Verbraucher wünschen sich verbindlichen Nutri-Score
Fünf Jahre nach der freiwilligen Einführung des Nutri-Scores in Deutschland spricht sich eine klare Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher für eine verpflichtende Kennzeichnung aller Lebensmittel aus. Das zeigt eine heute von Foodwatch vorgestellte repräsentative Befragung. Die Ergebnisse verdeutlichen zugleich große Verunsicherung im Umgang mit der Lebensmittelampel.
Für die Studie zur Wahrnehmung des Nutri-Scores befragten die Agentur Zühlsdorf & Partner und der Lehrstuhl Lebensmittelmarketing der Universität Göttingen online mehr als 1.000 Personen. Ein zentrales Ergebnis: Der Nutri-Score hat großes Potenzial als verbraucherfreundliches Kennzeichnungssystem. 61 Prozent befürworten seine verpflichtende Einführung, 91 Prozent kennen das Label bereits.
Dennoch nutzt nur rund ein Drittel den Nutri-Score (sehr) häufig beim Einkauf. Aus Sicht von Foodwatch ist das „kein Wunder“, da das Label bislang auf weniger als der Hälfte aller Lebensmittel zu finden sei. Das erschwere Produktvergleiche.
Auch in der Anwendung gibt es Hürden: Zwar werde der Nutri-Score „vom Grundsatz her gut verstanden“, erläuterte Mitautor Achim Spiller, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz. Viele seien jedoch unsicher, ob sich unterschiedliche Produktgruppen – „etwa Wurst mit einem veganen Brotaufstrich“ – vergleichen lassen. Hinzu kommen Zweifel an der Glaubwürdigkeit: Vielen sei nicht bewusst, dass der Nutri-Score unabhängig und wissenschaftlich entwickelt wurde. 71 Prozent wünschen sich mehr Erklärungen und Informationen.
Die Studie zeige, so Foodwatch-Expertin Luise Molling, dass der Nutri-Score zwar bekannt sei und eine deutliche Mehrheit seine verpflichtende Umsetzung unterstütze. Die freiwillige Anwendung stoße jedoch „an ihre Grenzen“. Bundesernährungsminister Alois Rainer (CSU) müsse das von Vorgängerin Julia Klöckner (CDU) initiierte Label deshalb verpflichtend einführen und mit einer Informationskampagne Missverständnisse ausräumen.
Dringenden Handlungsbedarf unterstreicht auch der jüngst vorgestellte Public Health Index von AOK-Bundesverband und Deutschem Krebsforschungszentrum: Deutschland bildet darin bei der Prävention ernährungsbedingter Erkrankungen europaweit das Schlusslicht. (sr)
Datenschutzhinweis
Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.
Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.