Ausgestaltung des Primärarztmodells sorgt für Kontroversen
Die Ausgestaltung des von der Bundesregierung geplanten Primärarztmodells sorgt für Kontroversen in der Ärzteschaft. Der Hausärzteverband forderte eine feste Bindung der Patienten an eine Hausarztpraxis, die dann stets zuerst aufgesucht werden müsste. „Dadurch wird dann auch die Terminknappheit besser“, begründete Verbandschef Markus Beier im Deutschlandfunk. Die Bundesärztekammer (BÄK) tritt für ein intelligentes Primärarztsystem ein. Deren Präsident Klaus Reinhardt betonte heute am Rande des Ärztetages in Leipzig, ein Modell „immer zuerst zum Hausarzt“ sei nicht erstrebenswert. BÄK-Vizechefin Ellen Lundershausen verwies darauf, dass der Zugang zur hausärztlichen Versorgung nicht in allen Teilen Deutschlands gleich gut sei, und warb für „praktikable Lösungen“.
Der Ärztetag sprach sich für die Einrichtung eines Runden Tisches „Versorgungssteuerung“ aus, um die Reform vorzubereiten und umzusetzen. Alle betroffenen Akteure müssten frühzeitig einbezogen werden, heißt es in einem Leitantrag des BÄK-Vorstandes. Ziel müsse eine Patientensteuerung sein, „die sich ausnahmslos nach den Kriterien einer medizinischen Notwendigkeit und eines medizinischen Nutzens“ ausrichte.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken sagte im ZDF, den Hausarzt zum ersten Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten zu machen, halte sie für einen „guten Weg, um die Patienten besser zu steuern (...) und schnellere Termine zu bekommen“. Zustimmung kam vom AOK-Bundesverband. „Wir brauchen mehr Verbindlichkeit und Verlässlichkeit für den Weg in die und durch die Versorgung“, sagte die Geschäftsführerin Versorgung, Sabine Richard.
Hausärzte-Chef Beier versicherte, seine Kolleginnen und Kollegen könnten die Aufgabe stemmen. Das Modell dürfe aber kein reines „Überweisungssystem“ sein, schränkte er ein. Es gebe ein „großes Bedürfnis“ bei den Patienten, „persönlich und fachlich bei der Hand genommen zu werden.“ Pflegerats-Präsidentin Christine Vogler warnte vor einem arztzentrierten Modell. Gesundheitsfachberufe müssten gleichberechtigt zusammenarbeiten. „Die Überlastung vieler Hausarztpraxen ist längst Realität“, sagte sie.
Zuvor hatte ein Positionspapier zur Patientensteuerung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für Ärger bei den Hausärzten gesorgt. Das Modell sieht unter anderem vor, dass außer Hausärzten auch Gynäkologen als Primärärzte erste Anlaufstelle sein können.
Der Ärztetag befasste sich zudem mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin. Der Chef der Berliner Ärztekammer, Peter Bobbert, plädierte in der Debatte dafür, die Entwicklung aktiv zu gestalten. „Bei der Digitalisierung waren wir spät dran. Das darf uns bei KI nicht passieren“, warnte der Internist. (at)
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