GKV startet mit leichtem Minus ins neue Jahr
Die Lage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bleibt angespannt. Die Krankenkassen insgesamt haben den leichten Überschuss aus dem Jahr 2022 nicht in das erste Quartal 2023 retten können und sind wieder ins Minus gerutscht.
Die gesetzliche Krankenversicherung In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind grundsätzlich alle Arbeiter und Angestellten… (GKV) ist im ersten Quartal 2023 mit 162 Millionen Euro wieder ins Minus gerutscht. Einnahmen von insgesamt 75,5 Milliarden Euro standen Ausgaben von 75,7 Milliarden Euro gegenüber. Das Jahr 2022 hatten die derzeit 96 Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… noch mit einem leichten Plus von 452 Millionen Euro abgeschlossen. Lediglich die Innungskrankenkassen Eine oder mehrere Handwerksinnungen können für die Betriebe der Mitglieder, die in einer… und die Landwirtschaftliche Krankenkasse erzielten einen leichten, jeweils zweistelligen Millionen-Überschuss.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einem „fast ausgeglichenen Ergebnis“. Mit dem Finanzstabilisierungsgesetz sei es gelungen, den Krankenkassen in einer prekären Finanzlage zu Beginn der Legislaturperiode zu helfen, sagte der SPD-Politiker und versprach: „Unser Ziel bleibt weiterhin, ein hohes Defizit der Kassen zu verhindern, gleichzeitig aber auch die Versicherten nicht über Gebühr zu belasten.“
Auf Basis des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes wurde zwar einerseits der Bundeszuschuss Bis 2004 wurde die gesetzliche Krankenversicherung - im Unterschied zur Renten- und… in den Gesundheitsfonds Der Gesundheitsfonds wurde durch das 2007 verabschiedete GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz eingeführt.… im Jahr 2022 um zwei Milliarden auf 16,5 Milliarden aufgestockt, im Gegenzug belastete das Gesetz allerdings die Beitragszahler mit der Anhebung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,3 Prozentpuknte auf 1,6 Prozent, was sich auf – mitunter auch noch stärker – auf die kasseninidividuellen Zusatzbeiträge niederschlug. Zudem mussten die Krankenkassen nach 2021 auch 2022 ihre Rücklagen abschmelzen, diesmal um 2,5 Milliarden Euro.
Der Gesundheitsfonds verfügte zum Stichtag 16. Januar 2023 über eine Liquiditätsreserve von rund zwölf Milliarden Euro und verzeichnete im ersten Quartal 2023 saisonbedingt ein Defizit von 3,7 Milliarden Euro, da die Einnahmen unterjährig schwanken und insbesondere im letzten Quartal aufgrund von Jahressonderzahlungen wie beispielsweise Weihnachtsgeld höher ausfallen. In diesem Jahr resultiert ein allerdings nicht unerheblicher Teil des Defizit ebenfalls aus den Regelungen des GKV-Finazstabilisierungsgesetzes, die die eine Absenkung der Obergrenze der Liquiditätsreserve vorsehen, um die Zusatzbeiträge der Krankenkassen zu stabilisieren.
Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums im Vergleich zum ersten Quartal 2022 um 6,2 Prozent gestiegen. Verantwortlich dafür seien insbesondere die zuletzt – allerdings inflationsbedingt – kräftigen Tariflohnsteigerungen. Auch die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde zum 1. Oktober 2022 sowie der Abbau der Kurzarbeit gegenüber dem ersten Quartal 2022 wirken sich positiv aus.
Auf der Ausgabenseite verzeichnet das Ministerium ein Plus von insgesamt 4,6 Prozent. Während die Leistungsausgaben demnach um 5,3 Prozent zulegten, sanken die Verwaltungsksoten um 9,7 Prozent.
Das vorläufige Finanzergebnis für das erste Quartal 2023 nach Kassenarten
- AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… : - 57 Millionen Euro
- Ersatzkassen Ersatzkassen waren ursprünglich privatrechtlich organisierte Versicherungsvereine auf… : - 38 Millionen Euro
- Betriebskrankenkassen Der Arbeitgeber kann für einen oder mehrere Betriebe eine Betriebskrankenkasse (BKK) errichten, wenn… : - 74 Millionen Euro
- Innungskrankenkassen: + 66 Millionen Euro
- Knappschaft Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See fungiert als Renten-, Kranken- und… -Bahn-See: - 71 Millionen Euro
- Landwirtschaftliche Krankenversicherung (außerhalb RSA): + 12 Millionen Euro
Ausgaben der GKV im ersten Quartal 2023 in ausgewählten Bereichen
Ausgaben in Milliarden Euro | Veränderungsrate GKV | Veränderungsrate AOK | |
Ärztliche Behandlung | 11,991 | 0,4 | -1,2 |
Zahnärztliche Behandlung | 3,414 | 1,3 | 0,8 |
Zahnersatz | 0,958 | -0,8 | 0,2 |
Arzneimittel | 12,333 | 1,6 | 1,2 |
Hilfsmittel | 2,691 | 6,1 | 4,8 |
Heilmittel | 2,935 | 6,6 | 8,1 |
Krankenhaus | 22,937 | 6,5 | 4,8 |
Krankengeld | 4,927 | 6,5 | 8,1 |
Fahrkosten | 2,174 | 7,9 | 4,5 |
Vorsorge- und Reha-Maßnahmen | 0,989 | 10,2 | 7,1 |
Schutzimpfungen | 0,641 | 13,9 | 11,5 |
Schwangerschaft/Mutterschaft ohne stationäre Entbindung | 0,372 | -4,6 | -4,7 |
Häusliche Krankenpflege | 2,227 | 9,5 | 10,0 |
Netto-Verwaltungskosten | 3,156 | -10,7 | 1,0 |
Veränderungsrate je Versicherter gegenüber 2022 in der GKV und der AOK
Quelle: BMG, KV-45-Zahlen, 30.06.23