstandards nicht einhält, riskiert, den laufenden Vertrag unmittelbar zu verlieren und setzt seine Zuschlagschancen bei künftigen Ausschreibungen aufs Spiel. Die entsprechenden Maßgaben wurden erstmals im Ausschreibungsverfahren AOK Z1 für Antibiotika-Wirkstoffe erweitert. Wenn antibiotische Substanzen umweltfreundlich produziert werden, haben Bieter dadurch verbesserte Zuschlagschancen. Die AOK unterstützt damit auch die gesetzlichen Initiativen der Bundesregierung und der EU für globale Unternehmensverantwortung und faire Lieferketten.

Übersicht der laufenden AOK-Vertragstranchen

  • Laufzeit: 1. Juni 2023 – 31. Mai 2025
  • Verträge über 119 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 120 Fachlosen (37 im Mehrpartnermodell vergeben)
  • 40 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften beteiligt
  • AOK-Umsatzvolumen: 2,4 Milliarden Euro pro Jahr
  • Laufzeit: 1. Oktober 2022 – 30. September 2024;
  • Verträge über 55 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 56 Fachlosen (13 im Mehrpartnermodell vergeben);
  • 38 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften beteiligt;
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,0 Milliarden Euro pro Jahr
  • Laufzeit: 1. Februar 2022 – 31. Januar 2024
  • Verträge über 97 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 101 Fachlosen (22 im Mehrpartnermodell vergeben)
  • 51 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften beteiligt
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,7 Milliarden Euro pro Jahr
  • Vertragslaufzeit 1. Juni 2021 bis 31. Mai 2023 für die Antibiotikawirkstoffe Cefaclor, Ciprofloxacin, Roxithromycin (Gebietslose 1- 6, 8); 
  • Abweichende Vertragslaufzeit 1. Februar 2022 bis 31. Mai 2023 für die Antibiotikawirkstoffe Cefuroxim (Gebietslose 3, 7, 8) und Roxithromycin (Gebietslos 7);
  • Vertragspartner: 7 Pharmaunternehmern/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 18 Millionen Euro pro Jahr
  • Laufzeit: 1. Juni 2021 bis 31. Mai 2023
  • Verträge über 111 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen (19 im Dreipartnermodell vergeben)
  • 35 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 2,0 Milliarden Euro pro Jahr

Eine Datenbank mit den aktuellen Rabattverträgen finden Sie im Internetportal der AOK für ihre Vertragspartner. Die Datenbank enthält neben den bundesweiten Generika-Rabattverträgen auch regionale Verträge, die einzelne AOKs mit Herstellern abgeschlossen haben.

AOK-Ausschreibungsverfahren stärkt Wettbewerb und nützt mittelständischen Unternehmen

Die AOK schließt für die Arzneimittelversorgung mit patentfreien Arzneimitteln in der Regel für jeden einzelnen Wirkstoff exklusive Verträge mit jeweils nur einem Hersteller. Bei besonders häufig verordneten Wirkstoffen hat die AOK die Exklusivität auf drei Hersteller ausgeweitet.

Die AOK schreibt ihre Verträge regional aus. Aktuell gibt es acht Gebietslose. Dieses Verfahren hat sich als besonders mittelstandsfreundliche erwiesen. Kleine und mittlere Unternehmen haben so gute Chancen auf einen regionalen Zuschlag und erhalten Planungssicherheit.

Auch nach 15 Jahren ist nicht zu erkennen, dass sich im Markt neue Oligopole bilden bzw. die mittelständischen Hersteller benachteiligt würden. Im Gegenteil: Anstatt weniger Anbieter gibt es mehr, was wiederum den Wettbewerb fördert. Die oligopolartige Vormachtstellung der 2006 noch führenden Unternehmen wurde unter anderem zugunsten kleiner mittelständischer Unternehmen gebrochen und diesen damit die Chance gegeben, ihre Marktanteile deutlich zu erhöhen.

Die Rabattverträge, wie sie die AOK umsetzt, sind ein Instrument zur Förderung des Wettbewerbs und der mittelständischen Unternehmen. Das hat eine im April 2018 veröffentlichte Analyse des WIdO noch einmal bestätigt.

