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Kassenärzte präsentieren Vorschläge zur Patientensteuerung

26.05.2025 3 Min. Lesedauer

In der Debatte um mehr Steuerung im Gesundheitswesen haben die Kassenärzte heute ihre Position festgezurrt. Nach einer hitzigen Diskussion stimmte die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) heute mehrheitlich einem Papier zur Koordinierung der ambulanten Versorgung zu. „Ich denke, dass wir mit diesen Vorschlägen ein schlüssiges und gangbares Konzept vorlegen, wie ein primärärztliches System gelingen kann“, erklärte KBV-Chef Andreas Gassen auf der Versammlung vor Beginn des Deutschen Ärztetages am Dienstag in Leipzig.

Das KBV-Konzept sieht unter anderem vor, dass neben Allgemeinmedizinern und Internisten auch Kinder- und Jugendärzte sowie Frauenärzte künftig die Steuerung von Patienten übernehmen sollen. Zudem sollen chronisch Kranke ohne eine Überweisung weiter den Facharzt aufsuchen können. Die Vorsitzende des Deutschen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, kritisierte dies als „Steuerung light“ und forderte ein klares Bekenntnis zur Koordination durch Haus- und Kinderärzte.

Die schwarz-rote Koalition hatte sich bei ihren Verhandlungen auf ein Primärarztsystem verständigt. Unter diesem Modell „versteht jeder was anderes“, merkte Gassen an. Das KBV-Konzept berücksichtige, dass einige Patienten sich nicht steuern lassen wollten. Versicherte ohne einen steuernden Vertragsarzt sollten die Möglichkeit erhalten, über die KBV-Rufnummer 116117 Zugang zur fachärztlichen Versorgung zu bekommen. Eine zwingende primärärztliche Steuerung sei nicht für alle Patientengruppen sinnvoll. Gassen bekundete zudem Zweifel an dem von der Regierung erhofften Einsparpotential des Primärarztmodells. „Das wird nicht klappen“, pflichtete ihm die Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung, Petra Reis-Berkowicz, bei.

Gassen verwies auf die etwa 5.000 unbesetzten Hausarztsitze in Deutschland. Angesichts der Mangelsituation sei es nicht sinnvoll, Patienten nur zur Ausstellung einer Überweisung in die Hausarzt-Praxen zu lotsen. Allgemeinmedizinerin Buhlinger-Göpfarth betonte dagegen, das Primärarztsystem dürfe nicht als eine „Überweisungsmaschine“ gesehen werden. Zudem sei nicht verständlich, warum auch Gynäkologen als Primärärzte fungieren sollten. „Alle sind an Board, aber niemand im Cockpit“, kritisierte sie. KBV-Vize Stephan Hofmeister verlangte eine „ehrliche Diskussion“ über das Thema. „Es wird mit der Politik zu besprechen sein, was Steuerung kann und was angesichts der Zahlen und Fakten in der Versorgung und der demografischen Entwicklung wirklich dringend erforderlich ist.“ Finanzierung nach „Kassenlage“ sei jedoch der falsche Weg. Gassen forderte ein langfristiges Konzept zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung. (at)

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