IW-Studie: Fachkräftelücke bei Gesundheit und Sozialem verdreifacht
Nur rund vier von zehn ausgeschriebenen Stellen im Gesundheits- und Sozialbereich können mit passenden Arbeitssuchenden besetzt werden. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der Wirtschaft (IW) zur Arbeitsmarktsituation in den Gesundheits- und Sozialberufen. Demnach hat sich die Fachkräftelücke in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht. Auch wenn sich die Zahl an offenen Stellen und qualifizierten Arbeitslosen „zuletzt konjunkturbedingt etwas angenähert“ habe, so fehlten bundesweit doch knapp 133.000 Arbeitskräfte in diesem Bereich, stellen die Autoren des IW-Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung fest. In dieser angespannten Lage sei vor allem die Suche nach „Spezialisten mit Bachelor- oder Fortbildungsabschluss“ besonders schwierig.
Laut Studie arbeiten rund fünf Millionen Beschäftigte in einem Sozial- oder Gesundheitsberuf. In etwa der Hälfte der 119 Berufsgattungen gibt es einen Mangel an Arbeitssuchenden mit passendem Profil. Besonders betroffen sind hier die Kinderbetreuung (20.875 unbesetzte Stellen) und die Pflege/ Altenpflege (17.656/ 15.230). Gravierend ist demnach der Mangel an Fachpersonal mit Bachelor-Abschluss, einer Weiterqualifizierung oder einer abgeschlossenen Ausbildung. Er macht drei Viertel der Fachkräftelücke im Bereich Soziales- und Gesundheit aus. Auf der Anforderungsebene „Fachkraft“, also mit Berufsabschluss, können rechnerisch 54.649 offene Stellen und auf dem Anforderungsniveau „Spezialisten“ 50.649 offene Stellen nicht mit Arbeitssuchenden besetzt werden.
Über alle Branchen hinweg macht allein das Gesundheits- und Sozialwesen knapp ein Viertel der gesamten Fachkräftelücke in Deutschland aus. Die IW-Experten mahnen: „Um auch bei einer steigenden Zahl an Personen, die auf ein funktionierendes Gesundheits- und Sozialsystem angewiesen sind, handlungsfähig zu sein, wird der Bedarf nach qualifizierten Fachkräften in diesen Berufen weiter ansteigen.“ Kurzfristig biete zwar etwa die Zeitarbeit eine Möglichkeit. Wichtig sei es aber, dass Politik und Arbeitgeber „alle Potenziale“ ausschöpften, um Fachpersonal hinzuzugewinnen und zu halten. Ansätze für eine „nachhaltige Fachkräftestrategie“ sehen die Autoren bei der Nachwuchsförderung mit einer steigenden Zahl an Ausbildungsverträgen, bei der Reduktion der Teilzeitarbeit, die bei Frauen in diesem Bereich bei überdurchschnittlichen 55,8 Prozent liege, bei Quereinsteigern und der Weiterqualifizierung sowie in der Fachkräfteeinwanderung. (sg)
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