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Jeder Zehnte gibt Job wegen Pflege auf

03.12.2025 2:30 Min. Lesedauer

In Deutschland kümmern sich derzeit fast sechs Millionen Menschen um ein pflegebedürftiges Familienmitglied – ohne professionelle Unterstützung. Viele von ihnen arbeiten zugleich. Wegen dieser Doppelbelastung gibt rund jeder Zehnte seinen Job auf. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege hervor, die G+G vorliegt. Demnach beendeten allein im Jahr 2022 etwa 400.000 Beschäftigte ihr Arbeitsverhältnis, um Angehörige oder Freunde zu versorgen.

Die IW-Studie basiert auf Daten des „Sozio-Ökonomischen Panels“ (SOEP) aus dem Jahr 2022. An den Befragungen nahmen rund 30.000 Personen aus 15.000 Haushalten in Deutschland teil. Laut der Analyse wird die häusliche Pflege vor allem von Menschen getragen, die noch im Berufsleben stehen. Demnach waren 2022 rund drei Viertel der insgesamt 5,7 Millionen Pflegenden jünger als 66 Jahre – und damit noch im erwerbsfähigen Alter. Betroffene seien deshalb auf flexible Arbeitsbedingungen angewiesen. Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sollten daher erwerbstätigen Pflegenden und ihren Arbeitgebern den notwendigen Handlungsspielraum ermöglichen, um individuelle Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Erwerbsarbeit zu schaffen und so die „Arbeitsmarktpartizipation“ der Pflegenden im Erwerbsalter hochzuhalten, fordern die Experten.

Ein noch nicht abgestimmtes Eckpunktepapier der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum Zukunftspakt Pflege greift diese Entwicklung auf. Es sieht vor, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für pflegende Beschäftigte spürbar zu verbessern. Das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) soll demnach 2026 zeitnah einen Referentenentwurf vorlegen, in dem das Pflegezeit- und das Familienpflegezeitgesetz „zusammengeführt“ und die Regelungen „im Sinne einer vereinfachten und flexibleren Inanspruchnahme für Arbeitgeber und pflegende Beschäftigte“ weiterentwickelt werden. Zudem solle geprüft werden, ob Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit für die „Übernahme von informeller häuslicher Pflegeverantwortung reduzieren“, in Zukunft „eine teilweise finanzielle Kompensation erhalten können“. 

Am 11. Dezember sollen die Ergebnisse der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Pflegereform präsentiert werden. (sr)

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