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Softwareprobleme sorgen für Frust in den Arztpraxen

02.05.2024 3 Min. Lesedauer

In fast der Hälfte der Arzt- und Psychotherapiepraxen in Deutschland hakt mehrmals pro Woche oder sogar täglich die Praxissoftware. Nur ein Viertel der Praxen ist zufrieden mit dem eingesetzten IT-System. Das geht aus heute vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Umfrageergebnissen hervor. Durch die Einführung der Telematik-Infrastruktur würden gerade bei älteren Praxissystemen „Funktionalität und Verlässlichkeit auf eine harte Probe gestellt“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. Das belaste auch die medizinische Versorgung.

Nach Angaben des Zi sind derzeit rund 130 unterschiedliche Praxisverwaltungssysteme (PVS) im Einsatz, darunter 76 kleinere Anbieter und „Auslaufmodelle mit weniger als 100 Installationen“. Knapp 40 Prozent der PVS entfallen laut Zi auf zwei Systemhäuser. Marktführer für Arztpraxissoftware in Deutschland ist die börsennotierte CompuGroup Medical. Laut Online-Befragung gehören ausgerechnet die am weitesten verbreiteten Systeme nicht zu denen, die Praxisinhaber weiterempfehlen würden. Auf Basis der Befragung stufte das Zi 15 Systeme als besonders zuverlässig ein, 23 PVS fielen durch. Die Top-15-Liste veröffentlichte das Institut heute, „um wechselbereiten Praxen eine vorläufige Orientierung zu bieten“, so Stillfried. Nötig sei jedoch der Aufbau einer regelmäßig aktualisierten Referenzdatenbank.

„Fällt die Software aus und gibt es Probleme den Support zu erreichen, steht die Praxis still“, sagte der Zi-Chef. Softwarefehler könnten allerdings auch durch den Konnektor der Gematik verursacht werden. Dieser stellt die Verbindung zur Telematik-Infrastruktur her und ermöglicht neue digitale Dienste wie das elektronische Rezept oder die elektronische Patientenakte. Stillfried forderte eine „Belohnung“ der Praxen für den Wechsel zu einem nachweislich leistungsfähigeren PVS: „Dies hätte das Potenzial, die medizinische Versorgung für die Mehrheit der gesetzlich Versicherten deutlich zu verbessern.“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung forderte die PVS-Hersteller heute zu mehr Transparenz und Information auf. Dazu gehöre eine Rahmenvereinbarung mit der KBV, sagte Vorstandsmitglied Sibylle Steiner. Grundsätzlich darf in Deutschland kein PVS ohne Zertifizierung durch die KBV eingesetzt werden. Bei der Prüfung müssen die Anbieter jedoch lediglich nachweisen, dass sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, die Art oder Qualität der Umsetzung ist bislang keine Voraussetzung für die Zertifizierung. (toro)

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