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Corona-Aufarbeitung: Caritas fordert konstruktive Debatte

17.04.2024 2 Min. Lesedauer

In der Debatte um die Aufarbeitung der Corona-Pandemie warnt der Deutsche Caritasverband vor einseitigen Fehlerdiskussionen und Schuldzuweisungen. Es gehe darum, eine „andere Grundtonalität in den öffentlichen Diskurs zu bringen“, sagte Caritas-Chefin Eva Maria Welskop-Deffaa heute. „Ein öffentlicher Wettstreit, wer die meisten Fehler findet“, helfe ebenso wenig weiter wie das „An-den-Pranger-Stellen“ von Verantwortlichen. Forderungen nach einer Entschwärzung der Namen in den Protokollen des Krisenstabs vom Robert-Koch-Institut, nur um diese Menschen „übelsten Beschimpfungen“ in den sozialen Medien auszusetzen, seien kein konstruktiver Weg, um aus der Pandemie zu lernen.

Welskop-Deffaa regte stattdessen an, den Fokus auf die gesellschaftlichen Stärken der Pandemiebewältigung zu legen. „Wir müssen zurückschauen auf der Suche nach dem, was gut geklappt hat.“ Die Zeit sei von sehr großer Unsicherheit geprägt gewesen. Man habe es mit einem neuartigen, unbekannten und gefährlichen Virus zu tun gehabt. In dieser Krisensituation sei es großartig gewesen zu sehen, wie groß die Verantwortungsbereitschaft, Solidarität und Kooperationsbereitschaft gewesen sei. Dies seien drei wesentliche Stärken, „an die wir uns dringend erinnern müssen“, betonte die Caritas-Chefin.

„Wie wichtig eine tragfähige soziale Infrastruktur war und ist, wird jetzt, vier Jahre nach dem ersten Lockdown, erneut offenbar,“ so Welskop-Deffaa weiter. „Ein dichtes Netz der Gesundheitsversorgung, Familien- und Sozialberatungsstellen, eine Alten- und Behindertenhilfe mit auskömmlichen Personalschlüsseln – das alles wird dringend gebraucht.“ Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der 2020 ergriffenen Maßnahmen lasse sich nicht pauschal beantworten, denn sie seien nach dem damaligen Wissensstand getroffen worden. Aus heutiger Sicht hätte aber etwa das anfangs strikte Verbot von Angehörigenbesuchen und des Zugangs von Seelsorgenden zu Schwerstkranken schrittweise anders geregelt werden müssen. „Wir müssen auch die Bedeutung von sozialen Kontakten für das seelische Wohlbefinden erkennen.“ 

Die Ethikratsvorsitzende Alena Buyx regte unterdessen eine Aufarbeitung der Flut von Des- und Fehlinformationen an, die die Pandemie begleitet habe. Die Auswirkungen dieser „richtig intensiven Infodemie“ mit „sehr, sehr viel wildestem Zeug“ würden noch zu wenig beachtet, sagte die Münchner Medizinethikerin. (at)

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