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Arme sterben weiterhin Jahre früher

12.03.2024

Auch im wohlhabenden Deutschland mit seinem breiten Versorgungsangebot sterben Ärmere im Schnitt Jahre früher als Menschen mit hohem Einkommen. Auf die weitreichenden Folgen sozialer Ungleichheit wies heute das Robert-Koch-Institut (RKI) zum „Tag des Gesundheitsamtes“ am 19. März hin.

 „Frauen in der höchsten Einkommensgruppe haben eine um mehr als vier Jahre höhere Lebenserwartung als Frauen in der niedrigsten Gruppe. Bei Männern beträgt diese Differenz mehr als acht Jahre“, sagte RKI-Präsident Lars Schaade. „Armut macht krank.“ Die Folgen seien auch ein höherer Bedarf an medizinischen Leistungen.

Bildung, Beruf und Einkommen beeinflussten die Gesundheitschancen, erläuterte Schaade. Die negativen Effekte von Armut kumulierten im Lebensverlauf. Ärmere litten häufiger an chronischen Krankheiten, Unfallverletzungen sowie Behinderungen und fühlten sich gesundheitlich weniger fit. Zugleich nutzten sie Präventionsangebote seltener. Armut erschwere auch eine gesunde Lebensweise. In ärmeren Vierteln gebe es beispielsweise oft weniger Parks und Sportangebote. Sozial benachteiligte Menschen würden von der Regelversorgung zudem weniger gut erreicht. Gerade der öffentliche Gesundheitsdienst spiele daher eine Schlüsselrolle, diese Gruppen anzusprechen, so das RKI.  

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Kluft zwischen Arm und Reich mit Sorge. Diese sei ein Grund, dass Deutschland bei der Lebenserwartung in Westeuropa hinten liege, sagte er vergangene Woche beim heute endenden Kongress „Armut und Gesundheit“. Der SPD-Politiker will unter anderem mit Gesundheitskiosken gegensteuern. Diese sollen in den 1.000 ärmsten Stadtteilen des Landes Lücken bei Arztpraxen abfedern. Zugleich will er die neue Präventionsbehörde Bipam aufbauen, die sich um nicht übertragbare Krankheiten kümmert. Darin sollen auch Teile des RKI aufgehen. Der Rest des RKI soll sich auf Infektionskrankheiten fokussieren.

Experten bemängeln allerdings, die Pläne griffen zu kurz. Prävention sei eine Querschnitt-Aufgabe der Politik. „Gesundheit ist nur zu einem begrenzten Anteil ein Ergebnis der Gesundheitsversorgung. Zum überwiegenden Teil ist Gesundheit geprägt vom Alltag der Menschen, also von der Art und Weise, wie Menschen wohnen, arbeiten, lernen und leben“, betont das „Zukunftsforum Public Health“. Beim Kongress „Armut und Gesundheit“ in Berlin diskutierten 2.200 Teilnehmer an drei Veranstaltungstagen über gerechte Gesundheits- und Klimachancen. (cm)

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