US-Vogelgrippe-Ausbruch: „Wie ein Unfall in Zeitlupe“
Unter Experten wächst die Unruhe über den anhaltenden Vogelgrippe-Ausbruch bei Milchkühen in den USA. Zugleich verschärft sich die Kritik am Krisenmanagement der Behörden. Inzwischen sind 139 Herden in zwölf US-Staaten betroffen. Die US-Behörde CDC meldete zudem die vierte Infektion bei einem Menschen. Der Farmarbeiter habe milde Symptome gezeigt. „Es ist sehr bedenklich, was sich da zusammenbraut", sagte die Virologin Isabella Eckerle dem Sender NTV. Ähnlich äußerte sich ihr Kollege Christian Drosten: „Alle Fachleute sind besorgt.“ Solche „extrem großen Ausbrüche bei Kühen“ habe es noch nicht gegeben. Eine Pandemie sei „momentan nicht wahrscheinlich, aber jederzeit möglich“, warnte der Virologe Klaus Stöhr.
Fachleute werfen den US-Behörden vor, zu wenig zu tun, um den Ausbruch einzudämmen. Es sei, wie einem „Unfall in Zeitlupe“ zuzusehen, meinte Eckerle. „Die Situation in den USA ist meines Erachtens nicht unter Kontrolle, weil einfach zu wenig getestet wird.“ Zwar müsse das Virus „noch ziemlich viele Hürden“ nehmen, um sich an den Menschen anzupassen. Aber dann könne die Lage schnell kritisch werden. Auch Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut bemängelte die dünne Datenlage und die schleppenden Maßnahmen. Er geht laut Medien von einer hohen Dunkelziffer aus. „Man würde sich wünschen, dass in den USA jetzt entschlossen vorgegangen wird“, sagte Drosten dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).
Vermutet wird, dass sich die Kühe beim Melken anstecken. In der Milch infizierter Kühe seien „absurd hohe Virusmengen“ gemessen worden, so Eckerle, die das Zentrum für neuartige Viruserkrankungen an den Universitätskliniken Genf leitet. „Das Virus hat im Euter anscheinend eine perfekte Umgebung gefunden, um sich zu vermehren.“ Experten überrascht, dass im Umfeld betroffener Farmen auch infizierte Mäuse entdeckt wurden. Nagetiere seien bisher nicht anfällig für das Virus gewesen, so Eckerle.
Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen rief die Bundesregierung im „Stern“ auf, sich auf eine mögliche Ausbreitung vorzubereiten. Viehbestände müssten strenger überwacht und der Notfallplan für die Vakzin-Produktion angepasst werden. Mitte Juni sicherten sich 15 EU-Länder 665.000 Dosen einer Impfung. Diese sind für Personen in Risikoberufen gedacht. Finnland hat bereits mit dem Impfen begonnen. Dort wütet das Virus seit längerem auf Pelztierfarmen. In Deutschland hält der Chef der Ständigen Impfkommission, Klaus Überla, Impfungen bisher nicht für nötig. Dies sei erst der Fall, wenn Infektionen etwa bei Kühen nachgewiesen werden, so Überla im BR. (cm)
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