Brustkrebs: Studie weist Nutzen des Screenings nach
Rund die Hälfte aller anspruchsberechtigten Frauen nimmt in Deutschland am Mammografie-Screening-Programm teil. Eine aufwendige Evaluation hat gezeigt, dass diese Früherkennung die Sterblichkeit bei Brustkrebs deutlich verringert. Fachleute wollen mit dem Ergebnis mehr Frauen motivieren, der Einladung zum zertifizierten Programm zu folgen.

Jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Die häufigste Krebsart bei Frauen ist heute heilbar – wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Ein Meilenstein im Kampf gegen Brustkrebs in Deutschland ist das seit 20 Jahren bestehende Mammografie-Screening-Programm für Frauen von 50 bis 69 Jahren (seit 2024 auch für Frauen bis 75 Jahren). Seinen Nutzen hat es nun in einer großen Evaluation nachgewiesen. Unter den Frauen, die am Screening teilnahmen, gingen die Brustkrebs-Todesfälle demnach um 20 bis 30 Prozent zurück. Das heißt, etwa jeder vierte Todesfall konnte durch eine frühzeitige Diagnose vermieden werden. Für die vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) koordinierte und von der Universität Münster geleitete Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten aus den Jahren 2009 bis 2018 ausgewertet.
Teilnahmerate erhöhen
Bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin äußerten sich die Beteiligten aus Wissenschaft und Praxis euphorisch. „Das ist ein großartiges Ergebnis“, lobte Gerd Nettekoven von der Stiftung Deutsche Krebshilfe. „Die Früherkennungsuntersuchungen waren nicht unumstritten. Mit solchen Ergebnissen haben wir jetzt die Möglichkeit, die informierte Entscheidung für das Mammografie-Screening zu unterstützen und die Teilnahmerate zu erhöhen.“ Das bekräftigte Hedy Kerek-Bodden, Vorstandsvorsitzende vom Haus der Krebs-Selbsthilfe: „Es gilt, diese Ergebnisse in eine breite Öffentlichkeit zu bringen. Wir werden das in der Selbsthilfe mit Freuden tun.“
„Die Qualität, die wir in Deutschland haben, ist wirklich herausragend.“
Patientenbeauftragter der Bundesregierung
Gesundheitskompetenz verbessern
Auch Stefan Schwartze, Patientenbeauftragter der Bundesregierung, will „dieses hervorragende Ergebnis an allen Ecken und Enden bekannt machen“. Ein Hindernis sieht er in der mangelnden Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung: „Wir brauchen niedrigschwellige Ansätze, um alle zu erreichen. Dazu eignen sich am besten persönliche Geschichten.“ Gleichzeitig wies Schwartze daraufhin, dass der Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich eine Ausweitung des Screenings erschweren könnte. Das bestätigte eine am Programm in der Alb-Bodensee-Region Beteiligte aus dem Auditorium: „Wir tun uns schwer, das Mehraufkommen zu stemmen, weil uns das Personal fehlt.“
Die seit Jahren sinkende Brustkrebssterblichkeit führte Professorin Annette Lebeau, Referenzpathologin im Mammografie-Screening-Programm, auf das Zusammenspiel von Screening-Programm, zertifizierten Zentren zur Krebsbehandlung und der S3-Leitlinie zurück. „Die Qualität, die wir in Deutschland haben, ist wirklich herausragend.“ Das könne junge Menschen motivieren, in dem Bereich zu arbeiten.
Zukunftsaufgaben angehen
Um die Zukunft des Screenings ist den Beteiligten nicht bange. Entwicklungsaufgaben sieht Professor Walter Heindel, Leiter des Referenzzentrums Mammografie Münster, darin, „mittelfristig zu einem risikobasierten Screening, systematisch und digital“ zu kommen. Zudem brauche das Programm Fortentwicklungen für die rund sieben Prozent aller Frauen, die ein sehr dichtes Brustdrüsengewebe haben. Auch Heindel sieht als Aufgabe, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu verbessern.
Mit den Ergebnissen der Untersuchung, laut Bundesamt für Strahlenschutz „sowohl hinsichtlich der Zahl eingeschlossener Frauen wie auch vom methodischen Umfang her eine der größten Studien zu diesem Thema“, liegt Evidenz für die Fortführung und Ausweitung des Programms vor. Die Kosten der Studie in Höhe von rund zehn Millionen Euro trugen das Bundesumweltministerium, das Bundesgesundheitsministerium sowie die Kooperationsgemeinschaft Mammografie.
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