Update

Verbände werfen Lauterbach „eminenzbasierte“ Politik vor

11.04.2024 3 Min. Lesedauer

Die Bundesvertretungen der Krankenhäuser, Ärzte, Zahnärzte und Apotheken werfen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach „eklatante Defizite in der Kommunikation“ vor. Der SPD-Politiker ignoriere konsequent fachliche Beratung, bemängelten die Spitzen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der deutschen Apothekerverbände (Abda) heute gemeinsam in Berlin. Die Politik beschädige ohne Not die Versorgung.

„Uns eint die tiefe Sorge um die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Deutschland“, sagte DKG-Vorstandschef Gerald Gaß. „Wir werden nicht mit Krankenhausbetten Autobahnen blockieren.“ Das solle aber nicht heißen, „dass die Lage weniger problematisch ist als bei lautstark protestierenden Gruppen“. Nach einer aktuellen DKG-Umfrage plane mehr als die Hälfte der Krankenhausträger Stellenabbau sowie Stations- oder Standortschließungen, „um mit aller Macht Insolvenzen zu vermeiden“, erläuterte Gaß.

Lauterbach praktiziere „eminenzbasierte Medizin“, denke zentralistisch und ignoriere die Versorgungsrealität vor Ort, kritisierte KBV-Chef Andreas Gassen. Selbst bei Ampel-Abgeordneten sei eine „gewisse Ratlosigkeit“ gegenüber Lauterbach zu beobachten, sagte Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening. Außer „netten Überschriften“ habe seine Politik bisher wenig gebracht. Der Apothekenalltag sei nach wie vor durch Arzneimittel-Engpässe und Probleme mit dem eRezept geprägt.

Bis heute habe Lauterbach nicht direkt mit der DKG über die Krankenhausreform gesprochen, bedauerte Gaß. Es sei bezeichnend, dass der Minister bereits vor der Verbändeanhörung zum Referentenentwurf an diesem Nachmittag eine Pressekonferenz geben habe. Früher sei es üblich gewesen, die Expertise der Verbände vor einem Referentenentwurf einzubinden“, kritisierte KZBV-Chef Martin Henkes.

Der AOK-Bundesverband unterstützte die Kritik an „zentralistischen Vorgaben aus Berlin“ und die Forderung nach flexibleren Lösungen vor Ort. „Wer nachhaltige Reformerfolge erzielen will und die Bevölkerung dabei mitnehmen möchte, muss Expertise und regionale Kompetenz ernst nehmen“, sagte Vorstandschefin Carola Reimann. Es fehle allerdings nicht an Geld. Das Gesundheitswesen leide „vor allem an veralteten Strukturen, hierarchischen Arbeitsweisen und verschleppten Reformen“. Nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes werden die Versorgungsausgaben der Kassen in diesem Jahr erstmals die Grenze von 300 Milliarden Euro überschreiten. (toro)

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.