Update

Polioviren breiten sich in EU wieder aus

24.01.2025 2:30 Min. Lesedauer

Forscher der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC haben in Abwasserproben in mehreren EU-Staaten Polioviren gefunden. Die Poliomyelitis (Polio) oder Kinderlähmung konnte in Europa dank der früher über Kampagnen stark beworbenen Schluckimpfung für Kinder zurückgedrängt werden. Nun konnten in Proben aller deutschen Messstationen sowie in vier weiteren EU-Staaten Polioviren nachgewiesen werden.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) warnte: Nur 21 Prozent der einjährigen Kinder in Deutschland seien aktuell noch gegen die hochansteckende Poliomyelitis geimpft, die vor allem Kleinkinder betrifft und dauerhafte Lähmungen bis hin zum Tod verursachen kann.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wurden Polioviren in Deutschland an allen sieben regelmäßigen Abwasser-Messpunkten in München, Mainz, Bonn, Köln, Düsseldorf, Hamburg und Dresden sowie bei zusätzlichen Testungen in Berlin und Stuttgart nachgewiesen. Zudem wurden sie auch in Abwasserproben in Finnland, Großbritannien, Polen und Spanien entdeckt – jeweils in unterschiedlicher Ausbreitung. Während in Finnland nur an einer Messstation Erreger entdeckt wurden, gab es etwa in Großbritannien vier positive Proben.

Bei den Funden handelt es sich laut ECDC-Bericht nicht um Virus-Wildtypen, sondern um „ein zirkulierendes impfstoffabgeleitetes Poliovirus Typ 2 (cVDPV2)“, also um für die Impfung abgeschwächte, lebende Polioerreger. Alle Stämme seien genetisch miteinander verknüpft, jedoch habe die Sequenzanalyse eine „hohe genetische Diversität unter den identifizierten Stämmen innerhalb einzelner Abwasserstandorte“ gezeigt. Dies deute darauf hin, so die Forscher, dass die Viren aus Ländern eingeschleppt worden seien, in denen ein solcher Impfstoff verabreicht werde, etwa in asiatischen und afrikanischen Staaten. Zudem nehmen die Wissenschaftler an, dass „eine breitere geografische Verteilung über die positiven Probenahmestellen hinaus“ möglich ist.

Auch das RKI geht von einem Einschleppen von Schluckimpfstoff basierten Viren aus. Auch sie könnten für Menschen mit geringem Impfschutz gefährlich werden. Polio-Wildviren vom Typ 2 und Typ 3 seien ausgerottet, Polio-Wildviren Typ 1 kämen noch in Afghanistan und Pakistan vor. Die Poliomyelitis-Grundimmunisierung sollte laut Stiko bis zum Alter von einem Jahr abgeschlossen sein. (sg)

Foto: Porträt von Prof. Dr. med. Christian Karagiannidis, Pneumologe und Intensivmediziner an der Lungenklinik Köln-Merheim.
Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis rät dazu, aus der Pandemie zu lernen, ohne „darin verhaftet zu bleiben“. Um das Gesundheitswesen resilienter aufzustellen, müsse das Tempo der Gesetzgebung beibehalten werden. Die elektronische Patientenakte hält der in zwei Regierungskommissionen aktive Experte für einen „echten Quantensprung“.
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