Update

Studie: Viele ambulante Pflegedienste vor dem Aus

07.11.2024 3 Min. Lesedauer

Die Versorgungssicherheit Pflegebedürftiger durch ambulante Pflegedienste ist laut erstmals erhobenem „Wirtschaftsmonitor ambulante Pflege“ akut bedroht. Allein im vergangenen Jahr hätten 143 ambulante Pflegedienste Insolvenz angemeldet; die Dunkelziffer insolventer Pflegedienste dürfte jedoch um ein Vielfaches höher liegen, heißt es in der heute auf dem „Deutschen Pflegetag“ veröffentlichten Analyse. Für diese wurden zwischen 2020 und 2023 mehrere hundert Betriebe mit Jahresumsätzen zwischen 500.000 und 2,5 Millionen Euro untersucht. Grund hierfür seien vor allem die Lohnsteigerungen durch Anwendung des Tariftreuegesetzes in der Pflege seit 2022. Der Geschäftsführer und Organisator des Deutschen Pflegetages, Jürgen Graalmann, forderte schnelle Lösungen zur Stabilisierung der ambulanten Pflegestruktur.

„Die Anzahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland nimmt insbesondere aufgrund der demografischen Entwicklung rasant zu und wird in den nächsten 25 Jahren, also innerhalb einer Generation, von heute gut fünf Millionen auf fast 7,5 Millionen steigen“, warnte er. „Die Infrastruktur zur pflegerischen Versorgung dieser Menschen hält damit aber in keinster Weise Schritt.“

Laut Analyse führten vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen die Lohnsteigerungen dazu, dass Personalkosten von 67 Prozent im Jahr 2020 auf 72 Prozent 2023 stiegen. Durch verzögerte Erstattungen der Kostenträger und  notwendige Vorfinanzierungen der Pflegedienste gerieten diese in Liquiditätsprobleme, heißt es weiter. Graalmann rief dazu auf, die Zahlungsfähigkeit der ambulanten Pflegedienste schnell zu sichern: „Angesichts der auch bei den Kostenträgern – Pflegekassen und Kommunen als Sozialhilfeträger – knappen finanziellen Ressourcen wird angeregt, dafür befristet und allein überbrückend auf den Pflegevorsorgefonds bei der Bundesbank zurückzugreifen.“ Dort würden über zehn Milliarden Euro liegen, die ab 2034 zur Abfederung der demografisch bedingten Mehrausgaben dienen sollten. Für Vergütungsverhandlungen mahnte er neben pflegerischer Kompetenz auch ein „effizientes Finanzcontrolling und betriebswirtschaftliche Kenntnisse“ an. (ts)

Pflichtfelder sind gekennzeichnet.

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.