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Gewalt gegen Frauen ist „weiterhin erschreckend hoch“

22.05.2024 3 Min. Lesedauer

Die Zahl der Beratungen beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hat sich seit Start der Hotline vor rund zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das geht aus dem heute vorgelegten Jahresbericht 2023 des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (Bafza) hervor. Danach gab es im vergangenen Jahr 59.000 Beratungen. 2014 waren es noch 25.000. Allein 2023 nahmen die Anfragen um zwölf Prozent zu. Das Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt sei „weiterhin erschreckend hoch“, sagte Bafza-Präsidentin Martina Hannak.

„Jede dritte Frau erlebt Gewalt – statistisch gesehen kennt jede und jeder Betroffene“, betonte Hannak. Der Anstieg der Beratungen sei auch auf die wachsende Bekanntheit der Hotline zurückzuführen. Im Schnitt gingen 2023 täglich 162 Hilfsanfragen bei den Mitarbeitern ein. Häusliche Gewalt beziehungsweise Gewalt in (Ex-)Paarbeziehungen war mit einem Anteil von 60 Prozent der häufigste Grund, gefolgt von sexualisierter Gewalt außerhalb von Beziehungen mit 5.200 Beratungen. Daneben meldeten sich Menschen unter anderem auch wegen psychischer Gewalt (3.200), Stalking (2.300), körperlicher Gewalt (2.100), Gewalt im Namen der „Ehre“ (348), Zwangsverheiratung (180), Menschenhandel (136) oder Genitalverstümmelung (23).

Mit 74 Prozent wendeten sich überwiegend die von Gewalt Betroffenen selbst an die Beratungsstelle. Bei 20 Prozent der Anfragenden handelte es sich um „unterstützende Personen“, also Bekannte, Freunde oder Angehörige von Gewaltopfern, die Beratung wünschten. Rund 53 Prozent der Kontakte erfolgten zwischen 18 Uhr abends und acht Uhr morgens, an Wochenenden und Feiertagen, wenn andere Einrichtungen meist nicht zu erreichen seien. Mit Abstand am häufigsten wurde die telefonische Kontaktaufnahme genutzt, gefolgt von Chat-Optionen und Mail.

Die Hotline ging im März 2013 an den Start. „Heute ist das Hilfetelefon als niedrigschwellige Anlaufstelle ins Hilfesystem fest etabliert“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Seit Juni 2023 ist die Hotline unter der kürzeren, europaweiten Rufnummer 116 016 zu erreichen. Das Angebot richtet sich an betroffene Frauen, an Menschen aus ihrem Umfeld sowie an Fachkräfte. Rund 100 Mitarbeiter beraten kostenfrei, vertraulich und rund um die Uhr zu allen Formen der Gewalt. Angeboten werden 18 Fremdsprachen sowie deutsche Gebärdensprache. Laut einer Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) in 2012 hat jede dritte Frau in der EU seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Befragt wurden 42.000 Frauen. Die wenigsten meldeten sich bei der Polizei. (cm)

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