Patientenschützer: Geld ersetzt weder Qualität noch Effizienz
Nach dem Krankenhausgipfel hat Patientenschützer Eugen Brysch gefordert, Qualität und Effizienz bei der geplanten Klinikreform konsequent in den Mittelpunkt zu stellen. „Davon hör‘ ich wenig oder gar nichts vom Bundesgesundheitsminister“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz im Deutschlandfunk.
Ziel der Reform müsse sein, dass sich Patientinnen und Patienten besser versorgt fühlten als heute. „Wir können Qualität in Deutschland nicht daran messen, wie viele Köpfe gerade an diesem Patienten gezählt werden, die ihn betreuen“, monierte Brysch. In deutschen Kliniken fehle es vollkommen an Patientensteuerung und geeignetem Qualitäts- und Fehlermanagement. Obwohl in den Häusern neun Prozent mehr Ärzte und 16 Prozent mehr Pflegekräfte arbeiteten als vor fünf Jahren, habe dies nicht zu einer besseren Versorgung geführt. Dieses Grundproblem gehe Lauterbach mit seiner Reform nicht an.
In diesem Zusammenhang übte der Patientenschützer auch Kritik an den so genannten Sicherstellungszuschlägen, mit denen versorgungsrelevante Häuser in dünn besiedelten Regionen erhalten werden sollen. „Das wird wenig Effizienz bringen, wenn wir nur mehr Geld ins System geben“, betonte Brysch. Es sei ein Irrweg, Kliniken mit Sicherstellungszuschlägen über Wasser zu halten, ohne dabei auf Effizienz und Qualität zu schauen. Auch der AOK-Bundesverband hatte moniert, die Politik schieße schon seit Jahren sehr viel Geld in eine unwirtschaftliche Krankenhauslandschaft. „Diese ineffizienten Strukturen können wir uns nicht länger leisten“, sagte AOK-Vorständin Carola Reimann.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte gestern in seiner Rede auf dem Krankenhausgipfel signalisiert, dass er im Reformstreit auf die Bundesländer zugehen wolle. „Wir werden im ländlichen Raum auch die Qualitätskriterien für die Krankenhäuser, die für die Sicherstellung notwendig sind, (...) dauerhaft aussetzen“, versprach der SPD-Politiker. Die Sicherstellungszuschläge würden noch einmal erhöht und bei Bedarf im Laufe des Verfahrens noch einmal angepackt werden. Die Länder pochen bei der Reform auf großzügige Ausnahmeregelungen, etwa bei Mengen- und Personalvorgaben für die Häuser.
Hingegen warnte der Medizinethiker Giovanni Maio vor einer Unterversorgung im ländlichen Raum. Die Reform werde die Kliniken zu einem drastischen Sparkurs auf Kosten der Versorgungssicherheit zwingen, prophezeite der Wissenschaftler von der Universität Freiburg ebenfalls im Deutschlandfunk. (at)
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