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Marburger Bund lehnt Abschaffung des Achtstundentags ab

16.10.2025 2 Min. Lesedauer

Die von der Bundesregierung angestrebte Streichung des Achtstundentags und die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden stößt bei der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) auf scharfe Kritik. „Wer die Tageshöchstgrenze aus dem Gesetz streicht, hebelt einen zentralen Pfeiler des Arbeitsschutzes aus“, sagte die Vorstandsvorsitzende Susanne Johna heute in Berlin. Die Grenze von acht Stunden sei durch arbeitsmedizinische Studien sehr gut begründet, erläuterte sie. Bei mehr als 7,5 Stunden nehme die Fehlerhäufigkeit zu, bei im Schnitt mehr als acht Stunden täglich steige die Burn-Out-Gefahr.

Flexibilität dürfe nicht heißen, dass Ärztinnen, Ärzte und andere Beschäftigte noch länger verfügbar sein müssten, betonte Johna. Die Gewerkschaft der angestellten Ärztinnen und Ärzte befürchtet, dass durch eine vollständige Auflösung der täglichen Arbeitszeitgrenzen die Belastung bereits jetzt stark beanspruchter Beschäftigter nochmals erheblich steigt. Das gelte im besonderen Maße für die Beschäftigten im Gesundheitswesen, heißt es in einem heute veröffentlichten Positionspapier. Schon jetzt böte das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) ausreichend Flexibilität, so der MB. Die tägliche Arbeitszeit könne unter bestimmten Bedingungen auf bis zu zehn Stunden verlängert werden.

Darüber hinaus gebe es eine Reihe von Ausnahmen, die ein Überschreiten der täglichen Höchstarbeitszeitgrenzen auf Basis tarifvertraglicher Regelungen ermöglichten. „Der Marburger Bund hat an verschiedenen Stellen in seinen Tarifverträgen davon Gebrauch gemacht“, unterstreicht die Gewerkschaft in ihrem Papier. Diese Regelungen seien das Ergebnis tarifvertraglicher Übereinkünfte, immer eingebettet in ein Schutzsystem, das auf Ausgleich und Begrenzung basiere und die Notwendigkeiten der Patientenversorgung berücksichtige.

„Besonders große Bauchschmerzen“ habe der MB damit, wenn die vermeintliche Flexibilität in den Zusammenhang mit einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebracht werde, sagte die Verbandsvorsitzende. Sie warnte: „Es wird nicht besser, sondern es wird schlechter.“

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB lehnt das Vorhaben der schwarz-roten Koalition ab. Der gestern beendete Sozialpartnerdialog des Bundesarbeitsministeriums habe gezeigt, „dass das Arbeitszeitgesetz in seiner jetzigen Form funktioniert“. Die geplanten Änderungen würden „nur Chaos stiften und zu Rechtsunsicherheit führen“, so der DGB. Das Aushebeln des Achtstundentages setze „viele Menschen massiv unter Druck, länger arbeiten zu müssen“, kritisierte der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke. „Das ist Gift für die Gesundheit.“ (imo)

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