Ausgelaufene Vertragstranchen seit 2007

  • Laufzeit: 1. Januar bis 31. Dezember 2007
  • 42 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
  • Elf Partnerunternehmen
  • Laufzeit: 1. Januar 2008 bis 31. März 2010
  • 22 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
  • 30 Partnerunternehmen
  • Laufzeit: 1. Juni 2009 bis 31. Mai 2011
  • 63 Wirkstoffe
  • 2,3 Milliarden Euro AOK-Umsatzvolumen
  • 22 Vertragspartner
  • Laufzeit: 1. April 2010 bis 31. März 2012
  • 80 Wirkstoffe
  • 26 Vertragspartner
  • Laufzeit: 1. Oktober 2010 bis 30. September 2012
  • Zwölf Wirkstoffe
  • Neun Vertragspartner
  • 300 Millionen Euro AOK-Umsatzvolumen

Laufzeit: 1. Juni 2011 bis 31. Mai 2013
80 Wirkstoffe
30 Vertragspartner
Zwei Milliarden Euro AOK-Umsatzvolumen

  • Laufzeit: 1. April 2012 bis 31. März 2014
  • 95 Wirkstoffe
  • 34 Vertragspartner
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,9 Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. Oktober 2012 bis 30. September 2014
  • 19 Wirkstoffe
  • 14 Vertragspartner
  • AOK-Umsatzvolumen: 550 Millionen Euro
  • Laufzeit: 1. Januar 2013 bis 30. September 2014
  • 26 Wirkstoffe
  • 20 Vertragspartner
  • AOK-Umsatzvolumen: 420 Millionen Euro
  • Laufzeit: 1. Juni 2013 bis 31. Mai 2015
  • 91 Wirkstoffe
  • 39 Vertragspartner
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,9 Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. April 2014 bis 31. März 2016
  • 112 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
  • 53 Partnerunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 2,1 Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. Oktober 2014 bis 30. September 2016
  • Verträge über 57 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
  • (drei im Mehrpartnermodell vergeben)
  • 27 Partnerunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,1 Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. Juni 2015 bis 31. Mai 2017
  • 109 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
  • 28 Vertragspartnerunternehmen
  • AOK-Umsatzvolumen: rund zwei Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. April 2016 bis 31. März 2018
  • 103 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen (105 Fachlose)
  • 45 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,9 Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. April 2016 bis 31. März 2018
  • Verträge über drei Wirkstoffe (alle im Mehrpartnermodell)
  • 10 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 150 Millionen Euro
  • Laufzeit: 1. Oktober 2016 bis 30. September 2018
  • 54 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 55 Fachlosen
  • (vier Wirkstoffe im Mehrpartnermodell vergeben)
  • 34 erfolgreiche Pharmaunternehmen/ Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen pro Jahr: 1,1 Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. Juni 2017 bis 31. Mai 2019
  • 110 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 112 Fachlosen
  • 17 Wirkstoffe im Mehrpartnermodell vergeben
  • 39 beteiligte Pharmaunternehmen/ Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen pro Jahr: rund zwei Milliarden Euro
  • Laufzeit: 1. April 2018 bis 31. März 2020
  • Verträge über 119 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen (121 Fachlose)
  • 23 Fachlose im Mehrpartnermodell
  • 49 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: rund 2,2 Milliarden Euro
  • (abweichender Vertragsstart Fentanyl als AOK XIX-2: 1. August 2018)
  • Laufzeit: 1. Oktober 2018 bis 30. September 2020
  • Verträge über 57 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 58 Fachlosen
  • 5 im Mehrpartnermodell vergeben
  • 27 beteiligte Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,2 Milliarden Euro pro Jahr
  • Laufzeit: 1. Juni 2019 bis 31. Mai 2021
  • Verträge über 117 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 118 Fachlosen (20 im Dreipartnermodell vergeben)
  • 35 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 2,3 Milliarden Euro pro Jahr
  • Laufzeit: 1. April 2020 bis 31. Januar 2022
  • Verträge über 111 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
  • 114 Fachlosen (21 im Mehrpartnermodell vergeben)
  • 51 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 2,2 Milliarden Euro pro Jahr
  • Laufzeit: 1. Oktober 2020 bis 30. September 2022
  • Verträge über 57 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 58 Fachlosen (acht im Mehrpartnermodell vergeben)
  • 34 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
  • AOK-Umsatzvolumen: 1,1 Milliarden Euro pro Jahr

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  • Erfolgsmodell AOK-Arzneimittelrabattverträge

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