Unterschiede im Erleben der Klinik werden sichtbar
Die meisten Versicherten sind mit ihrem Krankenhausaufenthalt zufrieden – das zeigt eine große AOK-Befragung. Gleichzeitig wird Versorgung unterschiedlich erlebt. Der Versorgungsforscher Patrick Brzoska hat den Fragebogen mitentwickelt und erklärt die Herausforderungen bei der Erhebung.

84 Prozent der Patientinnen und Patienten würden ihre Klinik weiterempfehlen. Das ist das Ergebnis der bislang größten Befragung zur Zufriedenheit mit der Krankenhausversorgung in Deutschland. Dafür verschickten die beteiligten AOKs rund 400.000 Fragebögen. Die Ergebnisse für die 833 Klinikstandorte, abrufbar im AOK-Gesundheitsnavigator, zeigen aber auch Ausreißer nach unten. So lag rund ein Zehntel der Krankenhäuser bei der Gesamtzufriedenheit unter 81 Prozent.
„Das hohe Zufriedenheitsniveau unterstreicht den Wert eines Instruments, das hilft, innerhalb eines insgesamt gut bewerteten Systems jene Unterschiede zu zeigen, die für individuelle Entscheidungen und institutionelles Lernen entscheidend sind“, sagt dazu Prof. Patrick Brzoska, Inhaber des Lehrstuhls für Versorgungsforschung an der Universität Witten/Herdecke. Er und sein Team haben den Fragebogen entwickelt.
Fragebogen mit Aussagekraft
Der Fragebogen entstand schrittweise mithilfe qualitativer und quantitativer Methoden. „Zentrale Frage war, welche Kriterien Menschen bei der Klinikwahl besonders wichtig sind – um eine fundierte Grundlage für ein wertorientiertes Entscheidungssystem für Patientinnen und Patienten zu schaffen“, so Brzoska.
Basis war eine Auswertung bestehender Studien, um die zentralen Kriterien für den Fragebogen zu ermitteln. Zu deren Überprüfung führte das Team qualitative Interviews mit Patientinnen und Patienten durch. Auf dieser Basis entstanden Fragen, die in mehreren Runden erprobt wurden. „Die kognitive Testung war zentral für die Sicherung der inhaltlichen Klarheit, der bevölkerungsübergreifenden Verständlichkeit und der Anwendbarkeit des Instruments,“ erläutert Brzoska. Anschließend wurde der Fragebogen in einer größeren Stichprobe validiert – unter anderem hinsichtlich Stimmigkeit, Skalenstruktur und Vergleichbarkeit mit anderen Instrumenten.
„Durch die Kombination aus inhaltlicher Fundierung, qualitativer Exploration, kognitiver Testung und quantitativer Validierung entstand ein Fragebogen, der nutzerorientiert ist und den methodischen Standards für Erhebungsinstrumente entspricht“, sagt Brzoska.
Vielfalt im Blick
Die Systematik der Befragung greift gezielt die Vielfalt des Versorgungserlebens auf – „einerseits soziodemografische Aspekte wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder Migrationsgeschichte, andererseits lebensweltliche Perspektiven – also verschiedene Erfahrungshorizonte im Umgang mit dem Gesundheitssystem“, so Brzoska. Dazu trugen eine möglichst einfache Sprache und eine türkische Fassung bei. Dabei geht es laut Brzoska darum, „Unterschiede im Erleben und in der Wahrnehmung von Versorgung zwischen einzelnen Patientengruppen, Regionen und Einrichtungen sichtbar zu machen.“ Dies ermögliche es Kliniken, gezielt dort nachzuschärfen, wo Patientinnen und Patienten Verbesserungsbedarf sehen.
Zu diesem Zweck wurde auch ein eigener Fragebogen für Mütter entwickelt, die zur Geburt im Krankenhaus waren – „ein hochsensibler Moment, bei dem medizinische, emotionale und organisatorische Aspekte eng zusammenwirken“, sagt der Versorgungforscher. Hieraus ließen sich spezielle Hinweise für die Weiterentwicklung der geburtshilflichen Versorgung ableiten.
AOK-Patientenbefragung zur Krankenhausversorgung
- größte Befragung bundesweit: 400.000 Fragebögen ausgewertet
- Ziel: Unterschiede im Versorgungserleben sichtbar machen
- Ergebnisse: 84 Prozent würden ihre Klinik weiterempfehlen, aber: rund 10 Prozent der Kliniken unter 81 Prozent Gesamt-Zufriedenheit
- Entwicklung: Uni Witten/Herdecke (Prof. Brzoska und Team)
- Fokus auf Vielfalt: Soziodemografie, Lebenswelt, Geburtserfahrungen
- Ergebnis: Kliniken erhalten gezielte Hinweise zum Nachbessern
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