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Eigenanteile für Heimbewohner um fast 20 Prozent gestiegen  

11.01.2024 3 Min. Lesedauer

Pflegebedürftige in Heimen mussten nach einem zwischenzeitlichen Rückgang bei den Eigenanteilen im Jahr 2023 wieder deutlich mehr aus eigener Tasche zahlen. Im Vergleich zu 2022 stiegen die pflegebedingten Zuzahlungen um 19,2 Prozent, wie eine heute vorgelegte Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt. Die durchschnittliche Gesamtbelastung betrug damit 2.267 Euro pro Monat und stellt einen neuen Spitzenwert dar. Der AOK-Bundesverband fordert von der Politik „wirksame und nachhaltige Lösungen“ zur Begrenzung der Eigenanteile sowie zur finanziellen Entlastung der Betroffenen.

Die WIdO-Analyse zeigt, dass den Bewohnerinnen und Bewohnern Ende 2023 von der Pflegeversicherung durchschnittlich 569 Euro pro Monat für ihre pflegebedingten Eigenanteile in Form der nach Wohndauer gestaffelten Zuschläge erstattet wurden. Durchschnittlich 874 Euro mussten sie selbst für die Pflege zuzahlen, hinzu kamen im Schnitt 909 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 484 Euro für Investitionskosten. Die sich daraus ergebende Gesamtbelastung von 2.267 Euro liegt ungefähr auf dem Niveau von 2021 (2.233 Euro), dem Jahr vor Einführung der gestaffelten Entlastungsbeträge. Gerade bei Pflegebedürftigen mit langer Wohndauer hatten die Zuschläge 2022 für eine deutliche Belastungsminderung gesorgt.

Der Trend zu immer höheren Eigenanteilen sei ungebrochen, sagte WIdO-Expertin Antje Schwinger. Im Jahr 2017 habe die durchschnittliche finanzielle Belastung der Heimbewohnerinnen und -bewohner mit 1.752 Euro noch mehr als 23 Prozent niedriger gelegen.

Zum Jahreswechsel sind die Zuschläge der Pflegekassen erhöht worden und für 2025 sind höhere allgemeine Leistungssätze vorgesehen. „Schon jetzt ist absehbar, dass die Kosten für die Pflege im Heim weiter steigen werden“, sagte Schwinger. Dies habe etwa mit gestiegenen Lohnkosten infolge der Verpflichtung der Einrichtungen zur tariflichen Bezahlung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und inflationsbedingten Tarifsteigerungen zu tun. 

AOK-Verbandschefin Carola Reimann forderte die Herausnahme der Ausbildungskosten aus den Eigenanteilen. „Dies würde die Pflegebedürftigen in den Heimen auf einen Schlag um etwa eine Milliarde Euro entlasten.“ Auch sei nicht einzusehen, warum die Kosten für diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe bei den Pflegebedürftigen abgeladen würden, anstatt sie aus Steuermitteln zu finanzieren. Die Bundesländer seien gefordert, die Investitionskosten für die Pflegeheime vollständig zu übernehmen. Nicht zuletzt sei die Streichung des Bundeszuschusses zur Pflegeversicherung bis einschließlich 2027 ein falscher Schritt gewesen, monierte Reimann. (sev)

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