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WHO mahnt weltweiten Ausbau der Hebammenversorgung an

18.06.2025 2:30 Min. Lesedauer

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft dazu auf, die Versorgung durch Hebammen weltweit zu stärken und deren Rolle weiter auszubauen. Laut einer heute veröffentlichten neuen Leitlinie für die Hebammenpflege könnte bis zum Jahr 2035 der Tod von 4,3 Millionen Müttern und Babys verhindert werden, wenn Hebammen „Hauptbetreuerinnen von Frauen und Babys während der Schwangerschaft, der Geburt und der Phase danach“ seien. „Die Ausweitung und Investition in Hebammenmodelle der Pflege ist eine der effektivsten Strategien zur globalen Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen“, machte WHO-Expertin Anshu Banerjee deutlich.

In ihrem Leitfaden fordert die WHO, werdende Mütter von einer bekannten Hebamme oder einem kleinen Hebammenteam betreuen zu lassen. Zudem solle es hebammengeführte Geburtszentren und gemeindebasierte Angebote, zum Beispiel lokale Gesundheitszentren, geben. Dienstleistungen in Privatpraxen müssten reguliert und in die nationalen Gesundheitssysteme integriert werden. Diese Ansätze könnten an alle Länder angepasst werden, so Banerjee. Gleichzeitig warnte die WHO vor einer „Über-Medizinisierung bei der Geburt“. Während Kaiserschnitte und das Anwenden von Zangen bei klinischer Indikation unerlässlich und lebensrettend seien, verursache ihr übermäßiger Einsatz zum Teil Gesundheitsrisiken. In einigen Ländern finde bei jeder zweiten Geburt ein Kaiserschnitt statt.

Die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes, Ulrike Geppert-Orthofer, sprach sich dafür aus, die Kompetenz von Hebammen auch hierzulande zu stärken. „Das volle Potenzial der Hebammen ist in Deutschland bei weitem noch nicht ausgeschöpft“, schreibt sie in einem G+G-Beitrag. Mütter würden in ein System eingebunden, das auf Krankheit ausgelegt sei. „Die Folge: Eine Überversorgung gesunder Frauen mit technischen Eingriffen und eine Unterversorgung in sozialer und beratender Hinsicht.“ Die Expertin warb für eine Geburtshilfe, „die auf Vertrauen in physiologische Abläufe und präzise Risikostratifizierung“ setze. Diese sichere die besten Outcomes – ohne Übermedikation oder unnötige Eingriffe. (ts)

Foto: Ein frühgeborenes Baby liegt in einem Brutkasten.
Bei der Geburt sind Frauen in ein System eingebunden, das auf Krankheit ausgelegt ist, beklagt Ulrike Geppert-Orthofer. Sie sieht das Potenzial der Hebammen nicht ausgeschöpft.
18.06.2025Ulrike Geppert-Orthofer3 Min

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