WIdO: Große Qualitätsunterschiede bei Prostata-OPs
Die Komplikationsraten nach einer vollständigen Entfernung der Prostata unterscheiden sich deutlich zwischen deutschen Kliniken. Das belegt eine heute veröffentlichte Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Demnach lag die Komplikationsrate im besten Fünftel der Häuser bei 6,4 Prozent, im schlechtesten bei 23 Prozent. Grundlage waren die Daten von rund 17.600 AOK-Versicherten aus den Jahren 2021 bis 2023. Die Ergebnisse sind ab sofort im AOK-Gesundheitsnavigator abrufbar. Insgesamt werden in Deutschland jährlich rund 34.700 radikale Prostatektomien durchgeführt.
Nach Angaben des WIdO ließen sich bei einer gezielten Steuerung der Patienten in Kliniken mit überdurchschnittlicher Qualität rechnerisch rund 480 Komplikationsfälle im Jahr vermeiden. „Das würde viel Leid verhindern und gleichzeitig Folgekosten reduzieren“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. Die Auswertung beruht auf dem Verfahren „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR), bei dem Komplikationen bis zu einem Jahr nach der Operation erfasst werden. Dadurch können auch Folgeeingriffe berücksichtigt werden. Reimann sagte, derartige Informationen zur Behandlungsqualität böten derzeit weder der Bundes-Klinik-Atlas noch das Krankenhausverzeichnis.
Die Verbandschefin verwies zudem auf die Bedeutung zertifizierter Zentren: „Patientinnen und Patienten sollten bei planbaren Eingriffen prüfen, ob eine Klinik als Prostatakrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist.“ Unter anderem diese Information ist im AOK-Gesundheitsnavigator hinterlegt.
Christian Gilfrich, Chefarzt an der Klinik für Urologie am Klinikum St. Elisabeth Straubing und Mitglied im QSR-Expertenpanel, führte unter anderem technische Fortschritte als einen Grund für sinkende Komplikationsraten an. „In den vergangenen Jahren ist die Zahl roboterassistierter Eingriffe deutlich gestiegen. Diese Technik führt zu weniger Blutverlust, kleineren Schnitten und insgesamt schonenderen Verläufen“, sagte Gilfrich „Pro Dialog“, der AOK-Beilage der Ärztezeitung. Auch für Kliniken selbst seien die QSR-Daten hilfreich. „Wir vergleichen jährlich unsere Ergebnisse mit anderen Häusern. Diese Transparenz hilft, Schwachstellen zu erkennen – etwa in der Patientenauswahl, der OP-Vorbereitung oder der Ausbildung“, so der Urologe.
Im Gesundheitsnavigator sind zudem Qualitätsdaten zu zwölf weiteren Eingriffen – darunter Hüft- und Knieoperationen – verfügbar. AOK-Vorständin Reimann kündigte an, die Datenbasis schrittweise zu erweitern: Ziel sei, Patientinnen und Patienten bei planbaren Operationen eine verlässliche Orientierung zu geben und die Versorgungsqualität langfristig zu verbessern. (fb)

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